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Schwarzer Valentinstag

Schwarzer Valentinstag

Titel: Schwarzer Valentinstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Bentele
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Fischeranton«, fragte der älteste Junge mit großen Augen.
    »Ich suche den Fischeranton, wisst ihr, wo ich ihn finden kann?«
    »Das dürfen wir nicht sagen, unser Vater hat es verboten.«
    »Warum dürft ihr das nicht sagen?«
    »Wir dürfen gar nicht mit dir reden!«
    »Auch nicht für einen Dreier?«
    »Du hast ja gar keinen Dreier.«
    »Ich nicht, aber ich sehe, dass du einen in der Nase hast.«
    »Einen Dreier in der Nase?«
    »In der Nase!«
    »Du spinnst.«
    Philo ging lächelnd auf den Jungen zu, der nicht zurückwich, dann fasste er ihm mit einem raschen Griff an die Nase und zeigte den Kindern den Dreier, den er in der Hand hielt.
    Der Junge sprang zurück und fasste sich an die Nase.
    »Da, du darfst ihn behalten.«
    Auch die anderen Kinder griffen nach ihrer Nase: »Holst du mir auch einen Dreier aus der Nase?«
    »Ich glaube nicht, dass ihr welche dabeihabt. Aber ich kann für euch etwas herbeizaubern, bunte Kugeln.«
    »Das kannst du nicht.«
    Endlich wieder einmal richtig Gaukler sein!
    Schon lief er auf den Händen in den Fischabfällen herum. Dabei machte er mit dem Mund die Fanfare einer Trompete nach.
    Die Sonne schälte sich wieder aus der Wolke.
    Die Kinder klatschten in die Hände.
    »Noch mehr, mach noch mehr!«
    Hoffentlich sieht mich niemand.
    Die Bälle tanzten. Die Kinder schauten mit offenen Mündern zu.
    »Ich kann noch mehr. Aber ich mache es bloß, wenn ihr mir sagt, wo ich den Fischeranton finden kann.«
    »Das dürfen wir nicht.«
    Die Bälle verschwanden in der Tasche.
    »Auch nicht, wenn ich jedem eine bunte Kugel herbeizaubere?«
    »Dann vielleicht schon.«
    »Abgemacht: Ihr zeigt mir zuerst, wo ich den Fischeranton finde, dann bekommt ihr die Kugeln.«
    Der Junge hatte alle Finger im Mund.
    Ein kleines Mädchen sagte: »Sag’s ihm doch, Felix. Es ist doch gar nicht weit.«
    »Ja, sag’s ihm doch«, riefen die anderen Kinder.
    Felix fasste ihn an der Hand: »Komm mit.«
    Es war nicht weit. Ein kleiner Schuppen stand am Ufer der Ill. Er hatte ein großes Tor zum Wasser.
    »Da drin!«
    Philo lachte und ging auf den Händen im Kreis herum. Dabei prasselte aus seiner Tasche ein Regen von kleinen, bunten Tonkugeln: »Die dürft ihr einsammeln und mitnehmen, sie gehören euch.«
    Bevor er das Tor aufdrückte, schaute er sich noch einmal um. Die Kinder standen schon wieder und sahen ihm mit weiten Augen nach.
     
     
    »Wer ist da?«, hörte er eine zittrige Stimme.
    In der Schiffshütte roch es nach Teer. Ein Mann kauerte auf einem Haufen von Fischernetzen neben einem schwarzen Fischerboot, er hatte eine speckige Filzdecke um sich geschlagen. Es war ein Greis, der sich ein nasses Tuch auf ein Auge drückte. Das Gesicht war verschwollen und hatte blaurote Beulen, die Lippen waren verkrustet von Blut.
    »Was gibt es denn?« Die Stimme klang weinerlich.
    »Die haben dich ja böse zugerichtet!«, sagte Philo rasch.
    »Wenn ich die Lumpen erwische, einen alten Mann so schlagen!«
    »Eine Schande, ja! Und du bist ganz allein?«
    Die Stimme klang wieder weinerlich: »Bruno ist fortgegangen. Bruno ist mein Sohn. Er hat gesagt, ich soll mich hier verstecken. Alle haben es gesagt.«
    »Warum verstecken?«
    »Na, die haben mich doch verprügelt.«
    »Tut es sehr weh?«
    »Was denkst du! Was willst du überhaupt? – Wie bist du hereingekommen? Woher weißt du, wo ich bin?« Die Stimme des Alten wurde schrill, er hielt sich an den Netzen fest.
    Philo plapperte drauflos: »Ich will dir helfen. Ich bin gestern am Schiffleutstaden vorbeigekommen und da habe ich einige sehr verdächtige Geräusche in einem kleinen Ufergehölz gehört, da war es mir nicht geheuer. Erst wollte ich hingehen, aber dann bekam ich Angst und habe mich nicht hineingetraut. Später haben sie mir gesagt, dass du dort verprügelt worden bist. Jetzt habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich dir nicht geholfen habe.«
    Das war doch gar nicht schlecht, dachte er befriedigt.
    »Was kannst du mir jetzt noch helfen? Jetzt ist es zu spät. Ja, wenn du gleich da gewesen wärst.«
    »Wie viele waren es denn? – Waren es viele oder war es nur einer?«
    »Einer? – Hör mal! Einen hätte ich zerquetscht wie eine Laus!«, behauptete die weinerliche Stimme.
    Philo unterdrückte ein Lächeln.
    »Es waren also viele. Wie viele waren es denn?«
    »Na gut sieben.«
    »Sieben! Bist du sicher? Die wären sich ja schön im Weg gestanden.«
    »Es war auf jeden Fall nicht bloß einer und es waren auch nicht nur zwei.«
    »Also drei.« Philo

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