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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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einmal er konnte sich lange auf das Essen konzentrieren.
    »Ich würde fragen, ob Ihr es ernst meint«, sagte General Danavis gerade, »aber Ihr habt diesen Blick.«
    »Das Problem ist nicht das Wandeln«, erwiderte Gavin. »Ich kann mühelos mit einer solchen Menge an Luxin umgehen …«
    »Mühelos?«, unterbrach General Danavis ihn zweifelnd.
    »Na schön, nicht mühelos, aber ich kann es. Das Problem ist das Gewicht. Ich kann so viel nicht heben, geschweige denn es dahin werfen, wo es hin soll.«
    Liv räusperte sich sanft, als sei sie sich nicht sicher, ob sie wirklich stören wollte.
    »Aliviana?«, fragte Gavin.
    Sie errötete. »Liv, bitte.« Sie strich sich nervös das Haar aus dem Gesicht. »Wie wäre es damit?« Sie wandelte etwas auf den Tisch. Es war natürlich ultraviolett und daher für die meisten Menschen unsichtbar.
    General Danavis runzelte die Stirn. Anscheinend gehörte auch er zu den meisten Menschen.
    »Entschuldige, Papa«, sagte sie. »Ich habe keine hinreichende Kontrolle über Gelb, um damit Modelle zu machen.«
    Kip versuchte zu sehen, was sie gewandelt hatte, aber mehrere Personen versperrten ihm die Sicht auf den Tisch.
    Gavin lachte leise. »Es sieht lächerlich aus«, bemerkte er, und Liv erbleichte. »Aber es wird funktionieren. Perfekt. Nun, was halten unsere Architekten von dem Entwurf?«
    Einen Moment lang dachte Kip, dass Gavin ziemlich unhöflich war. Offensichtlich waren General Danavis und alle anderen am Tisch neugierig darauf, was Liv entworfen hatte. Aber dies war Gavin als Anführer. Alle Übrigen brauchten es nicht zu wissen, und es gab Arbeit zu tun. Er verstand die Lösung des Problems, und mehr war nicht notwendig. Weiter zum nächsten Problem.
    Was genau das ist, was ich ebenfalls tun sollte. Kip hatte sein Mittagessen beendet. Er konnte jetzt ein wenig wandeln, und das bewusst. Er wusste, was er tun musste.
    »Mein Lord Prisma, keiner von uns hat jemals eine Mauer von dieser ungeheuren Größe erbaut oder, oder – oder überhaupt eine Mauer, um die Wahrheit zu sagen«, bemerkte ein nervöser Architekt, »aber diese alten Zeichnungen von Rathcaeson, die Ihr uns gezeigt habt, sind offenkundig fehlerhaft. Zu viel Fantasie, nicht genug Funktion.«
    »Diese leere Wüste hat nicht genug Funktion«, entgegnete Gavin scharf. »Sagt mir, was wir tun müssen, um es zu richten. Ich muss sofort anfangen zu bauen, heute.«
    Der Architekt blinzelte. Schluckte. »Äh, hier.« Er zeichnete mit einem Finger eine Linie. »Dieser innere Gang ist nicht breit genug. Es werden Männer in Rüstung und mit Waffen hin und her rennen, Kanonen werden in Position gerollt oder für Reparaturen durch neue ersetzt werden. Dieser Gang muss so breit sein, dass Männer aneinander und an Karren oder Kanonen vorbeilaufen können.«
    »Wie breit?«, fragte Gavin.
    »Ich würde sagen, ähm …« Er spreizte über der Zeichnung die Finger.
    »Um Orholams willen, schreibt auf das Papier«, verlangte Gavin.
    »Herr, diese Zeichnungen sind Hunderte von Jahren alt, unbezahlbare Reliquien aus …«, protestierte ein anderer Mann, vielleicht ein Maler.
    »Unbezahlbar ist es, nächste Woche noch am Leben zu sein«, blaffte Gavin. »Sprecht weiter.«
    Kip wusste nicht, warum er so begriffsstutzig gewesen war, aber ihm dämmerte erst jetzt, dass Gavin ernsthaft vorhatte, eine Mauer zu erbauen, hier. Bevor König Garaduls Armee eintraf. In vier Tagen.
    Oh, vielleicht weil es unmöglich ist?
    Natürlich war es auch unmöglich, die Azurblaue See an einem einzigen Morgen zu überqueren.
    Aber im Ernst, beabsichtigte Gavin, das ganze Ding selbst zu wandeln? Kip wusste nicht allzu viel über das Wandeln oder darüber, wie viel ein Wandler an einem Tag gefahrlos schaffen konnte, aber die bloße Tatsache, dass die Welt nicht barst vor Luxin-Gebäuden, -Brücken und -Mauern, sagte ihm, dass es unglaublich schwierig sein musste. Tatsächlich befanden sich die einzigen Luxin-Gebäude, die er je gesehen hatte, in der Chromeria, und er tippte darauf, dass die sieben Türme das Produkt einer gewaltigen, gemeinschaftlichen Anstrengung gewesen waren.
    Der Architekt, ein blinzelnder, kleiner Mann, blies einige Male die Backen auf, tief in Gedanken versunken, dann begann er schnell zu zeichnen. »Die Ausschnitte dieser Schießscharten ermöglichen keine hinreichende Schussweite. Wenn Ihr die Mauerkrone so umbaut, können keine Sturmleitern an der Mauer verankert werden. Ein Geländer auf der Rückseite, so etwa, wird Euch

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