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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Küste fand. Garriston lag an der Mündung eines großen Flusses. Es war der geschäftigste Hafen in Tyrea, aber das bedeutete nicht viel. Er änderte seinen Kurs von Südost nach Süd.
    Karris sagte etwas zu ihm, doch er konnte sie nicht hören, daher verlangsamte er den Gleiter.
    »Darf ich es auch mal versuchen?«, fragte sie.
    »Ich dachte, du wolltest deine Kräfte schonen.«
    »Du kannst nicht all den Spaß allein haben.« Weil er hinter ihr war, konnte er ihr ganzes Lächeln nicht sehen, aber er sah ein Grübchen und eine hochgezogene Augenbraue.
    Er verbreiterte den Rumpf des Gleiters, so dass sie nebeneinanderstehen konnten, und reichte ihr das Rohr an Steuerbord. Karris zog es stets vor, aus ihrer rechten Hand zu wandeln.
    Zuerst waren ihre Bewegungen nicht synchron, und das Boot bebte und ächzte, weil sie ihre Geschosse in unterschiedlichem Tempo abgaben. Er schaute zu ihr hinüber, aber bevor er etwas sagen konnte, ergriff sie mit der linken Hand seine rechte und drückte sie rhythmisch, um einen gemeinsamen Takt vorzugeben.
    Die Erinnerung traf ihn, als sei der Gleiter gegen ein Riff geprallt und habe ihn ins Meer geschleudert: Karris, fünfzehn Jahre alt, vor dem Krieg bei dem alljährlichen Ball der Luxlords oben auf der Chromeria. Ihr hellblondes Haar war lang und glatt und so fein und glänzend wie ihr grünes Seidenkleid. Ihre Väter erörterten, welchen der Guile-Brüder sie heiraten würde. Gavin, der ältere Bruder, der wahrscheinlich das nächste Prisma werden würde, war natürlich der kostbarere Preis. Sein Vater, Andross Guile, gab nicht viel auf Karris’ Schönheit.
    »Du willst eine schöne Frau? Dafür gibt es Mätressen.« Aber obwohl ihm die Wünsche seiner Söhne gleichgültig waren – Allianzen mussten so billig wie möglich erkauft werden, und die Heirat seines Erstgeborenen war der wertvollste Stein, den er zum Spielen hatte –, war sich Andross Guile durchaus im Klaren gewesen, dass andere Familien nicht immer so berechnend waren. Einigen Vätern widerstrebte es, ihre Töchter mit Männern zu verheiraten, die sie nicht mochten.
    Andross Guile hatte dem jüngeren Dazen befohlen, Karris zu verführen. »Ein Stockwerk weiter unten gibt es ein Dienstbotenzimmer. Hier ist der Schlüssel. Zwanzig Minuten nachdem du mit ihr weggegangen bist, werde ich einen Vorwand finden, damit ihr Vater und ich unter vier Augen miteinander reden können, und wir werden nach unten kommen. Ich erwarte, euch in flagranti zu erwischen. Ich werde überrascht sein, entsetzt, zornig. Ich werde dich höchstwahrscheinlich schlagen. Aber was soll man machen? Die Leidenschaften der Jugend und so weiter. Du verstehst?«
    Beide Brüder verstanden. Luxlord Rissum Weißeiche stand in dem Ruf, ein hitziges Temperament zu haben. Andross Guile würde Dazen zuerst schlagen und sich dann zwischen die beiden stellen, damit Weißeiche nicht in Versuchung kam, Dazen zu töten. Jedenfalls würde Karris’ Vater, wenn er seine Tochter beim Liebesspiel mit Dazen erwischte, keine Wahl mehr haben. Um die Familie Weißeiche nicht zu entehren, würde Karris eilends mit Dazen vermählt werden. Die Familien würden verbündet sein, und Andross Guile würde mit seinem älteren Sohn eine noch wertvollere Allianz schmieden können.
    »Gavin, ich erwarte, dass du freundlich zu dem Mädchen bist, sie aber nicht ermutigst. Wenn dein Bruder die Familie in dieser Angelegenheit enttäuscht, wirst du sie heiraten müssen.«
    »Ja, Herr.«
    Aber dann hatte der Ball begonnen. Gavin hatte den ersten Tanz mit Karris getanzt, und das denkbar Schlimmste war geschehen. Während er ihre zierliche Gestalt in den Armen gehalten, sie seine Hand im Takt gedrückt und er in ihre jadegrünen Augen geblickt hatte – damals wiesen ihre Iris nur die winzigsten roten Einsprengsel auf –, war Gavin verzaubert worden. Als Dazen Gelegenheit bekam, mit ihr zu tanzen, war Gavin verliebt gewesen. Und wenn es nicht Liebe gewesen war, so zumindest Begierde.
    Ich habe Karris schon betrogen, bevor wir uns überhaupt das erste Mal begegnet sind.
    Karris drückte seine Hand jetzt fester, als sie es zuvor getan hatte. Er sah sie an. In ihren Augen stand eine Frage. Er musste sich angespannt haben, und Karris hatte es bemerkt. Sie war ein sehr körperliches Wesen, schon immer. Sie umarmte, streichelte oder berührte jene, die sie liebte, ständig. Das Tanzen war für sie etwas so Natürliches wie das Gehen. Sie berührte Gavin nicht mehr oft.
    Er lächelte

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