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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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warf ihm einen Blick zu, verärgert und erheitert zugleich.
    »Ich dachte, du würdest gern von den Füßen gerissen«, sagte er.
    »Was das betrifft, hattest du deine Chance«, entgegnete sie.
    Sein Grinsen versank in den Wellen wie so viele andere Schätze und verschwand.
    Karris blickte entsetzt drein. »Gavin, ich …«
    »Nein, das habe ich verdient. Bitte, steh ruhig auf.«
    Sechzehn Jahre. Man sollte meinen, wir wären beide weitergekommen. Nicht dass wir es nicht beide versucht hätten.
    »Danke«, sagte sie, aber ihre Stimme klang zerknirscht. Die Füße weit auseinandergestellt, die Knie leicht gebeugt, stand sie auf.
    Das Boot wurde durch Reihen kleiner Riemen angetrieben, die zu beiden Seiten aus dem Rumpf ragten. Durch generationenlanges Studium waren Grün- und Blauwandler dahintergekommen, wie sie Zahnräder und Ketten benutzen konnten, um die Riemen anzutreiben. Jeder Wandler fertigte sein eigenes Boot, das genau zu seinem Körper passte, so dass er es mit der ihm liebsten Kombination an Arm- und Beinbewegungen fortbewegen konnte. Wenn diese Boote eine günstige Form hatten, konnte ein athletischer Wandler es eine Stunde lang mit der Geschwindigkeit eines Schnellläufers vorantreiben.
    Das war schnell. Sehr schnell. Aber es war nicht annähernd so schnell, wie Gavin versprochen hatte. Trotzdem, er beugte sich nach vorn, und sein Körper schwebte in einem Netz aus Luxin, während er mit Armen und Beinen arbeitete. Er machte das Boot lang und schmal, so dass es zu einem Dolch wurde, der das Wasser durchschnitt. Sie erreichten ihre volle Geschwindigkeit, als sie den Hafen verließen.
    Gavin schwitzte, aber es war ein gutes, sauberes Gefühl. Der Wind wehte ihm ins Gesicht und trug alle Worte davon, die er oder Karris hätten sagen können, und ohne Worte war da einfach ihre Gegenwart, der Anblick ihres dunklen, im Seewind flatternden Haares und das Wissen, dass sie die Freiheit ebenso sehr genoss, wie er es tat.
    Karris schaute nach vorn, so dass sie nicht sah, wie er die Luxin-Röhre ins Wasser wandelte. Gavin hatte immer gedacht, dass es eine bessere Methode geben müsse. Schließlich konnte ein Wandler einen Feuerball mit jeder beliebigen Geschwindigkeit werfen, es hing nur von seiner Willenskraft ab – wenn er natürlich etwas zu Großes oder zu Schnelles warf, würde er vielleicht nicht mehr mit dessen Rückstoß fertig. Die Luxin-Boote der Wandler waren perfekte Ruderboote, die Muskelkraft effizienter nutzten als jede andere Maschine. Gavin wollte es besser machen; er wollte Magie benutzen, wie ein Segel den Wind benutzte.
    Das hatte nur zu ein oder zwei gebrochenen Masten geführt. Aber er weigerte sich, die Idee aufzugeben. Sie war eins seiner sieben Ziele gewesen, als er noch sieben Jahre zu leben gehabt hatte: zu lernen, schneller zu reisen, als irgendjemand es für möglich hält.
    Die Lösung, die er schließlich gefunden hatte, hing mit einer Kindheitserinnerung zusammen. Er hatte seinen Bruder durch einen hohlen Schilfhalm mit Samenkörnern beschossen. Luft, gefangen zwischen einem Stöpsel und den Wänden des Schilfhalms, konnte ein Saatkorn mit viel größerer Geschwindigkeit abschießen, als man sie mit einem Wurf des Korn erzielen würde. Nach zahlreichen mehr oder weniger erfolgreichen Versuchen hatte er schließlich zwei Rohre so gebogen und ins Wasser geschoben, dass ihre Enden unter Wasser gegen die Fahrtrichtung zeigten. Dann sandte er Geschosse aus Magie durch seine Rohre und konnte das Boot damit antreiben.
    Er ließ seinen bisher genutzten Antriebsmechanismus los, und er zerfiel. Das Luxin löste sich auf, noch während es auf die Wellen traf. Dann legte er die Hände an die Rohre.
    Beim ersten dumpfen Aufprall zuckte Karris zusammen. Sie drückte sich in ihren Sitz, um ihren Schwerpunkt möglichst tief zu legen, und griff instinktiv nach ihrem Ataghan – nur dass er in ihrem Bündel war. Das Boot machte einen Sprung nach vorn. Die ersten dumpfen Schläge schüttelten sie durch, während Gavin sich anspannte, um Geschwindigkeit aufzubauen, und dabei seine Muskeln vor Anstrengung verkrampfte. Aber binnen weniger Augenblicke lag das Boot wieder ruhiger im Wasser, und die Anspannung in Gavins Armen und Schultern löste sich ein wenig. Die Geschosse traten mit einem steten Wumm-Wumm-Wumm aus dem Ende des Rohrs aus. Das inzwischen umgeformte Boot – er bezeichnete es als Gleiter – berührte kaum noch die Wellen.
    Es blieb eine körperliche Anstrengung. Auch wenn das Boot

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