Schwarzes Prisma
Morgen, strahlend und frisch, und brannte langsam den Nebel weg. Bald würde es heiß sein.
Wo sich zuvor, als er reglos dagestanden hatte, der Strom von Männern um ihn herum geteilt hatte wie um einen Felsen, weil sie sahen, dass er ein Wandler war, wurde er, sobald er sich dem Strom anschloss, umhergeschubst wie alle anderen auch. Das Gedränge wurde dichter, je näher sie der Mauer kamen, und Männer, die versuchten, bei ihren Einheiten zu bleiben, kämpften sich unerbittlich durch. Während es enger und enger wurde, begann Kip dagegen zu rebellieren. Er war sich nicht sicher, wie viel von der Erregung von ihm kam und wie viel auf den Einfluss des grünen Luxins zurückzuführen war, aber er konnte erkennen, dass mehr hinter seiner Reaktion steckte als seine eigene Psyche.
In dem Mahlstrom von Pferden und Männern verlor Kip König Garadul aus den Augen. Karris hatte sich schon weiter vorgekämpft als er; ihr kamen ihre schlanke Gestalt und ihre trainierten Muskeln zugute. Kip verlor auch sie bald aus den Augen. Er konnte nicht mehr tun, als dafür zu sorgen, dass er sich auf den Füßen hielt, während die Menge sich dicht an der Mauer zusammendrängte.
»Du da!«, rief jemand.
Kip schaute hin. Ein zehn Schritt entfernter Reiter starrte ihn an.
»Du da!«, wiederholte der Offizier. »Du bist keiner von uns!«
Kip hatte keine Ahnung, wer der Mann war. Er dachte, dass er vielleicht einer der Soldaten war, die ihn mit Zymun nach seinem Kampf am Lagerfeuer eskortiert hatten. Aber selbst das war nur eine Vermutung. Unglücklicherweise spielte es keine Rolle. Der Mann erkannte ihn.
Der Offizier versuchte seine Muskete aus der Sattelhalterung zu ziehen, aber er wurde zu beiden Seiten von anderen Pferden bedrängt, und die Muskete saß fest.
»Spion! Verräter!«, rief der Offizier und deutete auf Kip. »Er hat die Ärmel nicht! Er ist keiner von uns! Mörder! Spion! Dieser Grünwandler ist ein Spion!«
Kip war auf den Schutthaufen gedrängt worden, der zu der Lücke in der Mauer führte. Auf diese Weise befand er sich an einem erhöhten Punkt. Alle konnten ihn sehen.
Der Offizier bekam seine Muskete schließlich zu fassen und trat seinem Pferd wild in die Flanken, um Kip nachzusetzen. Kip beobachtete ihn, aber er glaubte nicht wirklich, dass er mitten in seine Kameraden feuern würde. Trotzdem hob er die Hände, um etwas zu wandeln, irgendetwas. Sein Fuß glitt auf dem Schutt aus, und die heranwogende Menge nahm ihm das Gleichgewicht. Er versank nach und nach in der Menge. Die Menschen drängten sich so dicht, dass er nicht sofort zu Boden fiel, aber er konnte auch nicht mehr anhalten, sobald er ausgeglitten war.
Die Lücke in der Mauer erbrach sie nach Garriston hinein. Kip fiel und rollte sich ab.
Jemand trat auf seine verbrannte linke Hand. Er schrie. Füße rammten sich in seine Seite, jemand stolperte über ihn, jemand trat ihm auf den Bauch, jemand trat ihm gegen den Kopf. Er rollte den flachen Schutthügel hinunter, versuchte sich hochzurappeln, und der Lauf einer Muskete traf ihn. Er landete auf dem Rücken; in seinem Kopf klirrte es, seine linke Hand stand vor Schmerz in Flammen, und er hatte Mühe, klar zu sehen. Ohne es zu wollen, hatte er sich wieder zur Schildkröte zusammengerollt, wie er es getan hatte, als Mistress Helel versucht hatte, ihn zu töten – und wieder war er ungefähr so effektiv wie eine auf dem Rücken liegende Schildkröte.
Es war, als wüsste die Welt, dass Kip den Weg des Feiglings wählen würde, und sie verschwor sich, ihn auf diesen Weg zu bringen.
Als Nächstes waren überall um ihn herum Leute, und sie traten und traten. Einige versuchten, ihn mit den Kolben ihrer Muskete zu schlagen, aber es waren so viele Leute, und sie standen so dicht um ihn gedrängt, dass er nur spürte, wie einige Schläge seine Beinen streiften. Früher hätte er sich auf den Bauch gedreht, den Kopf in den Händen begraben, sich zu einem Ball zusammengerollt und gewartet, bis Ram abermals seine Überlegenheit demonstriert hatte, des Spiels müde wurde und ihn in Ruhe ließ. Wenn er das hier tat, bedeutete das den Tod.
Erwartest du von mir, dass ich mich am Boden liegend verprügeln lasse?
Ja, Kip. Das ist deine Art.
Du erwartest, dass ich am Boden liegend sterbe?
Gib’s zu, Kip, du bist kein großer Kämpfer, nicht wenn es drauf ankommt. Warum rollst du dich nicht zu einem Ball zusammen und lässt es gut sein?
Ein Teil von ihm erwartete, dass Karris ihn rettete. Sie war eine
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