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Schwarzer Valentinstag

Schwarzer Valentinstag

Titel: Schwarzer Valentinstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Bentele
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ihn. Er sah, dass sie die Haare schon gelöst hatte, und ihr Gesicht schimmerte im Licht einer Kerze, ihre Haare flossen um sie wie ein kostbarer Umhang.
    Christoph verschlug es den Atem, als sie plötzlich so vor ihn trat: »Was machst du denn noch hier?« Das gehört sich nicht, wollte er weiter sagen, aber er brachte es nicht heraus. Sie war noch nie so schön gewesen.
    »Ich wollte dir sagen, wie froh ich bin – «
    Wie konnten dunkle Augen so hell leuchten?
    »Du sagst ja gar nichts.«
    »Ich bin froh – « Das will ich ja gar nicht sagen. War ich jemals so froh wie jetzt?
    Da legte sie sehr sanft den Arm um ihn, er spürte ihren Atem und ihre Lippen drückten sich auf die seinen.
    Christoph war benommen, als hätte er von dem Wein aus Spanien getrunken, den Löb an manchen Abenden ausschenkte.
    »Du«, sagte er und presste seinen Mund gegen ihren, wobei sich seine Lippen etwas öffneten. Er spürte ihren Körper.
    Sie machte ihre Augen weit auf und legte beide Arme um seinen Hals und ließ ihre Augen dabei immer in den seinen. Wie feucht ihre Augen waren, wie lang ihre Wimpern.
    Er drückte sie an sich, so fest er konnte.
    »Du darfst mich nicht ganz ersticken«, lachte sie und löste ihre Arme.
    Dann war sie verschwunden.
    Philo schmiedete Pläne, wie sie die Hintermänner finden konnten.
    »Wir brauchen den Frosch. Wir müssen ihn finden.«
    »Und dann?«, fragte Christoph. »Er wird dir kaum sagen, wer ihm das Geld für meinen Tod bezahlt hat.«
    »Richtig – das ist zu gefährlich für ihn.«
    »Was dann?«
    »Ich bringe ihn zum Reden, auf jeden Fall. Zumindest weiß ich einen Weg, der ist todsicher. Du kannst dich darauf verlassen – er wird reden! Er wird reden, wie er noch nie geredet hat.«
    Esther war dazugetreten und legte die Hand auf Christophs Schulter: »Es ist doch nicht gefährlich?«
    »Das ganze Leben ist gefährlich«, lachte Philo und warf seine Bälle in die Luft.
    »Und wo sollen wir ihn finden?«, fragte Christoph. »Weißt du, wo er in Straßburg untergekommen ist?«
    »Ja, das ist die wunde Stelle – er ist wohl nicht mehr in Straßburg. Ich habe vorsichtig nach ihm gefragt. Es war nicht leicht. Niemand hat ihn mehr gesehen.«
    »Na, dann bin ich wirklich gespannt, wie du ihn zum Reden bringen wirst.«
     
     
    Es war, als hätte Löbs Haus Esthers Gesicht und ihre Gestalt angenommen. Wenn sie sich sahen, so lächelten sie einander an, sie hatten sich auch angewöhnt sich an der Hand zu fassen und kurz zu drücken, wenn es niemand sah.
    Andererseits war Esther nicht scheu: Für sie schien es selbstverständlich zu sein, dass sie Christoph mochte und er sie. So oft es ging, war sie bei ihm. Wenn sie am Tisch saßen, setzte sie sich ganz selbstverständlich an seine Seite. Ihr Kleid streifte ihn, manchmal glitt ihre Hand kurz über seinen Arm.
    Aber einen Kuss hatte er seither nicht mehr bekommen. Der erste Kuss war wie ein festes Versprechen gewesen.
    Er konnte das süße Gefühl ihrer Lippen nicht vergessen und er musste sich sehr zusammennehmen, um sie nicht jedes Mal in die Arme zu schließen, wenn er sie sah.
    Manchmal, wenn er in der Nacht an sie dachte und sie sich vorstellte; war sie für ihn seltsam fremd wie eine kostbare Blume, die man sich kaum anzufassen traut. Wenn er sie dann morgens sah, hielt dieses Gefühl noch eine ganze Zeit lang an, er konnte kein Auge von ihr lassen, aber jeden Tag war es wie ein Erschrecken – als sehe er sie zum ersten Mal.
    Dazu wuchs langsam ein Unbehagen, das stärker wurde und das er sich erst langsam klarmachen musste: Es war ein schlechtes Gewissen Löb gegenüber, dessen Gastrecht er genoss und der ihn trotz der zunehmenden eigenen Gefahr schützte. Es wurde von Tag zu Tag schlimmer, vor allem, als Nachum immer öfter anfing spöttische Bemerkungen zu machen; und er konnte Löb kaum mehr in die Augen sehen, wenn der ganz unbefangen mit ihm über die Kaufleute in Straßburg redete. Auch dieses schale Gefühl der Hilflosigkeit stellte sich wieder ein, das ihn lähmte und gleichzeitig mit Zorn erfüllte.
    Schließlich hielt er es nicht mehr aus: »Es kann so nicht mehr weitergehen mit uns, Esther«, sagte er im Garten zu ihr und hielt ihre Hand mit beiden Händen fest.
    »Du bist ein Dummkopf«, sagte sie, »was soll denn nicht mehr weitergehen mit uns?«
    »Ich kann das nicht. Diese Heimlichtuerei. Ich kann deinen Vater nicht hintergehen – ich verdanke deiner Familie mein Leben, da kann ich doch nicht hinter seinem Rücken heimlich ein

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