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Schwarzes Prisma

Schwarzes Prisma

Titel: Schwarzes Prisma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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zurück und war nicht allzu überrascht zu sehen, wie ein Dutzend Reiter den Gipfel des Hügels erreichte, um sie zu verfolgen.
    Aber es war ein hoffnungsloser Versuch. Das Land entlang des Flusses war nicht eben, und Gavins Boot war schnell. Gavin und Karris sagten nichts, nicht einmal als sie eine lange Abfolge von Stromschnellen erreichten. Karris half, das Boot mit flexiblem, rotem Luxin und steiferem grünem zu verbreitern und ihm einen breiten, wulstigen Bug zu verschaffen. Gavin wandelte unterdessen glitschiges Orange unter den Boden des Bootes, so dass sie, wenn sie auf Felsen trafen, über sie hinwegglitten.
    Binnen einer halben Stunde waren sie in Sicherheit. Noch immer sagte Karris nichts. Wie viele Male konnte ein einziger Mann einen so tief verletzen? Sie konnte ihn nicht einmal ansehen. Sie war wütend auf sich selbst. Nach dem Krieg war er ihr so verändert erschienen. Nachdem er ihre Verlobung gelöst hatte, war ihr nichts mehr geblieben. Sie war für ein Jahr fortgegangen, und er schien überglücklich zu sein, als sie zurückkehrte. Er hatte ihre Distanziertheit respektiert und kein Wort gesagt, wenn sie Affären hatte, um zu versuchen, sich ihn aus ihrer Seele zu reißen. Das hatte sie irgendwie noch wütender gemacht. Aber irgendwann hatte seine Rätselhaftigkeit sie wieder angezogen, und langsam hatte dieser Mann, den der Krieg so vollkommen verändert zu haben schien, sie für sich gewonnen.
    Wie viele Männer kommen zum Besseren verändert aus dem Krieg zurück?
    Keine, wie es aussah.
    Und wie viele Frauen kommen klüger zurück?
    Jedenfalls nicht sie.
    Der Fluss wurde jetzt von einem weiteren Nebenfluss gespeist und verbreiterte sich beträchtlich, und Karris’ Aufgabe am Bug, wo sie nach Felsen Ausschau gehalten hatte, wurde unnötig. Es war ein wunderschöner Tag. Sie nahm den Umhang ab und spürte die Sonnenstrahlen – Orholams Liebkosung, hatte ihre Mutter ihr erzählt, als sie ein kleines Mädchen gewesen war. Klar.
    »Es heißt, an diesem Fluss gebe es Banditen, die jeden ausrauben, der auf ihm reist«, bemerkte Gavin leichthin. »Also werden wir vielleicht irgendjemanden finden, den du töten kannst.«
    »Ich will nicht irgendjemanden töten«, erwiderte Karris leise und ohne ihn anzusehen.
    »Oh, du hast diesen Ausdruck in den Augen …«
    Sie blickte auf und lächelte süß. »Ich will nicht irgendjemanden töten. Ich will dich töten.«

19
    »Ah.« Gavin räusperte sich.
    Der Junge zuckte, dann setzte er sich pfeilgerade auf. Vielleicht waren die Worte »Ich will dich töten« nicht die beste Art, um geweckt zu werden, nachdem die eigene Stadt zerstört worden war. Gavin sah Karris mit hochgezogenen Augenbrauen an. Muss es wirklich jetzt sein?
    Sie stieß den Atem aus und wandte sich ab, während der Junge sich den Kopf rieb und stöhnte. Der Junge blinzelte sie an, aber sie hielt ihm den Rücken zugewandt. Sie beschäftigte sich damit, ihren Bogen zu entspannen und zu verstauen. Der Junge richtete den Blick seiner königsblauen Augen auf Gavin. Interessant, mit seiner hellbraunen Haut und dem krausen Haar. Blaue Augen waren blau, weil sie die tiefsten waren und daher die lichtempfindlichsten und am besten für das Sammeln von Licht geeigneten. Es war ganz und gar nicht das einzige Kriterium, aber Menschen mit blauen Augen bildeten die größte Gruppe unter den mächtigsten Wandlern. Mehr Licht zu benutzen, mehr Macht zu verbrennen.
    Im Moment waren diese tiefen Augen schmal vor Schmerz. Anscheinend hatte Gavins Schlag dem Jungen hübsche Kopfschmerzen beschert.
    »Ihr habt mich gerettet«, sagte Kip.
    Gavin nickte.
    »Wer seid Ihr?«, fragte der Junge.
    Du kommst gleich zur Sache, hm? Karris drehte sich um, um festzustellen, was Gavin sagen würde. Sie verschränkte die Arme vor der Brust.
    Gavin hörte auf zu rudern. »Dies ist Lady Karris Weißeiche, die trotz des manchmal zu humorvollen Anspielungen benutzten Kontrastes von Name und Hautfarbe einerseits und Titel andererseits ein Mitglied der Schwarzen Garde ist.« Karris’ zorniger Blick veränderte sich nicht im Geringsten. Anscheinend waren die alten Witze immer noch nicht komisch. »Und ich …« Er hatte Karris als Erste vorgestellt, um sich einen Moment Zeit zum Nachdenken zu verschaffen. Es hatte nicht funktioniert. Noch fünf Jahre und noch fünf Aufgaben, Gavin. Dies könnte deine letzte Chance sein.
    Der Junge war bewusstlos gewesen, als Gavin seine Vaterschaft beansprucht hatte. Er hatte keine Ahnung. Er

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