Schwarzer Valentinstag
ist doch ganz einfach, er steht am anderen Tag vor unserem Bretterloch: Der zweite Bettler will sich, so schnell es geht, das Blutgeld verdienen!« Philo war jetzt Feuer und Flamme. »Aber dazu muss er erst sicher sein, dass ich wirklich in dem Brettergehäuse wohne, das ihm der Alte in der Nacht gezeigt hatte, und er muss eine Gelegenheit herausfinden, wie er mich umbringen kann. Er verfolgt uns sogar in die Stadt, weil er Angst bekommt, dass wir uns ein neues Domizil suchen könnten.«
Esther kam kleinlaut zurück: »Übermorgen ist Vollmond, aber ich weiß ja nicht genau, wann es war.«
»Und du weißt auch nicht, ob es damals in der Nacht nicht geregnet hat.« Nachum streckte ihr die Zunge heraus.
»Lass das, Nachum«, verwies es ihm Löb, »es ist trotzdem wichtig. Es ist wichtig, dass es so gewesen sein könnte. Der erste Mord war vor etwa vier Wochen. Es kann also nicht Neumond gewesen sein. Wenn es nicht geregnet hat, war es sogar recht mondhell. Auch wenn da Wolken waren, konnte man etwas erkennen. Wäre Neumond gewesen, wäre unsere Vermutung mit Sicherheit falsch.«
»Jedenfalls bis jetzt passt alles genau zusammen. Es kann alles so geschehen sein.« Christoph war aufgestanden und ging in der Stube auf und ab.
»Und nun zum zweiten Mord.« Auch Löb litt es nicht mehr auf seinem Stuhl.
»Das zweite Opfer kennen wir. Wenn wir Recht haben, muss es der Mörder des ersten Opfers sein.«
»Weshalb kennen wir es? Wenn es vielleicht zwei Täter waren? Oder doch einer?«, fragte Nachum gereizt.
»Wegen der Beschreibung«, sagte Philo und zappelte mit den Beinen, »der zweite Tote sieht genauso aus wie der Narbige, der vor unserer Holzruine gewartet hat und der uns in der Stadt bis zu der Höhle gefolgt ist. Wenn er der Mörder des ersten Opfers war, kann er nicht auch der zweite Täter sein, außer er hätte sich selbst erstochen! Von hinten!«
»Das weiß ich auch!« Nachum war rot geworden.
Löb zwang sich zur Ruhe: »Wir denken das jetzt einfach zu Ende, dann sehen wir weiter. Was kommt jetzt? – Was hat der Mörder gemacht, als ihr beiden Vögel plötzlich in einer Höhle mitten in der Stadt geheimnisvoll verschwunden wart?«
Christoph wanderte um den Tisch herum, Philo bohrte in der Nase, Esther hatte die Hände gefaltet und schaute Christoph nach, Löb saß mit strenger und abweisender Miene am Tisch und studierte seine Schiefertafel. Nachum hatte die steile Falte auf der Stirn, die ihn seinem Vater ähnlich machte. Eine Fliege summte durch den Raum.
»Er wollte das Blutgeld haben«, sagte Esther in die Stille hinein.
»Richtig, Herzensschwester, wenn wir dich nicht hätten, weise wie ein weiblicher Salomon. He, halt! Sie hat Recht! Sie hat Recht! Der Schwindler geht hin und holt sich dennoch das Blutgeld.«
»Er sagt zu dem Frosch einfach, er habe Christoph erstochen und in den Rhein geschmissen, da kann er lange suchen.« Philo saß mucksmäuschenstill.
»Immer vorausgesetzt, dass er den Frosch kennt.«
»Nehmen wir es einfach an, Christoph, und schauen, was sich dann ergibt. Der Frosch ist doch kein wirklicher Herr?«, fragte Löb und sah von seiner Schiefertafel auf.
»Ein Fatzke, der zu etwas Geld gekommen ist und sich so anzieht, wie er glaubt, dass sich ein Herr anzieht, einfach ein Bettler, würde ich sagen, oder einer, der sich etwas hat zu Schulden kommen lassen.«
»He, nichts gegen Bettler, Christoph, wenn ich bitten darf«, grinste Philo.
»Was würde dann gegen die Annahme sprechen«, überlegte Löb, »dass er auch das Blutgeld für sich alleine haben wollte?«
»Richtig!«, jubelte Christoph. »Er hatte es auszuzahlen und hat ihn dabei umgebracht.«
»Der Alte musste den Frosch kennen, sonst wäre der Stelzenklaus das Opfer.«
Es sprudelte nur so heraus aus Philo:. »Zur Geldübergabe bei Nacht eignen sich die Gedeckten Brücken besonders gut, vor allem, wenn man vorhat jemand dabei zu töten. Und der Bettler hauste ja sicher irgendwo an der Ill, er hatte es also nicht weit zu dem Ort, wo er sterben sollte. Wahrscheinlich war der Frosch froh, dass er es nicht mit dem Stelzenklaus zu tun hatte, der wäre nämlich nicht allein gekommen. In dem dunklen Holzgang, hat der Feigling unseren zweiten Bettler ebenfalls von hinten erstochen – das ist ungefährlicher – und hat ihn in die Ill geschmissen, die hat ihn dann an den Fischerpfahl getragen. Vorher hat er ihm das Geld wieder abgenommen, wenn er es ihm überhaupt schon gegeben hatte.«
Löb hob die Schiefertafel: »Der
Weitere Kostenlose Bücher