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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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abschätzig und schüttelte den Kopf. Es ist nichts.
    Karris öffnete den Mund, um zu sprechen, hielt dann jedoch inne. »Mach die Röhren größer!«, rief sie und lachte mit einem winzigen Anflug von Schärfe darin. Ein gezwungenes Lachen.
    Sie erinnerte sich also an den Tanz und daran, dass sie dabei seine Hand im Takt der Musik gedrückt hatte. Natürlich tat sie das. Aber sie ließ es dabei bewenden, und er war dankbar dafür. Er machte die Rohre so weit, dass sie gerade noch damit zurechtkommen konnten, und schon bald glitten sie schneller übers Meer, als er es allein je getan hatte. Er hatte nicht vorgehabt, ihr sein nächstes Kunststück zu zeigen, aber er konnte nicht anders. Er wusste, dass es ihr wirklich Spaß machen würde. Und was hatte man schon davon, ein Genie zu sein, wenn man es niemandem zeigen konnte?
    Er ließ Karris’ Hand los. Dieser Teil war der gefährlichste. Bei dieser Geschwindigkeit war es dumm, mit Absicht mit etwas zusammenzuprallen. Und doch …
    »Halt dich fest!«, rief er. Gavin riss die rechte Faust nach vorn und warf grünes Luxin so weit vor ihr Boot, wie er konnte. Es landete klatschend auf den Wellen. Einen Moment später traf der Gleiter auf eine grüne Luxin-Rampe.
    Binnen eines Augenblicks schwebten sie in der Luft. Sie flogen zwanzig Schritte über dem Wasser.
    Gavin ließ den ganzen Rohrapparat los und wandelte. Das Luxin der Plattform schoss ihnen beiden den Rücken hoch und dann aus seinen Armen. Jetzt fielen sie; sie waren fünfzehn Schritte über den Wellen. Das Luxin strömte nun in allen Farben aus seinen Händen, hatte aber Mühe, gegen die Gewalt des Windes seine Form zu finden.
    Zehn Schritte über den Wellen. Fünf. Bei dieser Geschwindigkeit konnten sie geradeso gut auf Granit aufschlagen wie auf Wasser.
    Dann verhärtete sich das Luxin in einer Gestalt, die den Flügeln eines Kondors so sehr ähnelte, wie Gavin es hinbekommen konnte. Die Flügel standen im Wind, und Karris und Gavin schossen gen Himmel.
    Als Gavin es das erste Mal versucht hatte, hatte er sich bemüht, einen Flügel in jeder Hand zu halten. Dann hatte er herausgefunden, warum Vögel hohle Knochen haben und fast nichts wiegen. Beim Abheben hatte es ihm beinahe die Arme abgerissen. Er war nass, wütend und mit blauen Flecken nach Hause zurückgekehrt, und die Muskeln in Armen und Brust waren gezerrt oder gerissen gewesen. Danach hatte er es mit einem einzigen, durchgehenden Flügel versucht, der nicht mehr seiner Muskelkraft bedurfte. Leichtigkeit, Widerstandsfähigkeit und Elastizität des Luxins, genug Wind und ausreichende Startgeschwindigkeit oder Fallhöhe waren die Voraussetzungen, um damit zu fliegen.
    Natürlich flog man damit nicht wirklich. Man segelte. Es fehlte ein Antrieb. Er hatte versucht, die Rohre zu benutzen, aber bisher hatte es nicht funktioniert. Für den Moment hatte der Kondor nur eine begrenzte Reichweite.
    Karris beklagte sich nicht. Sie hatte die Augen weit aufgerissen. »Gavin! Bei Orholam, Gavin, wir fliegen!« Sie lachte, ein sorgloses Lachen. Das hatte er an ihr immer geliebt. Ihr Lachen war Freiheit für sie beide. Sie hatte den Tanz vergessen. Dafür allein lohnte es sich.
    »Komm in die Mitte«, sagte er. Er brauchte nicht zu rufen. Sie befanden sich vollkommen im Körper des Kondors. Es wehte kein Wind. »Ich bin nicht sehr gut im Wenden; im Wesentlichen lehne ich mich in die eine oder die andere Richtung.« Tatsächlich, weil er schwerer war, legten sie sich bereits auf seine Seite. Gemeinsam lehnten sie sich auf ihre Seite, bis der Kondor wieder gerade wurde.
    »Die Weiße hat keine Ahnung davon, oder?«, fragte Karris.
    »Nur du«, antwortete er. »Außerdem …«
    »Außerdem kann niemand außer dir so schnell und viel wandeln, wie es diese Flugmaschine erfordert«, beendete Karris seinen Satz.
    »Galib und Tarkian sind wahrscheinlich die einzigen Polychromaten, die all die notwendigen Farben handhaben könnten, und keiner der beiden ist schnell genug. Wenn ich es einfach genug für andere Wandler machen kann, werde ich es ihr vielleicht erzählen.«
    »Vielleicht?«
    »Ich habe über die Möglichkeiten nachgedacht, wie man dies hier einsetzen könnte. Im Wesentlichen im Krieg. Die Sieben Satrapien kämpfen bereits um die wenigen Polychromaten, die es gibt, und schmieden ihre Ränke. So ein Apparat würde es hundertmal schlimmer machen.«
    »Ist das Garriston?«, fragte sie abrupt und blickte nach Südosten. »Jetzt schon?«
    »Die eigentliche Frage ist,

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