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Schwarzer Sonntag

Schwarzer Sonntag

Titel: Schwarzer Sonntag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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Hubschrauber wirken drei Personen mit: der Pilot, der ›Bauchmann‹ und der Lademeister. Das hatte Fasil beim Zusehen auf dem Gelände des Superdome-Stadions gelernt. Der Pilot hält den Hubschrauber schwebend über der Last. Dirigiert wird er dabei vom Bauchmann, der so heißt, weil er bäuchlings hinter dem Piloten auf dem Boden des Rumpfes liegt, direkt nach unten auf die Last blickt und dem Piloten über Bordsprechfunk Anweisungen gibt.
Am Boden steht der Lademeister. Er befestigt den Haken an der Ladung. Der Haken kann von den Männern an Bord des Hubschraubers nicht durch Fernbedienung verriegelt werden, das kann nur unten geschehen. Im Notfall kann der Pilot die Ladung abwerfen, indem er auf einen roten Knopf am Steuerknüppel drückt. Das erfuhr Fasil bei einem kurzen Gespräch, das er mit dem Piloten während einer Arbeitspause geführt hatte. Der Pilot war sehr freundlich gewesen - ein Schwarzer mit klaren, weit auseinanderstehenden Augen hinter der Sonnenbrille. Möglich, daß dieser Bursche einem Kollegen erlaubte, ihm bei der Arbeit im Hubschrauber zuzusehen. Das würde dann für Awad eine gute Gelegenheit sein, sich mit dem Cockpit des Hubschraubers näher vertraut zu machen. Fasil hoffte, daß Awad ein sympathisch wirkender Mann war.
Am Tage des Super Bowl-Spiels würde er den Piloten sofort erschießen und jeden, der sich einmischen wollte, ebenfalls umbringen. Awad und Dahlia sollten den Hubschrauber besteigen, und er selber würde den Lademeister machen. Dahlia würde dafür sorgen, daß der Hubschrauber später über dem Stadion genau die richtige Position einnahm, und während Awad noch auf den Befehl wartete, die Bombe abzuwerfen, würde sie die Ladung zünden.
Fasil bezweifelte keinen Moment, daß Dahlia durchhielt. Sorgen machte ihm vielmehr der rote Knopf, der die Ladung ausklinkte. Diesen Knopf mußte man außer Funktion setzen. Falls Awad nervös wurde und die Bombe tatsächlich abwarf, war ein großer Teil der Wirkung dahin. Zum Abwurf war die Bombe nicht konstruiert. Man mußte den Haken blockieren. Und zwar mußte das im letzten Augenblick vor dem Anheben geschehen, wenn Awad nicht sehen konnte, was unmittelbar unter dem Hubschrauber vorging. Einem eingeflogenen Terroristen konnte Fasil diese Aufgabe nicht anvertrauen, und aus diesem Grund war er bereit, selbst den Lademeister zu machen.
Ein immerhin noch akzeptables Risiko. Er hatte dort bessere Chancen, als er am Lakefront Airport nach dem Start des Luftschiffs gehabt hätte. Er würde es nicht mit bewaffneter Flughafenpolizei zu tun haben, sondern mit unbewaffneten Bauarbeitern. Wenn dann der große Knall kam, wollte er schon unterwegs sein. Er würde nach Houston fahren und dort ein Flugzeug nach Mexico City nehmen.
Awad würde bis zuletzt glauben, Fasil erwarte ihn mit einem Wagen im Audubon Park jenseits des Stadions.
Hier war die Garage, ein wenig von der Straße zurückversetzt, ganz wie Dahlia es beschrieben hatte. Als er den Lastwagen hineingefahren und das Tor hinter sich geschlossen hatte, öffnete Fasil die Ladeklappe. Alles schien in Ordnung. Er probierte den Motor des Gabelstaplers aus. Er sprang sofort an. Ausgezeichnet. Sobald Awad angekommen war, und alle übrigen Vorbereitungen getroffen waren, konnte er Dahlia anrufen und ihr sagen, sie solle den Amerikaner umbringen und nach New Orleans kommen.

23
    L ANDER STÖHNTE einmal und drehte sich auf die andere Seite. Dahlia Iyad legte den Stadtplan von New Orleans beiseite und erhob sich mit steifen Gliedern. Der eine Fuß war ihr eingeschlafen. Sie legte die Hand auf Landers Stirn. Seine Stirn fühlte sich heiß an. Mit einem feuchten Tuch tupfte sie ihm den Schweiß ab. Als er wieder gleichmäßig, wenn auch röchelnd, atmete, setzte sie sich wieder in den Sessel unter der Leselampe.
    Jedesmal wenn Dahlia an Landers Krankenhausbett trat, ging eine sonderbare Veränderung in ihr vor. Solange sie mit dem Stadtplan unter der Lampe saß und an New Orleans dachte, betrachtete sie Lander mit dem kühlen, lauernden Blick einer Katze, einem Blick, der ihre Entschlossenheit verriet, notfalls bis zum Äußersten zu gehen. An seinem Bett drückte ihr Gesicht dagegen liebevolle Sorge aus. Beides entsprach ihren wahren Gefühlen. Kein Mann hatte je eine so fürsorgliche und so mörderische Pflegerin gehabt.
    Vier Nächte hatte sie auf einem Feldbett in seinem Zimmer im Hospital von New Jersey verbracht. Sie hatte ihn nicht allein lassen können, da sie fürchten mußte, er würde im

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