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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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gefolgt. Trotz dessen, was ich bin. Eine meiner Schülerinnen brach den Halo, und ich habe sie eigenhändig ermordet. Sie war nicht die Erste, die wegen der Ignoranz der Wandler starb, noch war sie die Letzte, aber sie war der Anfang vom Ende. Als ich sie tötete, wusste ich, dass das, was ich tat, falsch war. Ich konnte es nicht abschütteln.«
    »Wandler werden wahnsinnig. Wie Ihr. Sie wenden sich gegen ihre Freunde. Sie töten jene, die sie lieben.«
    »Oh, absolut. Manchmal. Manche Menschen können mit Macht nicht umgehen. Manche Männer wirken anständig, bis du ihnen eine Sklavin gibst, und schon bald sind sie Tyrannen und schlagen und vergewaltigen die Sklavin. Macht ist eine Prüfung, Liv. Jede Macht ist eine Prüfung. Wir nennen es nicht das Durchbrechen des Halos. Wir nennen es das Zerbrechen des Eis. Du weißt nie, welche Art von Vogel schlüpfen wird. Und einige werden deformiert geboren und müssen getötet werden. Das ist eine Tragödie, aber kein Mord. Denkst du, dein Vater könnte mit ein klein wenig zusätzlicher Macht umgehen? Der große Corvan Danavis? Ein ungeheuer talentierter Wandler, der nichtsdestotrotz die Disziplin hatte, es bis zu seinem vierzigsten Jahr zu schaffen?«
    »So einfach ist das nicht«, wandte Liv ein.
    »Was, wenn es das doch ist? Was, wenn die Chromeria diese Monstrosität fortsetzt, weil sie so ihre eigene Macht erhält? Indem sie die Satrapien verängstigt und sagt, nur sie könnte unter ihnen geborene Wandler ausbilden – zu einem Preis, immer zu einem Preis –, und nur sie könnte die Wandler aufhalten, die wahnsinnig werden, und das sind alle. Indem die Mitglieder der Chromeria das tun, machen sie sich für immer nützlich, für immer mächtig, und indem sie Wandler auf die Satrapien verteilen, machen sie sich selbst zum Zentrum von allem. Verrate mir, Liv, wenn du die Chromeria an ihren Früchten misst, findest du einen Ort der Liebe, des Friedens und des Lichts – wie man es von Orholams heiliger Stadt erwarten dürfte?«
    »Nein«, gab Liv zu. Sie wusste nicht einmal, warum sie die Chromeria verteidigte, es sei denn, aus Sturheit. Die Chromeria war alles, was sie hasste, und sie besudelte alles, was sie berührte. Sie selbst eingeschlossen. Sie hatte dort Schulden, und sie konnte sich nicht selbst so sehr belügen, dass sie hätte glauben können, ihre Flucht nach Tyrea, um Kip zu folgen, sei nicht zum Teil eine Flucht vor ihrer Schuld gegenüber Aglaia Crassos und Ruthgar.
    »Die Wahrheit ist, Liv, du weißt, dass ich recht habe. Du hast nur Angst, zuzugeben, dass du auf der falschen Seite stehst. Ich verstehe. Wir alle tun das. Es sind gute Männer und Frauen, die gegen uns kämpfen, gute Menschen! Aber sie sind irregeführt, einer Täuschung erlegen. Es schmerzt, von einer Lüge abzulassen, aber es schmerzt noch mehr, eine Lüge zu leben. Sieh dir an, was ich tue. Ich befreie eine Stadt, die von Rechts wegen uns gehört. Garriston ist wie eine Hure herumgereicht worden, um abwechselnd von allen Nationen missbraucht zu werden. Es ist nicht recht. Es muss aufhören, und da niemand sonst ein Ende machen wird, werden wir es tun. Verdient dieses Land nicht Freiheit? Sollten diese Menschen bezahlen, weil zwei Brüder – von denen keiner hier geboren wurde oder sich auch nur einen Deut um dieses Land scherte – hier gekämpft haben? Für wie lange sollten sie zahlen?«
    »Sie sollten überhaupt nicht zahlen«, sagte Liv.
    »Weil es nicht gerecht ist.«
    Er nahm abermals die lange Muskete von dem Gehilfen entgegen. »Rotwandler, auf dem Torhaus. Kopf.«
    Liv schaute zu. Es war schwer, durch all den Rauch und die Blitze der Magie die Schlacht vor dem Tor der Mutter deutlich zu sehen. Aber sie sah, dass König Garaduls Kavallerie das Tor erreichte, ihre Musketen lud und auf die Männer auf der Mauerkrone feuerte, jedoch auf etwas zu warten schien, frustriert, dass es noch nicht geschehen war. Lord Omnichroms Muskete brüllte, und einen Moment später folgte ein kleiner, heller Blitz auf dem Torturm. Liv war froh, dass sie nicht alles gesehen hatte.
    »Mitten ins Zentrum, Lord Omnichrom«, verkündete der Gehilfe. »Hervorragender Schuss!«
    »Fort mit Euch! Lasst uns allein.« Die Menschen auf dem Gipfel des Hügels zogen sich hastig zurück, bis auf den Assistenten, dem Lord Omnichrom bedeutete zu bleiben. Lord Omnichrom wandte sich an Liv. Er lächelte nicht. »Es gefällt mir nicht, Wandler zu töten. Ich hasse es«, sagte er. »Was ich hier tue, ist das, was

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