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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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wandeln. Es war ein zu großer Zufall. Sie war diejenige gewesen, die darauf bestanden hatte, dass Gavin das fliegende Gerät hierherlenkte. Ein Frösteln überlief sie. Dass sie jetzt hier waren, war nichts Geringeres als ein Fingerzeig Orholams. Karris wusste, dass Orholam nichts an ihr lag. Sie war nicht wichtig genug. Also, was war es dann? Eine Prüfung für Gavin?
    Fünfzehn Jahre alt. Verdammt. Dieses Kind war empfangen worden, während sie und Gavin verlobt gewesen waren.
    Gavin hob den Jungen hoch, spannte die Muskeln an – der Junge war sowohl groß als auch pummelig – und warf ihn sich über die Schulter. Dann ging er zum Fluss, als hätte er nicht eine einzige Sorge auf der Welt. Der Mann kehrte tatsächlich einem Satrapen den Rücken zu, nachdem er dreißig von dessen Leibwachen getötet hatte. Wie immer war Gavin tollkühn, unaufhaltsam, unerschütterlich. Die gewöhnlichen Regeln hatten für ihn einfach keine Gültigkeit.
    Hatten es niemals gehabt.
    Einen einzigen gefährlichen Augenblick lang war Karris wieder sechzehn, und man hatte ihr alles, was sie gekannt hatte, jeden, den sie geliebt hatte, entrissen. Sie hatte an jenem Tag geweint, hatte geweint, bis ihr klar geworden war, dass niemand sie trösten würde. Sie hatte Rot gewandelt, um aus dessen Wärme und dessen Zorn Trost zu schöpfen. Sie hatte so viel Rot gewandelt, dass es sie beinahe getötet hätte. Heute brauchte sie nicht einmal zu wandeln. Der Zorn war binnen eines Herzschlags da. »Glaube nicht, was in deinen Befehlen steht«, hatte Gavin gesagt. Natürlich hatte er das gesagt. Der Lügner. Der Hurensohn.
    Das war der Grund, warum ihr die Weiße aufgetragen hatte, ihre Befehle nicht unverzüglich zu öffnen. Sie hatte gewollt, dass Karris sich abkühlte, bevor sie sich Gavin stellen musste. Dass sie keine Probleme machte.
    Schön zu sehen, dass die beiden wichtigsten Menschen in ihrem Leben beide daran interessiert waren, sie zu manipulieren.
    Gavin wandelte ein Boot auf den Fluss und legte den Jungen hinein. Er beeilte sich nicht, sondern ließ sich lediglich von der Strömung erfassen und drehte sich nicht einmal um. Dann musste es eine knappe Sache gewesen sein. Er behandelte Satrap Garadul, als sei er ein Hund und als könne Blickkontakt ihn provozieren. Wie ein Hund behandelt zu werden, nun, das war Karris vertraut, nicht wahr?
    Im nächsten Moment war sie aufgestanden und schritt zurück zum Fluss. Ihre Brille hatte auf rätselhafte Weise den Weg auf ihre Nase gefunden. Wenn Satrap Garadul nicht bloße zweihundert Schritt entfernt gewesen wäre, dachte Karris, hätte sie einen Feuerball nach Gavins Kopf geschleudert. Er kam um die Biegung des Flusses und sah den Ausdruck auf ihrem Gesicht.
    Er erbleichte. Und schwieg ausnahmsweise einmal.
    Karris stand am Flussufer und zitterte, während er näher und näher trieb.
    Gavin fragte nicht, ob sie ihre Befehle gelesen habe, er sah es ihr an. »Steig ein«, sagte er. »Wenn du einen schwarzen Umhang dabeihast, bedeck dich damit. Es ist besser, wenn sie dich nicht zu sehen bekommen.«
    »Geh zur Hölle. Ich werde meinen eigenen Weg finden«, erwiderte Karris.
    Er streckte eine Hand aus und sprengte mit grünem Luxin ein faustgroßes Loch in ihren Kahn. »Steig ein!«, befahl er. »König Garadul wird jeden Moment kommen.«
    »König?« Sie wandelte grünes Luxin, um das Loch zu bedecken. Es war schäbig und dumm, und verflucht sollte Gavin sein, dass er sie unvernünftig erscheinen ließ. Sie hasste ihn. Sie hasste ihn mit einer Leidenschaft, die die ganze Welt verblassen ließ. Sollten die Reiter jetzt ruhig kommen.
    »Er sagt sich von der Chromeria los, vom Prisma, von den Sieben Satrapien und Orholam selbst. Er hat sich zum König gemacht.« Noch einmal zeigte Gavin mit einer Hand auf ihren Kahn. Hunderte winziger, fingerdünner Wurfgeschosse flogen aus seiner Hand und bohrten sich zitternd in das Holz entlang des gesamten Kahns, dann platzten sie alle gleichzeitig auf. Holzspanschrapnelle und Sägespäne ergossen sich über sie beide. Gavin sagte: »Ohrfeige mich und bring es hinter dich, aber schwing deinen Hintern in das Boot.«
    Er hatte recht. Karris stieg ein. Dies war nicht der richtige Zeitpunkt. Sie stöberte in ihrem Bündel nach dem Umhang, schlüpfte hinein und zog trotz der Hitze die Kapuze hoch. Der Junge war immer noch bewusstlos. Gavin schuf Ruder und Halteschlaufen für sich. Sobald die Ruderblätter ins Wasser tauchten, nahm das Boot Fahrt auf. Karris blickte

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