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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Dazen richtete sich auf, setzte sein Gesicht auf und war wieder Gavin. Ein Stich des Schmerzes durchzuckte ihn, setzte sich einmal mehr durch seine Brust fort und schnürte ihm die Kehle zu. Er konnte das nicht tun.
    Unsinn. Er vermisste lediglich Kip und Karris und machte sich Sorgen um Corvans Tochter. Außerdem graute ihm vor dem anstrengenden Wandeln, das ihn den ganzen Tag in Anspruch nehmen würde. Ihm blieb nichts anderes übrig, als diese Sache anzugehen.
    Nachdem er sich mit seinen Waschungen Zeit gelassen hatte – warum musste Gavin ein solcher Geck sein? –, aß er und ritt zur Mauer. Ein junger Orangewandler begrüßte ihn.
    Der Wandler war einer der tragischen jungen Männer, die mit der Macht nicht fertig wurden. Ein Süchtiger. Er konnte keine zwanzig Jahre alt sein, ein Parianer aus den Bergen, aber er hatte keine Ghotra auf, sondern trug sein Haar in langen Lockensträhnen, zurückgebunden mit einem Lederriemen. Der Rest seiner Kleidung kündete von einer ähnlichen Zurückweisung der traditionellen Gewandung, einer Zurückweisung jeder Tradition. Orangefarbene neigten dazu, genau zu erkennen, wie andere die Dinge gern hatten. In den meisten Fällen nutzten sie das zu ihrem Vorteil und wurden so glatt wie ihr Luxin. Aber in manchen Fällen trotzten sie jeder Konvention, die sie sahen, und wurden Künstler und Rebellen. Der orangefarbene Halo dieses jungen Mannes war dünn vor Anspannung. Er hätte es definitiv nicht bis zur nächsten Befreiung geschafft.
    »Lord Prisma«, sagte der junge Mann. »Wie kann ich helfen?«
    Die Sonne war kaum über den Horizont gestiegen, und alle Wandler, die in der Lage waren zu wandeln, ohne sich selbst zu verletzen oder die Kontrolle zu verlieren, hatten sich an der Mauer versammelt. Die einheimischen Arbeiter schienen benommen zu sein, weil sie von so vielen Wandlern umringt waren.
    »Wie lautet Euer Name?«, fragte Gavin. Er glaubte nicht, dass er diesen jungen Mann schon einmal gesehen hatte.
    »Aheyyad.«
    »Also seid Ihr Künstler«, sagte Gavin.
    Aheyyad lächelte. »Bei meiner Großmutter blieb mir nicht viel anderes übrig.«
    Gavin neigte den Kopf zur Seite.
    »Tut mir leid, ich dachte, Ihr wüsstet es. Meine Großmutter ist Tala. Sie wusste schon, als ich vier Jahre alt war, dass ich ein Orangefarbener und ein Künstler sein würde. Sie hat meine Mutter mehr oder weniger gezwungen, mich umzubenennen.«
    »Tala kann sehr, ähm, überzeugend sein«, erwiderte Gavin.
    Der Junge grinste.
    Ein Junge, der gleichzeitig zur Befreiung ging wie seine Großmutter. Dort war unter der Oberfläche eine Geschichte des Kummers, die Trauer einer Familie, der Verlust von zwei Generationen gleichzeitig, aber es war nicht nötig, jetzt darin herumzustochern. Alle Dinge werden zur rechten Zeit ans Licht gebracht. »Ich brauche einen Künstler«, erklärte Gavin. »Arbeitet Ihr schnell?«
    »Das sollte ich wohl besser«, sagte Aheyyad.
    »Taugt Ihr etwas?« Gavin wusste bereits, dass Aheyyad etwas taugte, sonst hätte Corvan ihn nicht geschickt. Er wollte wissen, ob der junge Mann im Angesicht von etwas so Gewaltigem kühn oder zaghaft sein würde.
    »Ich bin der Beste«, sagte Aheyyad. »Was ist das für ein Projekt?«
    Gavin lächelte. Er liebte Künstler. In kleinen Dosen. »Ich baue eine Mauer. Arbeitet mit dem Architekten zusammen, um sicherzustellen, dass Ihr nichts vermasselt, was eine Funktion hat, aber Eure Aufgabe ist es, diese Mauer beängstigend erscheinen zu lassen. Ihr könnt jeden der alten Wandler heranziehen, um Euch zu helfen. Ich werde Euch einige Zeichnungen von Rathcaeson geben, die wir haben. Wenn Ihr diesen Zeichnungen nacheifern könnt, tut es. Weist Ihr die Blauen an, welche Formen sie halten sollen. Ich werde sie dann mit gelbem Luxin füllen. Ich kümmere mich zuerst um die funktionalen Dinge. Wir können dann hinzufügen und einbeziehen, was immer Ihr in zwei oder drei Tagen entwerft.«
    »Wie groß kann ich machen … was immer ich mache?«
    »Wir haben mehrere Wegstrecken Mauerlänge.«
    »Also sagt Ihr … groß.«
    »Gewaltig«, bestätigte Gavin. Indem er den Künstler lediglich die Formen entwerfen ließ, würde er den jungen Mann außerdem daran hindern, überhaupt etwas wandeln zu müssen, was angesichts des Umstands, wie nahe Aheyyad daran war, den Halo zu durchbrechen, ihm wahrscheinlich das Leben retten würde.
    Es dauerte bis Mittag, bevor sie bereit waren, mit dem Wandeln zu beginnen. Gavin hatte alle alten Krieger gebeten, sich die

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