Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
Vom Netzwerk:
den wenigen gehörten, an denen keine Menschenschlangen anstanden.
    In dem Raum herrschte ein geschäftiges Summen, und trotz der großen Menschenmenge war offensichtlich, dass die Chromeria lief wie eine gut geölte Mühle. Die Leute waren ungeduldig, aber nicht wütend, gelangweilt, aber nicht mürrisch.
    Hauptmann Eisenfaust führte Kip zu einem Schreibtisch mit einem einzigen Schreiber, und auch vor diesem Schreibtisch stand keine Schlange. »Die übrigen Dunklen dieses Jahres sind schon vor Wochen aufgenommen worden.«
    »Dunkle?«, fragte Kip.
    »So werden Leute wie du genannt. Inoffiziell. Bewerber, offiziell: Du willst Teil der Chromeria sein, aber du bist es noch nicht. Also bist du ein Dunkler. Dunkle, Trübe, Glimmer, Leuchter, Strahler. Aber im Augenblick brauchst du dir nichts davon zu merken.«
    Kip öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Eisenfaust sagte nichts, bis sie den Schreibtisch erreichten. Der Schreiber, der offensichtlich einem Tagtraum nachgehangen hatte, setzte sich kerzengerade hin, als er Hauptmann Eisenfaust bemerkte.
    »Ja, Hauptmann? Wie kann ich Euch behilflich sein?«
    »Ich habe einen Bewerber für eine unverzügliche Prüfung.«
    »Und unverzüglich bedeutet …«
    »Sofort.«
    Der Adamsapfel des Schreibers hüpfte. »Ja, Hauptmann. Der Name des Bewerbers?«
    »Kip. Kip Guile«, sagte Eisenfaust.
    Der Schreiber griff nach seiner Feder, begann zu schreiben und erstarrte auf halbem Weg. »Guile wie …?«
    »Wie: Niemand braucht es von Euch zu hören. Ist das ein Problem?«, fragte Eisenfaust.
    »Nein, Herr. Ich werde nur mit meinen Vorgesetzten sprechen. Ihr könntet schon einmal nach oben in den Prüfungsraum gehen. Ich bin mir sicher, die Prüfer werden gleich nachkommen.« Mit einer schnellen Verneigung stand der Schreiber auf und lief zu einem weiter hinten im Raum gelegenen Büro.
    Während sie zusammen eine Treppe hinaufgingen, sagte Eisenfaust: »Du musst jetzt ruhig sein. Diese Sache wird sehr ernst genommen. Du gehst in den Raum und sagst nichts, bis deine Prüfung beendet ist. Verstanden?«
    Kip hätte um ein Haar ja gesagt, dann nickte er stattdessen. Er hatte immer zu viel zu sagen. Dies würde vielleicht schwerer werden, als er gedacht hatte. Eisenfaust deutete auf die Tür, und Kip öffnete sie und trat ein. Eisenfaust schloss die Tür hinter ihm.
    Der Raum war vollkommen schmucklos. Eine Wand war leicht nach innen gewölbt, daher vermutete Kip, dass dies die Außenmauer des Turms war. Abgesehen von dieser Unregelmäßigkeit war der Raum quadratisch, zehn Schritt auf zehn Schritt, Boden und Wände weißer Stein und ausgestattet mit einem Tisch und einem Stuhl. Beleuchtet wurde der Raum von einem merkwürdigen weißen Kristall, der in die Wand eingelassen war, der gleichen Art von Kristall, die Kip in allen Fluren und, jetzt, da er darüber nachdachte, sogar in dem großen Raum unten mit all den Menschenschlangen gesehen hatte. Kip ließ sich auf den Stuhl fallen. Es war eine anstrengende Woche gewesen. War es erst gestern gewesen, dass er über die Wellen geglitten war und versucht hatte zu segeln? War es erst einige Tage her, seit … Nein, darüber würde er jetzt nicht nachdenken. Es war zu hart. Zu schwer. Er würde wieder losheulen, wenn er nicht aufpasste.
    Er musste bereits mehrere Stunden gewartet haben, als er draußen vom Flur einen gedämpften, wütenden Wortwechsel hörte. Das war definitiv Eisenfaust, der jemandem zusetzte. Kip schluckte hörbar, und seine Müdigkeit war auf der Stelle verflogen. Er wollte aufstehen und lauschen, aber er wusste, dass – bei seinem Glück – die Tür sich öffnen würde, sobald er sie erreichte.
    Worum es bei dem Streit auch gegangen war, er war genauso schnell vorüber, wie er begonnen hatte. Die Tür wurde nicht geöffnet. Kip wartete. Und wartete. Er fing gerade an, wieder müde zu werden, und seine Lider wurden schwer, als die Tür aufschwang.
    Ein Mann von vielleicht dreißig Jahren, der an einer roten Schnur um den Hals eine rote Brille trug, kam herein. Er war offenkundig zornig. Anscheinend also nicht der Sieger dieses Streits. »Dunkle stehen!«, knurrte er.
    Kip schoss hoch. Der Stuhl rutschte zurück, kippte und krachte zu Boden. Kip zuckte zusammen, lächelte schwach und entschuldigend und hob den Stuhl auf.
    Der Mann fuhr fort, ihn anzustarren, sein Mund eine schmale weiße Linie. Er hatte eine große Hakennase und die dunkel olivfarbene Haut eines Atashi, obwohl er bartlos war, aber es waren die

Weitere Kostenlose Bücher