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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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sehen – und für eben den Mann zu kämpfen, der in der Vergangenheit seine Leute getötet hatte, Gavin Guile. Es musste ihn in Stücke reißen.
    Die Sonne erhob sich in prächtigen Rosa- und Orangetönen, die sich auf den Wellen widerspiegelten, und langsam wich die Anspannung aus den Augen ihres Vaters. Sie konnte die Sommersprossen rund um seine Augen unter seiner karamellfarbenen Haut sehen, und die schwachen roten Strähnchen in seinem Haar wurden durch das Sonnenlicht in Brand gesteckt. Sie hatte keines von beidem geerbt, ebenso wenig wie die blauen Augen, die ihr geholfen hätten, eine mächtigere Wandlerin zu sein.
    Corvans Lippen bewegten sich schwach und formten Worte. Oh, er betet, begriff sie. Als er fertig war, schlug er das Dreieck, indem er drei Finger spreizte: Er berührte das rechte Auge mit dem Daumen, das linke Auge mit dem Mittelfinger und die Stirn, das spirituelle Auge, mit dem Zeigefinger. Dann vollendete er die Geste, indem er Mund, Herz und Hände berührte. Die Drei und die Vier, die perfekten Sieben, Orholam geweiht. Was du gewahrst, was du glaubt, wie du dich benimmst.
    Er wandte sich nicht von der aufgehenden Sonne ab. »Du bist gekommen, um zu fragen, wie ich für meinen alten Feind kämpfen kann«, sagte er.
    »Er hat meine Mutter getötet.« Livs Stimme war eisig.
    »Nein, Aliviana, das hat er nicht.«
    »Seine Männer haben es getan. Das ist dasselbe.«
    »Die Situation ist komplizierter, als dir bewusst ist.«
    »Was soll das heißen? Behandle mich nicht wie ein Kind!«
    »Es tut mir leid, Aliviana, es ist manchmal wirklich nötig, jemanden zu beschützen …«
    »Ich bin siebzehn. Ich habe drei Jahre lang ohne deinen Schutz überlebt! Du brauchst mich nicht länger zu beschützen.«
    »Ich muss nicht dich beschützen«, sagte Corvan. »Ich muss andere vor dir beschützen.«
    Was? Seine Worte trafen Liv wie ein Schuss in den Magen. Ihr Vater vertraute ihr nicht?
    »Weißt du, wer siebzehn war, als er die Welt auf den Kopf stellte?«, fragte Corvan. »Dazen Guile.«
    »Aber … aber … das ist nicht einmal annähernd das Gleiche.«
    »Aliviana, ich bitte dich, mir zu vertrauen. Ich habe Väter gesehen, die ihre Position missbrauchten und sklavenhaften Gehorsam von ihren Kindern verlangten. Das habe ich mit dir nie gemacht, nicht wahr? Als du zur Chromeria gehen wolltest und ich das nicht wollte, als ich dir sagte, dass ich dich alles über das Wandeln lehren könne, was du wissen müsstest, was ist da passiert?«
    »Du hast mich gehen lassen.« Zu guter Letzt.
    »Und es war schrecklich dort für dich, aber du hast mir gezeigt, wie stark du bist, und jetzt stehst du hier vor mir. Ich bin stolz auf dich, Aliviana. Du bist mit den Meeresdämonen geschwommen und hast überlebt. Aber ich bitte dich, mir in dieser Angelegenheit zu vertrauen. Ich tue das Richtige. Ich verspreche es. Ich habe deine Mutter nicht vergessen. Ich habe dich nicht vergessen.«
    Im Angesicht der offenen, aufrichtigen Weigerung ihres Vaters, offener und aufrichtiger zu sein, gelang es ihr weder, ihn weiter herausfordernd anzustarren, noch ihre gerechte Entrüstung aufrechtzuerhalten. Er berief sich auf seine Vergangenheit, und besser als jeder andere wusste sie, dass seine Vergangenheit untadelig war. Sie wusste auch, dass er sich, wenn er eine solche Entscheidung getroffen hatte, nicht beirren lassen würde.
    Sie gab nach. »Es war so viel einfacher, ihn zu bewundern, als er nicht in unserem Land Krieg führte. Ich meine, ich habe nicht einmal an den Krieg gedacht, wenn ich in seiner Nähe war.«
    »Ein klein wenig vernarrt?«, deutete ihr Vater an.
    Röte kroch in ihre Wangen. »Vielleicht ein klein wenig«, brummte sie.
    »Es hätte mich erstaunt, wenn du es nicht gewesen wärst. Er ist, was er ist«, sagte Corvan achselzuckend.
    »Er ist wirklich nicht verantwortlich für Mutters Tod?«, fragte Liv, die sich schwach fühlte.
    »Verantwortlich? Das ist schwer zu sagen. Wenn die Guiles keinen Krieg heraufbeschworen hätten, würde deine Mutter dann noch leben? Wahrscheinlich. Aber ich kann dir zwei Dinge sagen: Gavin hat den Tod deiner Mutter in keiner Weise befohlen oder erstrebt, und er gehört absolut und für alle Zeit einer einzigen Frau, und das bist nicht du.«
    »Das sind drei Dinge, nicht wahr?«, fragte Liv und bedachte ihren Vater mit einem Grinsen.
    Er grinste zurück. »Du kriegst einen Bonus, weil du meine Tochter bist.«
    »Was tut er hier? Die Männer des Prismas haben diese Stadt

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