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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Pläne der Mauer anzusehen, und nicht wenige von ihnen hatten Vorschläge gemacht. Diese Vorschläge hatten alles abgedeckt, angefangen von einer Vergrößerung der Latrinen – und den nötigen Vorrichtungen, um ihre Feinde mit Kot und Jauche zu überschütten – bis hin zu einer Überarbeitung der Geschützlafetten und Öfen zur Erhitzung des Schrots. Erhitztes Schrot war wunderbar geeignet, um Belagerungsmaschinen in Brand zu stecken. Jemand anders schlug vor, die Böden mit einem Relief zu versehen und Abflussrinnen nicht nur draußen für das Regenwasser einzubauen, was bereits erwogen worden war, sondern auch innerhalb der Mauer selbst, für Blut.
    Viele gute Vorschläge und etliche schlechte. Die Mauer sollte größer werden, kleiner, breiter, höher. Es sollte Platz für mehr Kanonen geben, mehr Bogenschützen, mehr Betten im Hospital, die Baracken sollten sich innerhalb der Mauer befinden und so weiter.
    Gegen Mittag spannte Gavin sich wieder in sein Geschirr und hob vom Boden ab. Die anderen umschwärmten ihn, wandelten Formen und hielten sein Geschirr. Dann machte er sich an die Arbeit.

70
    Erst zwei Tage später, als Kip und Liv in Sichtweite von König Garaduls Armee kamen, über die Ebene verstreut und den Fluss besudelnd wie ein riesiger Kuhfladen, begriff er, wie sagenhaft, unglaublich genial dumm sein Plan war.
    Ich werde dort hineinmarschieren und Karris retten?
    Eher würde er dort hineinwatscheln …
    Auf der Kuppe eines kleinen Hügels saßen sie auf dem Pferd, das dankbar für die Pause zu sein schien, und betrachteten die Menschenmassen. Sie waren riesig. Kip hatte niemals versucht, eine Menschenmenge zu schätzen, und niemals eine so große gesehen.
    »Was denkst du, sechzig- oder siebzigtausend?«, fragte er Liv.
    »Mehr als hundert, würde ich schätzen.«
    »Wie sollen wir Karris dort finden?«, fragte er. Was habe ich erwartet? Ein Schild vielleicht? »Gefangene Wandlerin hier entlang«?
    Der Himmel war noch hell, obwohl die Sonne untergegangen war, und überall auf der Ebene wurden Lagerfeuer entfacht. Kip konnte in der Nähe Menschen singen hören. Männer schwammen und badeten im Fluss, stromabwärts von der Stelle, an der einige Soldaten hastig einen Pferch errichtet hatten. Die Tiere verschmutzten das Wasser, aber das schien niemanden zu kümmern. Andere Männer standen am Ufer und urinierten direkt ins Wasser. Die Farbe des Flusses stromaufwärts und stromabwärts des Lagers war deutlich unterschiedlich. Menschen trugen Eimer mit Wasser überallhin, Wasser, das sie direkt aus dem Fluss geschöpft hatten.
    Vielleicht werde ich nur Wein trinken.
    Wichtiger noch, der Geruch von garendem Fleisch durchdrang die Luft.
    Kips Magen beklagte sich. Sie hatten seine Vorräte schneller verzehrt, als er gedacht hatte – im Wesentlichen hatte er sie schneller verzehrt –, und jetzt hatte er nichts mehr. Nun, bis auf den Stock Zinnmünzen …
    »Wir trennen uns«, sagte Liv. »Du gehst direkt in die Mitte des Lagers. Ich denke, dass dort der König seine Zelte haben wird. Sie ist wichtig, also halten sie sie vielleicht in seiner Nähe fest. Ich werde nach dem Lager der Wandler suchen. Eine gefangene Wandlerin wird wahrscheinlich von anderen Wandlern bewacht werden. Irgendwo muss sie ja sein. Wir werden uns wieder hier treffen, sagen wir, in drei Stunden?«
    Kip nickte zustimmend und beeindruckt. Allein wäre er verloren gewesen.
    Und fast sofort glitt sie vom Pferd und war verschwunden. Kein Zögern, keine Zweifel. Kip schaute ihr nach. Er hatte Hunger.
    Das große, fügsame Pferd am Zügel führend, näherte sich Kip einem der größeren Feuer. Nicht eine, sondern zwei Javelinas brieten auf Spießen über dem Feuer, und während Kip schluckte und das Fleisch anstarrte, säbelte eine der fettesten Frauen, die er je gesehen hatte, mit einigen geschickten Hieben am Gelenk eine durchgegarte Keule ab. Der Geruch war kräftig, saftig, wohlschmeckend, zauberhaft, erstaunlich, faszinierend, lähmend und ließ ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen. Kip konnte sich nicht bewegen – bis er sah, wie sie sich das Fleisch zum Mund führte.
    »Entschuldige!«, sagte er laut, lauter, als er beabsichtigt hatte. Andere Menschen am Feuer blickten auf.
    »Ich rieche nichts«, erklärte die dicke Frau, dann schlug sie die Zähne in den fettigen Schinken. Kip starb ein klein wenig. Dann noch mehr, als die harten Männer und Frauen am Feuer ihn auslachten. Die dicke Frau, die Keule in einer Hand, das lange

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