Schwarzer Sonntag
gerollt, und die Männer kehrten dem Hubschrauber, der jetzt Wind aufwirbelnd aufsetzte, den Rücken zu. Der Lademeister machte das Handzeichen für Abstellen und winkte dem Piloten, heranzukommen. Der Rotor drehte sich langsamer, und die Flügelblätter senkten sich.
Der Pilot schwang sich mit einer einzigen Bewegung vom Sitz und aus dem Cockpit. Er trug eine Fliegerkombination der Marineinfanterie, die verblichen und an Knien und Ellbogen beinahe weiß war.
»Was ist denn los, Maginty?«
»Der Herr hier möchte mit dir reden«, sagte der Lademeister.
Der Pilot sah sich Corleys Ausweis an. Kabakov konnte in seinem dunklen Gesicht keinen besonderen Ausdruck entdekken.
»Können wir ins Büro gehen? Sie ebenfalls, Mr. Maginty«, sagte Corley.
»Meinetwegen«, sagte der Lademeister, »aber denken Sie daran - dieser Schaumschläger kostet uns 500 Dollar die Stunde. Vielleicht können wir uns etwas beeilen.«
Im Baubüro, wo erhebliche Unordnung herrschte, zog Corley das Foto von Fasil heraus. »Kennen Sie -«
»Warum stellen Sie sich nicht erst mal vor?« sagte der Pilot. »Das ist nicht mehr als höflich und kostet Maginty höchstens 12 Dollar.«
»Sam Corley.«
»David Kabakov.«
»Lamar Jackson.« Er reichte beiden feierlich die Hand.
»Es geht um eine Frage der nationalen Sicherheit«, sagte Corley, und Kabakov kam es vor, als bemerkte er bei dieser Eröffnung Corleys in den Augen des Piloten ein leises, amüsiertes Lächeln. »Haben Sie diesen Mann schon mal gesehen?«
Jackson runzelte die Brauen, als er das Foto betrachtete. »Ja, vor drei, vier Tagen, du warst gerade dabei, die Schlinge am Haken festzumachen, Maginty. Wer ist das überhaupt?«
»Wir fahnden nach ihm.«
»Nun, dann machen Sie sich’s hier bequem. Er hat gesagt, er kommt wieder.«
»Was denn - wirklich?«
»Wie sind Sie darauf gekommen, ihn ausgerechnet hier zu suchen?«
»Sie haben, was ihm fehlt«, sagte Corley. »Einen Helikopter. «
»Und wozu braucht er den?«
»Er hat es auf eine Menge Leute abgesehen. Wann kommt er wieder?«
»Das hat er nicht gesagt. Offen gestanden, ich habe auch nicht so genau hingehört. Er kam mir so ein bißchen komisch vor, er tat so scheißfreundlich. Was hat er denn sonst noch ausgefressen? Sie sagten doch -«
»Er ist ein Geisteskranker und ein Killer, ein politischer Fanatiker«, antwortete Kabakov. »Er hat mehrere Morde begangen. Er will Sie ermorden, um an den Helikopter ranzukommen, wenn es soweit ist. Also sagen Sie jetzt bitte genau, wie das mit ihm war.«
»Oh, verdammt«, sagte Maginty und fuhr sich mit einem Taschentuch übers Gesicht. »Das habe ich aber gar nicht gern.« Er blickte zur Tür der Baracke hinaus, als erwartete er, daß der Mann jeden Augenblick auftauchen müßte.
Jackson schüttelte den Kopf wie jemand, der sich überzeugen will, daß er nicht träumt, sagte dann aber ganz gelassen: »Er stand plötzlich auf dem Landeplatz, als ich mir hier drin eine Tasse Kaffee holen wollte. Ich hab ihn nicht weiter beachtet, denn hier stehen immer Leute rum, die zusehen, verstehen Sie? Dann fragte er mich aus, wie man Lasten transportiert und so, und was für ein Modell ich da fliege. Die Typenbezeichnung wollte er wissen, und dann wollte er auch noch einen Blick ins Cockpit werfen. Ich hab ihm erlaubt, in den Einstieg reinzugucken, aber anfassen durfte er nichts.«
»Und hat er reingeguckt?«
»Ja ... er wollte wissen, ob man zwischen dem Frachtraum und dem Cockpit hin und her gehen kann, und ich sagte, das ist sehr umständlich, denn dazu muß man einen der Sitze im Cockpit anheben. Ich erinnere mich genau, denn mir kam die Frage komisch vor. Meistens fragen die Leute, wieviel der Helikopter trägt, und ob ich nicht Angst habe, er fällt runter. Dann sagte er, er hätte einen Bruder, der würde auch diese Dinger fliegen, und er würde sich den hier bestimmt gern mal ansehen.«
»Hat er auch gefragt, ob Sie sonntags arbeiten?«
»Das wollte ich gerade sagen. Dreimal wollte der Kerl wissen, ob wir wirklich auch die Feiertage durcharbeiten, und ich habe gesagt, klar doch, ja, ja. Dann mußte ich wieder an die Arbeit, und er wollte mir unbedingt die Hand drücken.«
»Er fragte, wie Sie heißen, nicht wahr?«
»Ja.«
»Und wo Sie wohnen?«
»Stimmt.«
Kabakov fand Jackson sympathisch. Er sah aus wie jemand, der gute Nerven hat. Man brauchte für diesen Beruf gute Nerven. Und er sah aus, als könnte er notfalls auch kräftig zuschlagen.
»Sie waren als Flieger bei der Marineinfanterie?« fragte
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