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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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werdet nur sarkastisch, wenn Ihr wütend seid«, erwiderte Gavin. »Nur zu. Erzählt mir alles.«
    »Ich habe geschworen, Kip zu beschützen, Lord Prisma, aber zuerst, die Spione …«
    »Ihr dürft mich Gavin nennen, wenn ich dumm gewesen bin«, sagte Gavin entschieden.
    »Die Spione berichten …«
    »Heraus damit, um Orholams willen.«
    Eisenfaust biss die Zähne zusammen, dann zwang er sich, sich zu entspannen. »Ich muss ihm folgen, Gavin, was bedeutet, dass ich nicht hier sein und Euch bei der Verteidigung und der Anleitung meiner Leute helfen kann.«
    »Und Ihr seid Parianer und riesig und so ziemlich das Gegenteil von unauffällig. Wenn Ihr ihm also folgt – wie Eure Ehre es verlangt –, werdet Ihr höchstwahrscheinlich getötet werden, was nicht nur bedeuten wird, dass Ihr getötet werdet, was Ihr gewiss nicht besonders erstrebenswert findet, sondern es bedeutet auch, dass Ihr darin gescheitert sein werdet, Kip zu beschützen, was der einzige Grund wäre, überhaupt hinter ihm her zu reiten. Und Ihr könnt die Mission keinem anderen übertragen, weil Ihr versprochen habt, ihn persönlich zu beschützen, und außerdem würde jeder andere Schwarzgardist beinahe genauso sehr auffallen, wie Ihr es tut.«
    Es war nicht so, dass Schwarzgardisten prinzipiell eine dunklere Haut hatten als Tyreaner oder unbedingt krauses Haar und kein gewelltes oder glattes. Es hatte im Laufe der Jahrhunderte eine hinreichende Mischung der Rassen gegeben, dass eine Menge Tyreaner beide Merkmale aufwiesen. Selbst Kip konnte trotz seiner blauen Augen immer noch einen guten Spion abgeben; Tyreaner waren an Abkömmlinge aller möglichen Rassen gewöhnt. Das Problem war, dass Wandler mit ebenholzschwarzer Haut und von extremer Körperkraft, die aus all ihren Poren Gefahr verströmten, überall auffallen würden. Schwarzgardisten würden in einer Armee von parianischen Wandlern nicht unbemerkt bleiben.
    »Das trifft es so ziemlich«, gab Eisenfaust zu, die Schärfe seines Ärgers stumpf geworden, nachdem Gavin genau erklärt hatte, warum er wütend war.
    »Was habt Ihr sonst noch von unseren Spionen erfahren?«, fragte Gavin und schob Eisenfausts Sorgen für den Moment beiseite.
    Eisenfaust schien genauso glücklich zu sein, nicht über sein Dilemma zu sprechen. »Einige von ihnen kommen aus König Garaduls Lager, und ich denke, unsere Probleme sind größer, als uns bewusst gewesen ist.« Er schob seine Ghotra vom Kopf und rieb sich mit den Fingerspitzen den Schädel. »Es geht um den Glauben«, sagte er.
    »Ich dachte nicht, dass Ihr viel vom Glauben haltet«, bemerkte Gavin in dem Bemühen, dem Gespräch einen leichteren Unterton zu geben.
    »Wie kommt Ihr darauf? Ich spreche ständig mit Orholam.«
    »›Orholam, was habe ich getan, um das zu verdienen?‹«, schlug Gavin vor, weil er dachte, Eisenfaust scherze.
    »Nein. Im Ernst«, sagte Eisenfaust.
    »Oh.« Eisenfaust, fromm?
    »Aber Ihr wisst, wie das ist. Ihr sprecht ebenfalls ständig mit ihm. Ihr seid sein Auserwählter.«
    »Bei mir ist es etwas anderes.« Anscheinend etwas ganz, ganz anderes. »Aber verzeiht mir den Scherz. Glauben?«
    »Es geht nicht nur um Politik, darum, dass sich jemand als König bezeichnet. Rask Garadul will alles zunichtemachen, was wir seit Lucidonius’ Kommen erreicht haben. Alles.«
    Eine undefinierbare Furcht machte sich in Gavins Magen breit. »Die alten Götter.«
    »Die alten Götter«, bestätigte Eisenfaust.
    »Holt Kip zurück, Hauptmann. Tut, was immer Ihr tun müsst. Wenn irgendjemand sich über Eure Methoden beklagt, wird er sich an mich wenden müssen. Wenn Ihr könnt, rettet auch das Mädchen. Ich stehe auf eine Weise in der Schuld ihres Vaters, die ich niemals erklären kann.«
    Gavin schlief wenig und unruhig. Er schlief niemals viel, aber es war immer schlimmer, wenn die Befreiung nahte. Er hasste diese Zeit des Jahres. Hasste die Scharade. Seine Brust war wie zugeschnürt, während er in seinem Bett lag. Vielleicht hätte er seinen Bruder siegen lassen sollen. Vielleicht hätte Gavin all das besser gehandhabt. Zumindest wäre er dann jetzt nicht hier.
    Unsinn.
    Und doch konnte er nicht umhin, sich zu fragen, ob Gavin ein besseres Prisma gewesen wäre, als er es war. Gavin hatte die Last der Verantwortung stets besser getragen als Dazen. Seinem Bruder war es nicht einmal als eine Bürde erschienen. Als hätte der Mann keine Selbstzweifel gekannt. Darum hatte Dazen Gavin immer beneidet.
    Der Morgen kam keinen Moment zu früh.

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