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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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abgezahlt hast.«
    Rask Garadul würde den Jungen die Schulden seiner Mutter nicht abarbeiten lassen. Gavin hegte keinen Zweifel daran, dass Rask log. Es war lediglich ein Vorwand, um den Jungen zu ergreifen – der, wenn Rask ein König war, einer der Untertanen des Königs war. Höchstwahrscheinlich würde Rask ihn direkt vor Gavins Augen töten, nur um seinen eigenen Stolz zu retten. Der Junge bedeutete nichts. Er hätte ein Hund sein können oder eine hübsche Decke, was scherte es Rask. Ein Teil von Gavin war entsetzt, ein Teil von ihm schwelgte darin.
    Bring mich in eine Situation, in der ich nicht gewinnen kann? Wirklich? Du denkst, dies sei unmöglich für mich? Lassen wir es darauf ankommen.
    »Der Junge geht mit mir«, erklärte Gavin.
    Rask Garadul lächelte unangenehm. Er hatte eine Lücke zwischen seinen Schneidezähnen. Er hatte größere Ähnlichkeit mit einer Bulldogge, die die Zähne bleckte, als mit einem lächelnden Mann. »Ihr werdet Euer Leben für diesen Dieb aufs Spiel setzen? Überlasst ihn mir, Prisma.«
    »Oder was?«, fragte Gavin bewusst höflich, neugierig, als interessiere ihn die Antwort wirklich. Drohungen verwelkten so häufig, wenn man sie ins Licht zerrte.
    »Oder meine Männer werden sagen, dass es ein großes Missverständnis gegeben habe. Wir hatten keine Ahnung, dass das Lord Prisma war. Wenn er seinen Besuch nur angekündigt hätte. Wenn er nur nicht verwirrt gewesen wäre und meine Soldaten angegriffen hätte. Wir haben uns lediglich verteidigt. Erst nach seinem bedauerlichen Tod haben wir unseren Irrtum entdeckt.«
    Gavin grinste. Er presste eine Faust auf den Mund, um sein Kichern zu verbergen. »Ah, Rask. Es gibt einen Grund, warum ich nicht mit Schwarzgardisten reise: Ich brauche sie nicht. Ihr wart während des Kriegs des Falschen Prismas lediglich ein schnoddernasiges Kind, also erinnert Ihr Euch vielleicht nicht daran, wozu ich imstande bin, aber ich kann Euch sagen, dass einige Eurer Männer es durchaus tun. Diejenigen, die nervös wirken. Wenn Eure Männer angreifen, werde ich Euch töten. Die Weiße wird ein oder zwei Monate lang zornig auf mich sein. Es wird ein diplomatisches Problem geben, gewiss, aber denkt Ihr wirklich, dass sich irgendjemand dafür interessiert, was mit dem König von Tyrea geschieht? ›König‹, nicht Satrap, und daher ein Rebell. Sie werden lediglich Beteuerungen wollen, dass es ihnen nicht genauso ergehen wird. Wir werden Beteuerungen und Entschuldigungen vorbringen und für einige Jahre die Studiengebühren für sämtliche tyreanischen Schüler bezahlen, und damit wird die Angelegenheit erledigt sein. Euer Nachfolger wird zweifellos weniger kriegerisch gesinnt sein.«
    Rask machte Anstalten zu sprechen, aber Gavin hatte nicht die Absicht, ihm das zu gestatten.
    »Doch lasst uns für einen Moment so tun, als würdet Ihr mich durch irgendeinen Zufall töten, ohne selbst getötet zu werden. Ich sehe, was Ihr hier tut: Ihr schleift eine Stadt, damit Ihr eine Armee ausheben und Eure eigene Chromeria gründen könnt. Die Frage ist, denkt Ihr, Ihr seid bereit für einen Krieg? Denn wenn ich jetzt zurückkehre, bewaffnet nur mit Worten, wird das Spektrum mir vielleicht nicht glauben. Aber wenn Ihr mich tötet, wird das ein besserer Grund sein, als ich ihn jemals mit Worten vorbringen könnte. Und denkt Ihr wirklich, Eure Version der Ereignisse wäre die einzige Version, die ans Tageslicht käme? Gerade eben habt Ihr noch von Spionen gesprochen …«
    Das Schweigen streckte seine kühlen Hände zwischen ihnen aus. Gavin hatte so vollkommen gewonnen, wie er wahrscheinlich nur je mit Argumenten allein gewonnen hatte.
    »Der Junge ist mein Untertan und ein Dieb. Er bleibt.« Garaduls ganzer Körper zitterte vor Zorn. Er wollte es nicht darauf ankommen lassen, aber er weigerte sich einfach zu verlieren.
    Gavin hatte nicht geblufft. Mit hoher Wahrscheinlichkeit könnte er jeden einzelnen dieser Soldaten und Wandler töten – abhängig davon, wie gut die Wandler waren. Und er würde wahrscheinlich mit nicht mehr als einer versengten Augenbraue aus dem Kampf hervorgehen. Eine andere Sache war es, das Kind während eines solchen Scharmützels zu beschützen. Ist es besser, dass die Schuldigen umkommen oder dass die Unschuldigen überleben?
    »Er ist kein Dieb«, sagte er, um die Konfrontation von der unausweichlichen Entscheidung eines »du oder ich« fortzubringen. »Er besitzt nichts als die Kleider an seinem Leib. Was immer seine Mutter getan haben

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