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Schwarzer Valentinstag

Schwarzer Valentinstag

Titel: Schwarzer Valentinstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Bentele
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Verhältnis mit der Tochter anfangen.«
    Ihr Gesicht war noch nie so schön wie in diesem Augenblick. Sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter und schaute ihn von unten an. Ihre Haare fielen über seinen Arm, sie streichelte seine Hand, ihre Stimme war sanft: »Das ist schön, dass du so denkst, und du hättest Recht, wenn wir nicht zusammengehören würden.«
    Seine Stimme klang gepresst: »Aber dein Vater – «
    Sie richtete sich auf, schaute ihm in die Augen und behielt dabei seine Hand in ihrer: »Wir müssen es ihm natürlich sagen, was denkst denn du?« Sie sprach ganz unbefangen. »Du musst natürlich Jude werden. Du gehörst dann ganz zu uns. Wir werden deine Bar Mizwa feiern. Das gibt ein Fest! Und dann heiraten wir.« Sie drückte sich an ihn.
    »Bar Mizwa?«
    »Das Fest, mit dem junge Männer in die Gemeinde aufgenommen werden. Sie zeigen, was sie gelernt haben: lesen und schreiben. Sie lesen aus der Thorarolle, sie lernen unsere alte Schrift und die der Christen. Bei uns können alle lesen. Nachum feierte es vor einem Jahr. Du bist so gescheit, du kannst das schnell.«
    Sie schlang beide Arme um seinen Hals, presste ihren Körper an seinen und küsste ihn, als würde dieser Kuss nie mehr aufhören.
    Er drückte sie fest an sich und schloss die Augen.
     
     
    Zwei Wochen später fand Philo Regine. Sie stand als Bettlerin im Regen bei der Schindbrücke und musterte jeden scharf, der vorüberging.
    Philo fiel ihr um den Hals: »Endlich! Ich bin so froh, dass du da bist, aber wo ist Balthas?«
    Sie berichtete, dass Balthas krank in Offenburg geblieben sei. Es sei nichts Schlimmes. »Er ist in guter Pflege und er kann sie bezahlen. Wir haben sehr viel Geld verdient in diesem Sommer.«
    »Warum seid ihr nicht nach Straßburg gekommen?«
    Weil auf Schloss Staufen im Breisgau der junge Graf, ein Neffe des Bischofs von Straßburg, eine große Hochzeit gefeiert habe, berichtete Regine, und sie alle drei als Gaukler eingeladen gewesen seien. Nur Philo sei leider nicht dabei gewesen. Sie erzählte, wie sie alleine ein großes Programm geboten hätten, wie Wein und Honig geflossen sei, wie dieses Programm das beste gewesen sei, das sie jemals geboten hätten mit Zaubern, Jonglieren, Seiltanzen, Feuerschlucken.
    »Nur du hast gefehlt. Viel Geld haben wir bekommen, wir schwimmen im Geld. Geld vom Grafen, Geld von den Verwandten des Grafen, Geld von den Gästen, Geld von dem Volk, das zugesehen hat. Unsummen hat diese Hochzeit verschlungen. Ein ganz neuer Flügel ist an die Burg angebaut worden. Aus dem Brunnen im Schlosshof ist weißer und roter Wein aus den Röhren geflossen. Jeder konnte trinken, so viel er wollte. Hühner, Gänse, Lämmer, Schweine, ganze Ochsen haben sich an Spießen über wahren Höllenfeuern gedreht.«
    »Da hätte ich schon gerne mitgemacht. Und ohne mich war doch kein wirklich guter Jongleur dabei und kein Seiltänzer, der seinen Namen verdient.«
    Philo erzählte von den Morden, während sie stadteinwärts gingen.
    »Zwei Tote, und Christoph bei den Juden untergekommen!« Regine blieb stehen. Der Regen rann ihr aus den grauen Haaren in das Gesicht.
    »Bei den Juden«, fuhr sie ernst fort, »wie sicher ist er da? Überall wird auf die Juden geschimpft. Sie seien schuld an allem Unglück, das hörst du von Basel bis Mainz am ganzen Rhein. Zumindest wird es so erzählt, ich habe es mit eigenen Ohren gehört.«
    »Es ist hier dasselbe«, sagte Philo und kickte einen Stein in die Ill, »die einfachen Leute verdächtigen die Juden, sie würden die Brunnen vergiften und Christenkinder entführen. Aber Löb sagt, die Reichen hätten Schulden bei ihnen, die sie nicht zurückzahlen wollten.«
    »Ja, nicht wahr! Es heißt, der Bischof von Straßburg habe das Geld für die Hochzeit und den Neubau von Colmarer Juden aufgenommen. Da muss er natürlich Zinsen bezahlen.«
    »Ich hatte noch nie mit einem Juden geredet. Jetzt kenne ich die Juden, bei denen Christoph sich verstecken darf. Es sind großzügige, freundliche Leute und wenn sie Schweinefleisch essen, am Samstag arbeiten und am Sonntag in die Kirche gehen würden und ihnen nicht verboten wäre Handwerker oder Bauer zu sein, wäre überhaupt kein Unterschied zu den anderen Bürgern. Nur dass sie reinlicher sind, weil sie sich öfter waschen. Aber die Leute in der Stadt sind verrückt und werden jeden Tag noch verrückter. Sie feiern Feste, als wäre es das letzte Mal, und machen unglaubliche Dinge. Neulich habe ich mit Christoph nachts ein Haus

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