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Schwarzer Valentinstag

Schwarzer Valentinstag

Titel: Schwarzer Valentinstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Bentele
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das Haus?«
    »Das weiß ich nicht – eher nicht. Wahrscheinlich verwaltet er es nur. Er verwaltet viele Häuser. Den Herrn Wangenbaum, einen Bäckermeister, der auch im Rat sitzt, habe ich auch schon hier gesehen.«
    »Kann es ihm gehören?«
    »Jedem kann es gehören – leider, ich weiß es nicht.«
    »Wer ist denn dieser Herr Dopfschütz?«
    »Das kann dir jeder sagen, er gehört zu den ganz großen Kaufleuten, einer der reichsten Männer von Straßburg. So viel Geld, wie der an einem Tag ausgeben kann, hätte ich gern in einem ganzen Monat.«
    »Und ist mit dem Haus alles in Ordnung?«
    »Ich denke schon, aber sie tun sehr geheimnisvoll damit. Nun, mich geht es nichts an. Ich will in nichts hineinkommen.«
    »Was ist denn damit? – Mein Herr ist sehr streng, wenn ich dem nicht alles sage – au Backe!«
    »Irgendetwas Geheimnisvolles ist damit. Das Haus steht immer leer. Aber ein-, zweimal war es diesen Sommer in der Nacht von oben bis unten beleuchtet, vielleicht auch öfter, ich war nicht immer da.«
    »Beleuchtet?«
    »Ja, alle Fenster waren hell, und das noch spät in der Nacht.«
    »Sie werden ein Fest gefeiert haben darin. Da ist doch kein Geheimnis.«
    »Dann hätte man irgendetwas gehört – ich bitte dich. Aber alles war völlig stumm, keine Musik, kein Laut zu hören. Nur diese Festbeleuchtung, die ja ganz schön teuer ist.«
    »Wie lange ging das?«
    »Das kann ich dir nicht sagen. Ich bin dann ins Bett gegangen, ich kann mich ja nicht die ganze Nacht an das Fenster stellen.«
    »Und am anderen Morgen?«
    »Alles wie immer. Ein stummer Diener – ich kann dir sagen! Natürlich habe ich ihn gefragt. Aber schön angegangen bin ich da. Kein Sterbenswort. Hinausgeschmissen hat er mich.«
    »Man müsste es vielleicht der Obrigkeit sagen.«
    »Das habe ich auch schon gedacht. Aber der Herr Dopfschütz, der das Haus ja verwaltet, sitzt im Rat der Stadt. Da käme man schön an!«
     
     
    In Altkirch zwischen Mühlhausen und Basel kehrten die beiden Viehhändler Mendel und Nathan, beides Juden, in ein Gasthaus ein. Sie hatten einander unterwegs getroffen und wollten das letzte Wegstück gemeinsam gehen.
    »Die Zeiten sind unsicher«, stellte Nathan fest. Er war der Ältere von beiden, schon mit grauen Haaren. »Du musst froh sein, wenn du dein Geld kriegst und keine Steine mit auf den Weg. Die Bauern sind kaum mehr zu ertragen.«
    »Ungeduldig sind sie und störrisch wie die Ochsen, die ich ihnen verkauft habe.« Mendel war rundlicher und hatte viele Lachfältchen um die Augen.
    Man kannte die beiden in der Gegend. Sie hatten gute Waren und vernünftige Preise, wenn sie auch manchmal recht stur sein konnten beim Handel. Aber man wusste, Mendel hatte fünf Kinder zu Hause, Nathan war vor einem Jahr die Frau gestorben und nun warteten vier Kinder zu Hause auf den Vater. Beide verstanden einen Spaß, wenn die Bauern einmal unleidlich waren. Mendel konnte die Bauern besonders gut zum Lachen bringen. Beide hatten einen Bart, wie ihn oft Juden auf dem Land trugen.
    »He, Jude, was kostet dein Bart?«, rief ein Halbwüchsiger, als Mendel den Gasthof betreten wollte.
    »Vier Jahre«, sagte Mendel augenzwinkernd, »vier Jahre, dann wächst er dir auch, vielleicht nicht so schön wie bei mir, aber – «
    »Hört euch das an, Judenbart, Judenbart! He, kommt doch einmal her – abschneiden sollte man denen den Judenbart.«
    »Was soll das? Bist du verrückt? Dann erkennt man sie ja nicht mehr, die Judensäue.«
    Im Gasthof wurden sie ähnlich empfangen: »Juden können wir hier nicht brauchen. He, Wirt, hast du keine anständigen Gäste?«
    »Schmeiß das Pack raus!«
    Aber einer der Gäste, ein reicher Weinhändler, flüsterte kurz mit dem Wirt und setzte sich zu den beiden, die ihn anschauten: »Ihr dauert mich, ihr beiden – wieder so wenig Geld verdient bei den bösen Christen«, sagte er. »Ja, da wollen wir euch heute einmal so richtig verwöhnen und satt machen. He, Wirt, her mit dem Braten und nur vom Besten. Alles auf meine Rechnung! Aufgetafelt, Herr Wirt, bringt, was die Küche vermag! Aber wehe, ihr beiden esst nicht, was auf den Tisch kommt.«
    In der Gaststube war es still geworden. Alle schauten auf den Weinhändler und auf die Juden.
    Da trug der Wirt auf. Er brachte eine große Schüssel mit Kesselfleisch, Grieben, Sauerkraut und Blutwürsten: »So, meine Herren, es kommt von Herzen und vom besten Schwein, das jemals in meinem Stall gelegen hat. Hast du es mir nicht selbst verkauft und dabei gelobt

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