Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
Vom Netzwerk:
weg. Sie nahm einen Schluck aus einem Glaskrug, stellte ihn auf den Boden und sägte ein Bein von dem Javelina ab. Während sie arbeitete, bemerkte Kip, dass einige der Männer, die am Feuer gesessen hatten, verschwunden waren.
    Zweifellos würde er sie in der hereinbrechenden Dunkelheit finden, wo sie auf ihn warteten. Orholam, sie hatten den Rest des Stocks gesehen.
    Aber auch die verbliebenen Männer und Frauen musterten ihn nicht besonders freundlich. Sie saßen auf ihren Taschen, auf Baumstümpfen oder auf dem Boden, und größtenteils beobachteten sie ihn schweigend. Einige tranken aus Wein- oder Bierschläuchen und tuschelten miteinander. Eine Frau mit glasigen Augen hatte den Kopf auf den Schoß eines langhaarigen, unrasierten Mannes gelegt und streichelte seinen Oberschenkel. Beide starrten ihn an.
    Der Wal reichte Kip die Keule.
    Kip sah die Frau abwartend an.
    Unter ihren Schichten aus Schwabbelfett starrte sie mit leerem Blick zurück.
    Vor wenigen Wochen hätte Kip klein beigegeben. Er war daran gewöhnt, dass Menschen ihn wie Dreck behandelten. Dass sie ihn ignorierten oder schikanierten. Aber er konnte sich nicht vorstellen, dass Gavin Guile schikaniert wurde. Kip mochte ein Bastard sein, aber wenn er einen Tropfen des Blutes des Prismas in sich hatte, würde er auf keinen Fall kapitulieren. »Meine zehn Danare«, erklärte er.
    Die betrunkene Frau auf der anderen Seite des Feuers lachte plötzlich unkontrolliert, bis sie anfing zu prusten und noch heftiger lachte. Also nicht nur betrunken.
    »Sehe ich reich genug aus, um zehn Danare zu haben?«, fragte der Wal.
    »Du kannst diesen Danar in zwei Hälften schneiden.«
    Sie zog ihr Messer, zuckte die Achseln und trat dicht vor Kip hin. Sie stank nach Getreidealkohol. »Tut mir leid, hab kein Messer.«
    Kip verstand sofort. Mehrere der Männer richteten sich auf; sie verfolgten nicht nur das Geschehen, sondern machten sich bereit, auf die Füße zu springen. Sie warteten in dem Wissen, dass der Wal ihn betrügen würde, um festzustellen, ob er ein Opfer war. Würde Kip unterwürfig akzeptieren, dass man ihn betrog? Wenn er ein Opfer war, war er eine Zielscheibe. Wenn er einen Quintar hatte, hatte er vermutlich noch mehr.
    Aber was konnte er tun? Ihr das Essen zurückgeben? Nein, sie würde ihm den Quintar trotzdem nicht zurückgeben. Wenn er ging, würde er seine Schwäche bestätigen. Irgendjemand würde in der Dunkelheit auf ihn warten. Was würden sie tun, wenn er sie angriff? Wenn er ihr ohne Vorwarnung in ihr schwabbeliges Gesicht schlug, so hart er konnte?
    Sie würden ihn natürlich angreifen. Und nachdem sie ihn verprügelt hatten, würden sie ihn ausrauben.
    Wenn er weglief, selbst wenn er fliehen konnte, würde er sein Pferd verlieren, und er hatte zu große Mühe, auf das Tier zu steigen, um in den Sattel zu springen und einfach wegzureiten.
    »Na schön«, sagte Kip. Er wandte sich um, als wolle er gehen, aber stattdessen schnappte er sich ihren Glaskrug. »Ich hätte gern etwas zu trinken zum Abendessen. Behaltet den Rest. Für die großartige Bedienung.« Er roch an dem Krug. Wie er vermutet hatte, war es Getreidealkohol. Er nahm einen Schluck, um wie ein harter Bursche auszusehen, und musste sich zwingen, keine Miene zu verziehen, als der Alkohol seinen Mund in Brand steckte. Dann seine Kehle. Dann seinen Magen.
    Die Männer, die Anstalten gemacht hatten, sich zu erheben, ließen sich wieder zurücksinken.
    »Habt Ihr etwas dagegen, wenn ich heute Nacht hier schlafe?«, fragte Kip.
    »Das wird dich etwas kosten«, antwortete der Mann mit den langen Haaren.
    »Sicher«, sagte Kip. Er hatte nicht mehr annähernd so viel Hunger wie vor einigen Minuten, aber er zwang sich, die fettige Keule zu verzehren. Während der Rest des Javelinas garte, kamen die anderen Männer und Frauen herbei und schnitten sich Stücke ab.
    Als Kip fertig war, leckte er seine Finger ab und ging zu seinem Pferd. Er kam so weit, dass er zu hoffen begann, dass sie ihn einfach gehen lassen würden.
    »Was machst du da?«, fragte der Langhaarige scharf.
    »Ich muss mein Pferd trocken reiben«, erklärte Kip. »Es war ein langer Tag.«
    »Du brauchst nirgendwo hinzugehen, und ich will dich nicht in der Nähe meines Pferdes haben.«
    »Dein Pferd«, sagte Kip.
    »Das ist richtig.« Der Mann entblößte geschwärzte Zähne – nicht ganz ein Lächeln, nicht ganz so, als wolle er ihn beißen – und zog ein Messer.
    »Wir werden auch diesen Münzengürtel brauchen«,

Weitere Kostenlose Bücher