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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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zielte. Zymun wurde vom Rückstoß seines Geschosses zurückgeworfen, und im nächsten Augenblick explodierte die gesamte Holzbrücke.
    Flammen und Blut und herumwirbelnde, abgerissene Körperteile schossen gen Himmel. Ein großer, brennender Bereich der Brücke kam auf Kip zu und füllte sein Gesichtsfeld aus. Die Brücke schlug mit einem gewaltigen, zischenden Klatschen neben ihm ein.
    Als Kip wieder sehen konnte, wurde er gegen das Metallgitter vor dem Wasserfall gepresst, umringt von Holzbrocken, die zum Teil noch brannten. Ein großer Bereich der Brücke versank langsam, und Hunderte von Ratten, einige verletzt, andere lediglich durchnässt, waren verzweifelt bemüht, aus dem Wasser zu kommen. Die größeren Tiere waren von der Explosion nicht so weit weggeschleudert worden, aber sie kamen näher, tretend, spritzend und einander beißend in ihrer Furcht und ihrem Schmerz.
    »Kip! Kletter rüber! Wir haben es fast geschafft!«, rief Sanson. Er befand sich bereits auf der anderen Seite des Metallgitters.
    »Keine Bewegung!«, rief der ältere Wandler. Seine Haut füllte sich bereits mit roten Wirbeln. »Keine Bewegung, oder der Nächste zielt auf deinen Kopf!«
    Kip packte das Gitter, aber sobald seine Hände es berührten, spürte er kleine Krallen, die an seinen Beinen kratzten, dann weitere in seinem Rücken. Er erstarrte. Ratten. Zuerst ein oder zwei, dann ein halbes Dutzend.
    Er presste die Augen zusammen, während er spürte, wie die Krallen an seinem Hals hinaufkletterten und dann über seinen Kopf. Indem er sich an dem Gitter festhielt, war sein Körper zu einer Brücke geworden – der einzige Weg hinaus aus dem Wasser –, und die Ratten schwärmten über ihn hinweg.
    Binnen weniger Augenblicke waren es nicht mehr ein halbes Dutzend Ratten. Es waren Hunderte.
    Kips Muskeln erstarrten. Er konnte sich nicht bewegen. Konnte nicht denken. Konnte nicht atmen. Er wagte es nicht einmal, die Augen zu öffnen. Ratten waren in seinem Haar. Eine Ratte war an der Vorderseite seines Hemdes heruntergefallen und klammerte sich an seine Brust. Ratten rannten seine Arme hinauf.
    »Beweg dich, Kip! Beweg dich oder stirb!«, schrie Sanson.
    Plötzlich fühlte Kip sich losgelöst von seinem eigenen Körper. Er ertrank beinahe, die Stadt stand in Flammen, fast alle, die er kannte, waren tot, zwei Wandler versuchten, ihn zu töten, und sein Hauptproblem waren Ratten. Noch während er sich am Schutzgitter festklammerte, holten die Wandler zum tödlichen Schlag aus, und er hatte zu große Angst, um sich zu bewegen. Lächerlich. Jämmerlich.
    Er wurde gepackt und riss die Augen auf. Es war Sanson. Sanson war zurück über das Gitter geklettert und trotzte den Ratten, um Kip zu helfen, auf die andere Seite zu gelangen. Kip schüttelte sich wie ein Hund und wurde vielleicht ein Dutzend Ratten los, aber viele weitere blieben zurück. Immer noch voller Angst begann er das Gitter hinaufzuklettern.
    Er warf ein Bein über die obere Kante des Gitters, aber er konnte sich nicht hochziehen. Er war zu schwer. Eine Ratte fiel in sein offenes Hosenbein und begann an seiner nackten Haut hinaufzuklettern.
    Sanson packte Kip mit beiden Händen am Hemd und brüllte vor Anstrengung. Kip zog ein letztes Mal und spürte, wie sein Körper sich erhob, sich erhob – und endlich über das Gitter rollte. Er krachte ins Wasser auf der anderen Seite.
    Sofort zog die Strömung an ihm. Als er an die Oberfläche kam, brüllte Sanson etwas, aber Kip konnte nicht einmal die Worte ausmachen. Er griff in seine Hose, packte die kämpfende Ratte und warf sie weg.
    Dann war er beim Wasserfall. Unmittelbar davor zogen sich Klippenbänder quer über den Fluss, und die Teufelskerle der Stadt rannten darüber hinweg und sprangen dann über den Wasserfall in die Tiefe. Für Kip war es zu spät, um das zu versuchen. Es gab Bereiche, in denen das Wasser flacher war als in anderen. Kip drehte sich verzweifelt im Wasser, und seine Füße trafen unter Wasser auf einen Felsen. Die Strömung drückte ihn fast von allein auf den Fels, und er ruderte mit den Armen, um sich aufzurichten. Der Teich am Fuß der Wasserfälle war sehr tief, aber wenn er nicht weit genug sprang, würde er auf dem Weg nach unten auf Felsen aufschlagen.
    Er sprang mit aller Kraft. Zu seiner Überraschung flog er tatsächlich in die gewünschte Richtung. Einen Moment lang herrschte vollkommene Freiheit. Friede. Das Brüllen des Wassers übertönte alle anderen Geräusche, alle anderen Gedanken. Es

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