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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Messer in der anderen, grinste zwischen zwei Bissen. Sie hatte mindestens ein Dreifachkinn, und ihre Gesichtszüge verschwanden in dem Fett, das sie umringte, wie ein unbeholfenes Kind von einer Gruppe von bösen Buben umringt wurde. Ihr Leinenrock hätte als Zelt dienen können. Buchstäblich. Sie wandte sich von Kip ab, steckte das Messer zurück in eine Scheide und streckte die Hand aus, um erneut den Spieß zu drehen. Ihr Hintern war mehr als ein Körperteil, er war ein Bauwerk.
    »Entschuldige«, sagte Kip, als er sich erholt hatte. »Ich habe mich gefragt, ob ich etwas Essen kaufen könnte. Ich habe Geld.«
    Daraufhin spitzten alle Menschen am Feuer die Ohren. Kip fragte sich plötzlich, ob er sich ein gutes Feuer für sein Anliegen ausgesucht hatte. Waren die Männer überall im Lager so schmuddelig wie diese hier?
    Kip schaute sich um. Äh, ja, tatsächlich waren sie es.
    Oh, Scheiße.
    Er nestelte an dem ledernen Geldgürtel, an dem der Stock Zinndanare befestigt war. Er hatte den Geldgürtel genommen, weil bereits Geld darin war und er leichter zu transportieren war als lose Münzen. Der Stock war eine wunderbare Möglichkeit, um Geld mit sich zu führen. Quadratisch geschnitten, um in das quadratische Loch in der Mitte der Danare zu passen, und von abgemessener Länge, damit man schnell sein eigenes Geld zählen konnte – Waagen wurden natürlich immer noch benutzt, um das Geld anderer zu zählen –, war er bequem und verhinderte, dass die Münzen bei jedem Schritt klimperten, wie sie das in einer Börse taten. Außerdem konnte man die Stöcke in Leder binden, um sie an einem Gürtel zu befestigen oder im Innern von Kleidern zu verstecken, wie Kip es getan hatte. Er hatte das Glitzern dieses Stockes gesehen und ihn sich geschnappt.
    Aber als Kip das offene Ende des Geldstocks herauszog, um einen Zinndanar abzunehmen, sah er, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. Er erstarrte. Das Gewicht war richtig gewesen oder zumindest annähernd richtig, so dass er nicht darüber nachgedacht hatte, aber die Münze, die er hervorzog, war nicht aus Zinn. Ein Danar war ungefähr das, was ein Arbeiter für das Werk eines Tages bekommen würde. Eine mit nur wenigen Fähigkeiten gesegnete Arbeiterin wie seine Mutter verdiente nur einen halben Danar am Tag. Er hatte angenommen, dass der Stock, den er mitgenommen hatte, voller Zinnmünzen war, von denen jede acht Danare wert war.
    Stattdessen hatte er einen Stock mit silbernen Quintaren erwischt. Eine Spur breiter im Durchmesser, aber nur halb so dick, und das Metall war etwas heller als Zinn; die Silbermünzen waren jeweils zwanzig Danare wert. Ein Stock mit Silberquintaren enthielt fünfzig Münzen, doppelt so viel wie die fünfundzwanzig Zinnmünzen, die auf denselben Stock passen würden. Statt also aus dem Travertin-Palast zweihundert Danare zu stehlen – eine bereits fürstliche Summe –, hatte Kip tausend gestohlen. Und er hatte soeben eine Münze vor aller Augen hervorgezogen und damit klargemacht, dass er noch mehr hatte.
    Alle Gespräche brachen ab. Im tanzenden Licht des Feuers glitzerten mehr als nur einige wenige Augen wie die von Wölfen.
    Kip steckte den Rest des Geldgürtels weg und betete, dass niemand gesehen hatte, wie voll er war. Was spielte es für eine Rolle? Sein Leben war vielleicht weniger wert als ein einziger Silberquintar. »Ich werde die andere Keule nehmen«, sagte er.
    Die fette Frau ließ den Spieß los und streckte die Hand aus.
    »Ich will neunzehn Danare zurückhaben«, erklärte Kip. Ein voller Tageslohn sollte das Dreifache dessen wert sein, was die Javelina-Keule kostete.
    Sie gluckste. »Wir betreiben hier ein Wohltätigkeitshaus, jawohl. Sehen aus wie Luxiaten, hm? Zehn.«
    »Zehn Danare für eine Mahlzeit?«, fragte Kip, der nicht glauben konnte, dass sie es ernst meinte.
    »Du kannst hungrig bleiben, wenn du willst. Du wirst nicht verhungern«, sagte die Frau.
    Die Ungerechtigkeit, dass dieser Wal ihn fett nannte, und die Unmöglichkeit, viel deswegen zu unternehmen, lähmten Kip. Er knirschte mit den Zähnen, funkelte die Menschen am Feuer an und überreichte der Frau den Quintar.
    Der Leviathan nahm den Quintar entgegen, steckte ihn zwischen die Zähne und verbog ihn ein wenig. Wenn es eine Fälschung wäre, Zinn, das mit Silber bedeckt war, hätte die Münze das für Zinn typische Knacken hören lassen. Nachdem das Gewicht und die Beschaffenheit der Münze sie davon überzeugt hatten, dass sie echt war, steckte sie sie

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