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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Verfolgung von König Garaduls Armee immer schwieriger und schwieriger gemacht, denn auch wenn sie zu Fuß unterwegs waren und daher nicht so große Mengen Staub aufwirbelten, wie Garaduls Männer und Wagen es taten, konnte man sie trotzdem sehen. Sie mussten bei jedem Hügel raten, ob sie direkt darüber hinweggehen und riskieren wollten, gesehen zu werden, oder ob sie um den Hügel herumwandern und noch weiter zurückfallen wollten. Eine Armee reiste nicht schnell, aber sie reiste auf geradem Weg.
    Die Späherin war gut zweihundert Schritt vor Karris. Die Schwarzgardistin schätzte das Gefälle und die Tiefe der Straße ab und entschloss sich, den Hang schräg nach rechts hinunterzulaufen, statt die Späherin direkt zu verfolgen, um ihr in der Senke den Weg abzuschneiden. Wahrscheinlich würde die Späherin es zu ihrem Pferd schaffen, aber falls Karris nicht weiter entfernt war als hundert Schritte, wenn die andere Frau aufsaß, würde sie nicht lange im Sattel sitzen bleiben.
    Etwas schoss vom Himmel herab und bohrte sich keine fünf Schritte hinter der fliehenden Späherin in den Boden. Sie merkte es nicht einmal. Verdammt. Corvan hatte auf eine Entfernung von zweihundertfünfzig Schritt beinahe ein bewegtes Ziel getroffen.
    Die Frau hielt sich jetzt etwas weiter rechts. Corvans zweiter Pfeil verfehlte sie um gut fünfzehn Schritt und flog genau dahin, wo sie gewesen wäre, wenn sie geradeaus gelaufen wäre.
    Karris stürmte weiter, ohne auf den Boden zu achten, rannte durch niedriges Gesträuch und betete, dass sie nicht auf eine der wenigen harten Kakteen trat, die hier so flach am Boden wuchsen, dass man sie erst sah, wenn ihre Stacheln einem durch die Schuhe stachen. Aber sie waren nicht so schlimm wie die Klapperschlangen. Bei Karris’ Geschwindigkeit würde es natürlich kein warnendes Klappern geben, nur einen Biss. Sie verlangte ihren Muskeln noch mehr ab. Wenn sie schnell genug rannte, würde vielleicht sogar eine angreifende Schlange sie verfehlen.
    Aus dem Augenwinkel sah sie Corvans nächsten Pfeil in Sicht kommen. Er schoss jetzt aus einer Entfernung von mehr als dreihundert Schritt, aber es wehte kein Wind. Und dieser Schuss sah sehr gut aus.
    Der Pfeil senkte sich, und die Späherin krachte in vollem Lauf zu Boden. Karris mochte ihren Augen kaum trauen. Ein unmöglicher Schuss. Dreihundert Schritt Entfernung auf ein bewegtes Ziel? Sie schwenkte nach links ab und lief direkt auf die Frau zu.
    Und sah Corvans Pfeil. Er ragte aus dem Boden. Dort, wo die Späherin gestürzt war. Er hatte sie nicht aufgespießt. Er hatte sie ins Stolpern und zu Fall gebracht.
    Die Frau sprang bereits wieder auf und blickte sich zu Karris um. Sie wirkte erschrocken, die Innenflächen ihrer Hände waren blutig, und außerdem hatte sie sich an der Seite ihres Gesichts eine Schnittwunde zugezogen, aber sie begann trotzdem sofort weiterzurennen.
    Karris hatte mühelos hundert der zweihundert Schritt Entfernung zwischen ihnen aufgeholt, und da die Späherin erst wieder beschleunigen musste, halbierte Karris den Abstand zwischen ihnen abermals. Sie war nicht einmal mehr dreißig Schritt hinter ihr.
    Es fielen keine weiteren Pfeile. Sie waren jetzt fast vierhundert Schritt von Danaris entfernt. Selbst mit einem Langbogen aus Eibenholz war dies eine extreme Entfernung. Auf keinen Fall konnte Corvan jetzt, da Karris ihrer Beute so nah war, das Risiko eines Fehlschusses eingehen.
    Karris fummelte an ihrer Halskette und versuchte, ihre Augenkappen aufzusetzen. Verflucht sollte sie sein, die Frau rannte wie eine Antilope. Aber mit aus Erfahrung geborener Geduld ließ Karris sie wieder etwas Vorsprung gewinnen. Sobald sie die grünroten Augenkappen aufhatte, würde der Kampf vorüber sein.
    Sie riss die Kappen von ihrer Kette, beobachtete den Boden vor sich und verlangsamte für einige Schritte das Tempo, um sich die Kappen fest auf die Augen zu drücken.
    Die Späherin schwenkte hart nach links, als der Hügel steil abzufallen begann, und schrie etwas. Karris eilte hinter ihr her und füllte unterdessen ihren rechten Arm mit rotem Luxin und ihren linken mit grünem.
    Die Späherin schrie? Wem galten ihre Worte?
    Vielleicht ihrem Pferd.
    Aber sicher, Karris.
    Binnen eines Augenblicks war Karris über den Hügel und rannte den steilen Pfad hinab direkt in ein Lager. Ein Dutzend Männer erwarteten sie. Mindestens zwei davon mit Netzen. Zwei mit Fangstangen. Keulen, Stäben, Schwertern, die in der Scheide steckten. Sie wollten ihre

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