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Schwarzer Valentinstag

Schwarzer Valentinstag

Titel: Schwarzer Valentinstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Bentele
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durchgreifen.«
    »Rausschmeißen das Pack, gleich ob mit oder ohne Bettelbrief!«
    »Wer hat den Toten denn gesehen?«, meldete sich jetzt Philo zu Wort. Vielleicht konnte man vom Opfer auf den Täter schließen und den Stelzenklaus überführen.
    Die Männer redeten durcheinander.
    Ein Junge, etwas jünger als Philo, sagte mit krächzender Stimme: »Ich habe ihn gesehen.«
    An ihn wandte sich Philo: »Wie sah er denn aus, hast du ihn wirklich gesehen?«
    »Wie eine Leiche eben aussieht, die du aus dem Wasser ziehst. Patschnass – kein schöner Anblick, kann ich dir sagen.«
    »Ich meine, wie sah er aus? Ich meine, als er noch gelebt hat. Du hast ihn doch gesehen.«
    »Ich habe ihn nicht gesehen, als er noch gelebt hat.«
    »Ja, aber der Tote – was hatte er denn zum Beispiel für Haare? Wie alt war er?«
    »Meinst du, ich hätte ihn fragen können, wie alt er ist? – Du fragst blödes Zeug. Wozu willst du das überhaupt wissen?«
    »Warum will ich das wissen! Weil man wissen muss, wer der Ermordete ist, wenn man den Mörder finden will.«
    Ein anderer Junge redete dazwischen: »Das weiß doch jeder, wie er ausgesehen hat: Schwarze buschige Haare und blaue Augen hat er gehabt. Es war ein Junge. Ziemlich groß.«
    »Hast du ihn gesehen?«
    »Nein, aber jeder kann dir das sagen, er war ein Mörder und ein Preis war auf seinen Kopf ausgesetzt.«
    »Dann bekommt also einer jetzt das Blutgeld?«, sagte Philo.
    Oder er hat es schon bekommen, dachte er, der Stelzenklaus würde das nicht an die große Glocke hängen.
    Jetzt mischte sich ein Mann ein, ein ernster Fischer mit einem weißen Bart: »Es war kein Junge, er hatte auch keine schwarzen Haare, sondern graue. Es war ein alter Mann, groß, dürr, mit einer weißen Narbe im Gesicht.«
    Der krumme Bettler, der uns verfolgt hat!, dachte Philo überrascht. Es passte – der Stelzenklaus!
    »Bist du sicher, hast du ihn gesehen?«
    »Gesehen habe ich ihn nicht, aber der Fischerhans hat es gesagt, und der hat es vom Fischeranton, der ihn gefunden hat. Er war dürr und sehr lang. Sie haben ihn herausgezogen und umgedreht, da haben sie den Einstich gesehen. Der Lump hat ihn von hinten erstochen.«
    »Wo ist denn der Fischeranton, kann man mit ihm reden?«
    »Ja, der ist nicht da. Den haben die Soldaten mitgenommen. Er muss auf der Pfalz aussagen, wie er ihn gefunden hat.«
    Pfalz nannten die Straßburger ihr Rathaus. »Und du bist sicher, dass es kein Junge, sondern ein Mann mit grauen Haaren war?«
    »Ein alter versoffener Bettler, um den ist es nicht schade. Und Blutgeld gibt es für den auch keines.«
    Er musste mit dem Fischeranton reden. Der hatte den Toten ja wirklich gesehen. Er hatte zuerst auch die richtige Beschreibung von ihm gegeben, als er einem anderen Fischer berichtet hatte. Aber dann kam die falsche Beschreibung in Umlauf – offenbar konnte der Stelzenklaus auch die Fischer unter Druck setzen!
    Aber dennoch: Da Christoph tatsächlich lebte, war die Beschreibung, wie sie verbreitet wurde, der beste Schutz für ihn!
    Der Sonntag kam mit Dunst und Nebel in der Frühe und dann stach die Sonne durch weiße Schleier noch drückender als am Vortag.
    Philo wurde ein Bettler: Vielleicht verrät sich der Stelzenklaus!
    Vor dem Münsterportal war Lärm: »Zwei Tote, und was haben wir davon? Sie bringen den um, der uns reich machen konnte, und das ohne uns!«
    Aus dem Münster hörte man Gesang.
    Der Stelzenklaus saß an seinem gewohnten Platz mit mürrischem Gesicht. Wenn er der Mörder war und das Geld bekommen hatte, war er jedenfalls ein guter Schauspieler! Aber wer sollte es sonst getan haben?
    »Er war da, schon vor vielen, vielen Wochen. Sogar hier auf der Münstertreppe, er hat gebettelt. Aber damals wusste ich von keinem Blutgeld. Schade!«
    Philo, der hier jeden Bettler kannte, wusste, dass es stimmte, was die dicke Trine sagte.
    »Und ich sage, sie haben ihn erwischt und jetzt wollen sie das Blutgeld nicht bezahlen, deshalb haben sie ihn ermordet und in die Ill geschmissen.«
    Eine seltsame Meinung, fand Philo.
    »Unsinn, es war gar nicht der Gesuchte. Es war ein ganz anderer. Ich habe gehört, wie es ein Fischer gesagt hat. Es war ein alter Mann und kein Junge. Leider habe ich nicht mehr gehört, wie er weiter aussah. Der Gesuchte ist schon lange tot, niemand hat ihn gesehen, so gut kann man sich gar nicht verstecken. Also – «
    Das sagte ein Bettler nahe beim Stelzenklaus ganz unbekümmert und so laut, dass es dieser hören musste. Und der sah

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