Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
Vom Netzwerk:
hörte sie ein Donnern. Der Boden rund um ihre Füße kochte, als Musketenkugeln einschlugen und das Krachen der Schüsse sie fast taub machte.
    Sie schaute auf und sah einen weiten Halbkreis aus Musketenschützen, mindestens vierzig insgesamt. Die Hälfte lud mit glatten, geübten Bewegungen nach. Ohne Hast. Gut ausgebildet. Die andere Hälfte zielte mit ihren noch immer geladenen Musketen auf Karris.
    »Die nächste Salve kostet Euch das Leben, Karris Weißeiche!«, rief ein Mann. Er war hager, saß auf einem Pferd und trug kostbare Gewänder, die klargemacht hätten, dass er König Garadul war, selbst wenn der arrogante Ausdruck auf seinem Gesicht es nicht getan hätte. »Das Schwert und das Luxin. Sofort«, befahl er.
    Karris betrachtete den Halbkreis explodierter Erde vor ihr und versuchte, die Zielsicherheit der Musketenschützen des Königs einzuschätzen. Verdammt gut. Sie standen nur zwanzig Schritt entfernt. Es würde eines Wunders bedürfen. König Garaduls Rüstung war natürlich verspiegelt, und ihm standen Spiegelmänner und Wandler zur Seite. Wo blieb Corvan?
    Wenn Corvan so schnell lief, wie sie es getan hatte, könnte er jeden Augenblick hier sein – Karris verlor, sobald das Kämpfen begann, immer jedes Zeitgefühl. Vielleicht hatte er bereits gesehen, in was sie da hineingeraten war. So oder so, nicht einmal er konnte gegen diese Überzahl etwas ausrichten. Gewiss konnte er Karris nicht vor zwanzig Musketenschützen retten, für die sie ein leichtes Ziel war.
    Karris warf ihr Schwert weg und ließ das grüne und rote Luxin von ihren Fingerspitzen tropfen. Normalerweise fühlte sie sich, wenn sie das Luxin losließ, weniger wild, weniger wütend. Nicht diesmal.
    »Galan?«, sagte König Garadul und deutete auf jemanden hinter ihr.
    Karris wollte sich gerade umdrehen, als etwas Schweres auf ihren Kopf krachte.

43
    Kip folgte Hauptmann Eisenfaust eine weitere Treppenflucht hinauf, die sie vor den größten Doppeltüren ausspie, die Kip je gesehen hatte. Die Türen waren aus einem leicht rauchigen Glas, das mit trägen Wellen jeder Farbe gefüllt war, als schaue er in einen großen See aus Farbe hinab.
    Hauptmann Eisenfaust hob einen großen, silbernen Klopfer und schlug damit dreimal gegen die Tür. Es war, als habe er drei Steine in einen Teich aus Licht geworfen. Obwohl die Tür selbst sich nicht bewegte, bildete das Licht in ihr einen Krater und sandte Wellen in alle Richtungen. Es raubte Kip den Atem. Er legte eine Hand an die Tür, und wo seine Finger sie berührten, formten sich winzige Wellen.
    »Fass sie nicht an«, blaffte Eisenfaust.
    Kip zog die Hand zurück, als habe er sich verbrannt.
    »Es gibt einige Dinge, die du wissen musst, bevor du hineingehst, Kip«, sagte Eisenfaust. »Erstens, es ist alles real. Wir verlieren stets einen von zehn Bewerbern.«
    »Verlieren, das heißt …«
    »Sie sterben. Zweitens, du kannst es aufhalten, wann immer du willst. Du wirst ein Seil in der Hand haben. Wenn du an dem Seil ziehst, wird es eine Glocke läuten. Sie werden sofort aufhören. Drittens, wenn du Schluss machst, bist du am Ende, du kannst nicht bleiben. Es kostet einen Satrapen viel Geld, einen Wandler zu unterhalten, und keiner von ihnen wird Geld auf einen Feigling vergeuden. Gavin hat mich angewiesen, dir, solltest du scheitern, genug Silber zu geben, um dir einen kleinen Bauernhof zu kaufen und dich auf ein Schiff zu einem Bestimmungsort deiner Wahl zu bringen. Es ist mehr, als die meisten Versager bekommen, aber es wird dir nicht gestattet sein, jemals wieder hierher zurückzukehren. Du bist schon Schande genug.«
    Anscheinend war Takt kein Teil der Prüfung. »Ich bin eine Schande?«, fragte Kip, in dessen Kehle sich ein Kloß bildete. Gavin hatte ihn nicht so behandelt.
    Eisenfaust blinzelte. »Das Leben eines Wandlers ist hart und kurz. Ich habe keine Zeit für Lügen, wie tröstlich sie auch sein mögen. Du bist ein Bastard. Das ist eine durchaus alltägliche Schande für einen großen Mann, aber es ist trotzdem eine Schande. Jeder, der zu simpler Arithmetik imstande ist, wird wissen, dass du gezeugt wurdest, während das Prisma mit Karris Weißeiche verlobt war, einer Frau, für die viele von uns große Hochachtung hegen. An Prismen werden höhere Maßstäbe angelegt, also bist du eine größere Schande als gewöhnlich. Selbst wenn du in jeder Hinsicht hervorragend bist, wirst du eine Schande sein. Wenn du ein Versager bist, ist es noch schlimmer. Das ist die Wahrheit. Diese

Weitere Kostenlose Bücher