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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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regelwidrig ist oder nicht«, stellte Eisenfaust fest. »Könnt Ihr und diese Magistra bei der Prüfung assistieren oder nicht?«
    »Ich?«, fragte Magistra Arien erschrocken. »Ich denke nicht, dass ich …«
    »Wir können es tun …«, begann die Mistress.
    »Gut, dann …«, sagte Eisenfaust.
    »… aber ich verlange, zuerst zu erfahren, wer er ist.«
    »Fragt mich doch einfach!«, wiederholte Kip.
    »Wage es nicht, mir gegenüber die Stimme zu erheben, Junge«, sagte die Mistress und stach mit einer knochigen Klaue in die Luft vor seiner Nase.
    »Wer bist du, Junge?«, fragte Luxlord Schwarz leise, während die anderen weiter die Stimme erhoben.
    »Ich denke, ich würde es wirklich vorziehen, nicht zu assistieren, wenn er …«, sagte Arien.
    »Ihr seid nicht in der Position, Forderungen zu stellen, Mistress …«, bemerkte Eisenfaust zu der alten Frau.
    »Ich bin Kip Guile!«, rief Kip. »Ich bin Kip, Gavin Guiles Bastard.«
    Schweigen.
    Kip blickte von einem Gesicht zum anderen. Luxlord Schwarz wirkte lediglich schockiert. Magistra Arien wirkte derart erschüttert, dass sie den Tränen nahe war. Hauptmann Eisenfaust wirkte verärgert. Mistress Varidos wirkte seltsam befriedigt. »Ah«, sagte sie. »Dann werden wir die Mangel sofort anwerfen. Mädchen«, befahl sie Arien, »geht und macht den Raum bereit. Ruft die Prüfer zusammen.« Sie sah Kip an. »Also, vielleicht doch kein Gärtner.«
    Leg dich doch selbst über den Zaun, sagte Kip – aber nur zu sich selbst.

38
    Liv Danavis ging die letzten Stufen zum Dach der Chromeria hinauf und sah sich dabei nervös um. Sie befand sich an der Spitze der kurzen Reihe ihrer Klassenkameraden und trug ihren Stuhl unbeholfen erhoben, damit er nicht gegen die steilen Stufen schlug. Zuerst dachte sie, die Terrasse sei leer, dann sah sie ihn. Ihr Ziel. Ihre letzte Chance.
    Das Prisma stand am Rand der Terrasse, beugte sich vor, blickte nach Osten, an dem roten Turm vorbei, und betrachtete die Schiffe in der Saphirbucht. Obwohl Gavin Guile genau doppelt so alt war wie Liv mit ihren siebzehn Jahren, gab er in der aufgehenden Sonne eine prächtige Gestalt ab. Ein scharfes V von breiten Schultern zu einer schmalen Taille, ein Arm, von dem der Wind den Ärmel hochwehte, dick bepackt mit Muskeln. Sein kupferfarbenes Haar wehte im Wind. Er besaß diese seltsame Mischung, die selbst unter den hohen Häusern der Sieben Satrapien ungewöhnlich war: rotes Haar und – statt der sommersprossigen Haut, die ihn als Blutwäldler ausweisen würde – tiefbraune Haut. Konnte es wahr sein? Konnte dieser Mann Kips Vater sein?
    »Liv! Beweg dich!«, zischte Vena.
    Liv zuckte zusammen. Sie war am oberen Ende der Treppe stehen geblieben und versperrte dem Rest ihrer Klasse den Weg. Errötend eilte sie weiter.
    Als die sechs Mädchen ihre Plätze einnahmen – es gab keine Jungen in der Klasse –, bemerkte das Prisma sie und kam zu ihnen. Gemäß ihrer Sitzordnung im gewöhnlichen Unterricht setzte sich Liv in die zweite Reihe, wo sich Arm – sie selbst – zu ahnungsloser Künstlerin – ihre Freundin Vena – und reizloser Kaufmannstochter – Arana – gesellte. Die Mädchen, die in ihren drei Personen Schönheit, Reichtum, Verbindungen, Adel und Begabung vereinten, saßen in der vordersten Reihe, wie sie es stets verlangten. Magistra Golddorn, die kaum drei Jahre älter war als ihre Schülerinnen, tat alles, was diese Mädchen wollten.
    Gavin Guile stellte sich vor die Klasse. »Seid gegrüßt, Scholaren«, sagte er. Es war die traditionelle Begrüßung von Lehrern.
    »Seid gegrüßt, Magister«, antworteten sie einstimmig und ohne darüber nachzudenken, ob sie ihn mit einem anderen Titel ansprechen sollten. Schließlich war er das Prisma.
    »Gut«, sagte er mit einem schiefen Grinsen. Orholam, er war zum Anbeißen. »Heute bin ich nur ein Magister. Und ihr seid nur Glimmer.«
    »Leuchter«, verbesserte Liv ihn spontan.
    Sie schrumpfte auf ihrem Stuhl in sich zusammen, als Magistra Golddorn zischte und alle Mädchen sie ungläubig anstarrten. Das Prisma zu korrigieren! Er konnte behaupten, oben sei unten, und alle sollten nicken und lächeln. Aber er wirkte nicht verärgert. Er sah Liv nur lange mit diesen beunruhigenden, prismatischen Augen an.
    »Ah, ja«, sagte er. »Nun, da ihr fortgeschrittene Schüler seid, nehme ich an, dass ihr Fragen an mich habt? Wie ist dein Name?«
    »Ihr meint mich?«, fragte Liv. Natürlich meint er mich, er sieht mich direkt an. »Ähm,

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