Schwarzes Prisma

er rücklings niedergerissen und überschlug sich.
    Kip rollte sich lachend auf die Knie und schaute auf, um festzustellen, was mit dem jaulenden Mann geschehen war.
    Der Gouverneur lag ausgestreckt da, und anscheinend war der grüne Luxin-Ball ein wenig umhergesprungen, denn die Sänfte brach zusammen, und zwei der Sklaven kullerten von ihr weg. Die Sänfte fiel mitten auf den Gouverneur, und Kip hörte ihn kreischen – aber ihm wurde die Sicht versperrt, als einer der Leibwächter mit gezücktem Schwert auf ihn zugerannt kam.
    Mit schief sitzender Brille konnte Kip nicht mehr Grün in sich hineinziehen, aber er hatte noch immer eine ordentliche Menge davon im Körper. Er begann einen weiteren, kleineren Ball zu wandeln. Zu langsam, zu langsam!
    Die Luft zwischen ihm und dem Schwertkämpfer schimmerte, als er die Hände hob. Ein Krachen ging von seinen Händen aus, und ein winziger grüner Ball schoss hervor, und der Rückstoß ließ seine Hände zurückfliegen.
    Binnen eines Wimpernschlags entfaltete sich zwischen Kip und dem Schwertkämpfer eine Wand aus blauem Luxin. Das Schwert des Leibwächters prallte mit voller Wucht gegen die blaue Wand. Die Klinge kreischte, als sie nach unten gezwungen wurde und dabei mehrere Schichten Blau abschälte. Der Schwertkämpfer selbst krachte einen Sekundenbruchteil später ächzend gegen das Blau. Es folgten ein Geräusch wie splitterndes Glas und ein schrilles Heulen.
    Der Schwertkämpfer erholte sich, dann hielt er inne. Das blaue Luxin direkt vor seinem Gesicht hatte von Kips Schuss einen Riss bekommen, Spinnweben, die sich dort trafen, wo sein Kopf gewesen wäre, ein musketenkugelgroßer Krater in dem blauen Luxin.
    »Genug«, sagte Gavin. Er hob nicht einmal die Stimme, sondern ließ lediglich einen Moment des Schweigens folgen. Seine blaue Wand hatte sie beide gerettet.
    Kip fühlte sich erschüttert, schwach. Oh, Scheiße. Was habe ich gerade getan?
    Der immer noch protestierende Gouverneur wurde von zweien seiner Leibwächter aus der zusammengebrochenen Sänfte gezogen. Er stand da, mit blutender Nase und errötet von einer Verlegenheit, die schnell von Zorn ersetzt wurde, und stürmte zu Gavin hinüber.
    »Euer Sklave hat mich angegriffen, ich verlange Genugtuung!« Der Gouverneur zog die dekorative Klinge, die an seiner Hüfte hing, und richtete sie auf Kip.
    Ein Muskel zuckte in Gavins Kiefer. »Das ist kein Sklave. Kip ist mein leiblicher Sohn.«
    »Das, das ist Euer Bastard?«
    Gavin verströmte steinernes Schweigen. Schließlich sagte er: »Kip, entschuldige dich.«
    Kip schluckte und stand auf, außerstande, sein Zittern zu verbergen. »Es tut mir schrecklich leid, Herr. Ich habe zum ersten Mal das Wandeln geübt. Ich wusste wirklich nicht, was ich …«
    »Eine Entschuldigung? Nein, Lord Prisma, zuerst greift Ihr mich an, und jetzt dieser Frevel? Ich verlange Genugtuung.«
    »Ihr werdet überhaupt nichts verlangen«, erwiderte Gavin. Er löste keinen Moment lang den Blickkontakt. »Ihr seid korrupt, wenn nicht verräterisch, Gouverneur Crassos. Ihr habt mit König Garadul unter einer Decke gesteckt, und wenn ich nur noch einen winzigen Beweis dafür finden kann, schwöre ich, dass bei Eurer Rückkehr nach Ruthgar eine Pike auf Euren Kopf warten wird. Es sei denn, Satrapa Ptolos beschließt, Euch stattdessen den Parianern zu übergeben. Ihr seid unfähig, verachtenswert, ein Lügner, ein Dieb und ein Feigling. Wenn Ihr Genugtuung wollt, könnt Ihr Euch mit mir duellieren. Schwert gegen Schwert. Bei meinem Ehrenwort, ich werde nicht wandeln, aber wir werden es auf der Stelle tun.«
    Der Gouverneur blinzelte, und die Schwertspitze zitterte. Er blinzelte abermals. Steckte seine Klinge in die Scheide. »Ich werde das Raufen mit Schwertern den Umnachteten überlassen.« Er knurrte, drehte sich auf dem Absatz um und stürmte davon.
    Kip wurde bewusst, dass jemand direkt hinter ihm stand. Als er sich umdrehte, sah er Eisenfaust vor sich aufragen. »Wie lange seid Ihr schon hier?«, fragte er.
    »Lange genug, um dich vor deiner Torheit zu schützen, wenn auch nicht lange genug, um sie zu verhindern. Mir war nicht bewusst, dass du das Talent deiner Familie geerbt hast, dich binnen eines Wimpernschlags in Schwierigkeiten zu bringen.«
    Oh, die blaue Wand war Eisenfausts Tat gewesen. Schuldete Kip dem gewaltigen Schwarzgardisten jetzt zweimal sein Leben?
    »Hauptmann«, sagte Gavin, »Ihr müsst für mich mit unseren Spionen sprechen. Crassos ist verärgert. Er wird auf