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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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»Arien, ich brauche Euch. Ihr müsst die Prüfung vornehmen.«
    Eine Frau erwiderte: »Luxlord, ich bin keine Prüferin.«
    »Und ich will nicht warten, bis ein neuer Prüfer hergerufen wird!«, sagte er scharf. »Ich soll mich in einer halben Stunde mit dem Prisma treffen. Wir müssen sofort anfangen.«
    Der Luxlord kam in den Raum zurück. Er war ein hochgewachsener Mann und trug nach ilytanischer Sitte Kniehose und Wams, obwohl seine Haut olivfarben war wie die von Jens Galden und nicht dunkelschwarz. Auf seinem Scheitel bildete sich bereits eine Glatze; das dunkle, gewellte Haar ringsum war von weißen Strähnen durchsetzt und fiel ihm bis weit über die Schultern. Er war zwischen fünfzig und sechzig Jahren alt, durchtrainiert und trug einen schweren, schwarzen Wollumhang, auf den mit Goldfaden ein kunstvolles Gitterwerk gestickt war. Seine Finger waren mit einer Unzahl breiter Goldringe und Juwelen von jeder Farbe des Spektrums geschmückt, seltsamerweise getragen zwischen den Knöcheln in der Mitte seiner Finger statt über dem Knöchel, der seiner Hand am nächsten war. Aber Kip lernte langsam, den Menschen in die Augen zu schauen – das Merkwürdige an den Augen des Luxlords war vielleicht der Umstand, dass sie normal waren. Sie waren blau und auffallend vor dem Hintergrund seiner olivfarbenen Haut, was gewöhnlich für Atash war, aber nicht für Ilyta. Doch wichtiger war die Tatsache, dass keine andere Farbe diese Augen durchschoss.
    Der Luxlord lächelte. »Nein«, sagte er, »ich bin kein Wandler. Der Schwarze ist für gewöhnlich keiner. Mein Name ist Carver Schwarz. Luxlord Schwarz in den meisten Fällen.« Der Name klang nicht atashisch, also war der Mann vielleicht Ilytaner, aber Kip vermutete, dass er ebenso gut hier oder irgendwo sonst auf der Welt aufgewachsen sein konnte. Natürlich gab es reichlich Handel und Austausch unter gewissen Nationen. Nur nicht mit Tyrea.
    Kip machte Anstalten zu sprechen, bremste sich und zeigte auf seine Lippen.
    »Ja«, sagte der Luxlord. »Du darfst sprechen. Wir werden gleich anfangen, sobald Arien bereit ist.«
    »Ähm, freut mich, Euch kennenzulernen, Luxlord Schwarz. Ich bin Kip.«
    »Und Ihr, Magistra?«, fragte Luxlord Schwarz. »Seid Ihr bereit?«
    »Ja, Luxlord«, antwortete sie. Sie setzte sich auf den Stuhl, und Schwarz stellte sich neben den Tisch. Kip trat ebenfalls vor den Tisch.
    Magistra Arien war klein und mager und wirkte scheu in Gegenwart des Luxlords, aber auch glücklich und niedlich. Sie blickte zu Kip auf, als wünsche sie sich seinen Erfolg. Er versuchte, sich nicht von ihren orangefarbenen Augen beunruhigen zu lassen. »Bewerber«, sagte sie, »ich werde dir eine Reihe farbiger Kacheln in verschiedenen Tönungen vorlegen. Du wirst die Kacheln in der richtigen Reihenfolge ordnen.« Sie lächelte plötzlich. »Wir werden mit etwas Einfachem beginnen.«
    Mit diesen Worten öffnete sie einen Beutel auf ihrem Schoß, stöberte ein Weilchen in den Kacheln und nahm eine schwarze und eine weiße Kachel heraus. Diese legte sie an die Tischkanten. Dann legte sie dazwischen ein Dutzend Kacheln in verschiedenen Grautönen. Kip ordnete sie schnell von der hellsten bis zur dunkelsten.
    Arien sagte nichts, sondern schaute nur auf die Rückseiten der Kacheln, machte sich Notizen auf einem Pergament und strich die Kacheln vom Tisch zurück in den Beutel. Dann legte sie braune Kacheln heraus, die von einem sehr hellen Graubraun zu einem tiefen Rotbraun reichten. Dies war schwieriger, aber wieder tauschte Kip die kleinen Steine schnell gegeneinander aus.
    Die Prüfung wurde mit Blau, Grün, Gelb, Orange und Rot wiederholt. Als Kip die roten Kacheln perfekt hinbekam, zog Arien einen schwarzen Beutel hervor, überprüfte sorgfältig die Rückseiten der Kacheln – wobei sie sie mit einer Hand gegen Kips Blick beschirmte – und reihte eine weitere Abfolge von Rottönen auf, nur dass in dieser Gruppe zweimal so viele Kacheln waren, so dass die Farbabstufungen viel feiner waren. Scharlachrot, Zinnoberrot, Erdbeerrot, Himbeerrot, Kirschrot, und das alles in vielfachen Nuancen. Kip ordnete sie und hatte nur mit einer einzigen Mühe. Die Farbe am Rand dieser Kachel war eine Spur dunkler als die Farbe auf ihrer Fläche. Schließlich ordnete er sie nach der Farbe auf ihrer Fläche ein.
    Sie drehte die Kacheln um, und Kip sah, dass er Kachel vierzehn zwischen Kachel neun und zehn eingeordnet hatte. Arien zwinkerte ihm entschuldigend zu, als habe er sich besser

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