Schwarzes Verlangen
Befriedigung.
Josephina konnte nur wie betäubt nicken.
Ein gellender Schrei drohte ihr das Trommelfell zu zerreißen. „Du nimmst sie mir nicht weg!“
Nicht Synda. Sondern … die Phönix?
Definitiv. Der gesamte hintere Teil des Gartens ging in Flammen auf.
Im nächsten Moment warf Kane sich Josephina über die Schulter.
„Nicht schon wieder“, grummelte sie.
Lucien streckte die Arme aus. „Dann nehme ich sie jetzt. Und ich werde gut auf sie aufpassen, darauf gebe ich dir mein Wort.“
„Planänderung“, entgegnete Kane. „Sie kommt mit mir. Zumindest fürs Erste. Bring die anderen in Sicherheit. Und danke, dass du gekommen bist, Mann.“ Dann rannte er wie der Teufel. Ihr stieg Rauch in die Nase, und sie musste husten. Aus der Menge erhob sich ängstliches Geschrei.
„Wie genau hast du vor, dieses Reich zu verlassen?“, fragte sie und versuchte, nicht in Panik zu geraten. Nur ausgewählte Fae besaßen einen Schlüssel zwischen der Menschenwelt und dieser. Kane war weder ausgewählt noch Fae. Für ihre eigene Flucht hatte sie vorgehabt, Leopolds Schlüssel zu stehlen, aber das lag nun nicht mehr im Bereich des Möglichen.
„So.“ Kane holte einen fleischfarbenen Handschuh aus seiner Tasche hervor – einen Schlüssel. „Bevor du fragst: Ich hab ihn gestohlen. Und nein, ich schäme mich nicht, und nein, ich werde ihn nicht zurückgeben.“
„Ich hatte nicht vor, mit dir zu schimpfen, du alberner Mann. Lieber würde ich dir auf die Schulter klopfen, aber die ist ja gerade anderweitig belegt. Also, weißt du, wie du das Ding benutzen musst?“
„Jep.“ Er zog das Tempo noch weiter an.
Jeden Moment rechnete sie damit, dass die Palastwachen die Jagd aufnehmen würden, egal, was ihr Vater gesagt hatte. Und sie erwartete, dass ihm Gäste in die Quere kommen würden, die verzweifelt vor dem Feuer zu fliehen versuchten. Doch er bewegte sich zu schnell, als dass ihn irgendjemand hätte aufhalten können. Innerhalb von Sekunden waren sie bereits am Eingangstor, und er war nicht einmal außer Atem.
Schnell zog er sich den Handschuh über und wischte durch die Luft, von oben nach unten, von einer Seite zur anderen, als wollte er eine Tür freilegen. Überall dort, wo seine Hand entlangstrich, verschwand ein Stück der Landschaft und hinterließ nichts als ein schwarzes Loch.
„Denk an den Ort, an den du gelangen willst, und geh hindurch“, erklärte sie eilig, obwohl er behauptet hatte, er wüsste, was zu tun sei.
Ohne zu zögern trat er in die Dunkelheit, und dann waren sie plötzlich nicht mehr im Reich der Fae, sondern in der Menschenwelt. Zu beiden Seiten ragten hohe Gebäude in die Luft. Erschöpfte Angestellte hetzten über die Gehwege. Ihr stieg der Geruch von Kaffee und Abgasen und sogar Urin in die Nase.
„Du musst dieses Portal wieder schließen“, wies sie ihn an, und er gehorchte, indem er ein weiteres Mal mit der Hand durch die Luft wischte.
Dann setzte er sie wieder auf dem Boden ab, fasste sie am Handgelenk und zog sie mit sich. „Lass uns verschwinden. Das Portal mag zwar geschlossen sein, aber ich will dich so weit davon wegschaffen, wie es nur geht.“
„Wo sind wir?“
„In New York. Ich will dich in der Menge verstecken.“
Hätte ich auch selbst drauf kommen können, dachte sie. Sie war schon öfter hier gewesen, und es war einfach unverwechselbar.
„Was ist mit deinen Freunden?“, wollte sie wissen.
„Die kommen schon klar.“
„Du wolltest mich in ihrer Obhut lassen?“
„Für eine Weile, ja.“
Eine Weile. Wie lang war eine Weile? Ist vielleicht besser, wenn du das nicht weißt.
Stundenlang liefen sie durch die Stadt, und je länger sie liefen, desto geschäftiger wurden die Straßen und Gehwege. Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte das Gedränge sie gestört, doch im Augenblick waren ihre Gedanken viel zu sehr damit beschäftigt, Gleichgewicht wiederzufinden. Sie war fort aus dem Königreich der Fae. Sie war bei Kane. Vielleicht sogar mit ihm verheiratet – hatten sie diese Zeremonie tatsächlich vollzogen? Sie hatten sich gar nicht geküsst.
Aber das spielte wohl keine Rolle. Wenigstens für kurze Zeit wäre sie in Sicherheit vor ihrer Familie. Würde sich keine Sorgen machen müssen, womit man sie als Nächstes bestrafen würde. Es würde mindestens ein paar Tage dauern, bis sie sich Gedanken über die Jagdtrupps des Königs machen müsste. Bei einem Gegner wie Kane würde er Zeit brauchen, um eine Strategie zu entwickeln.
Zum ersten Mal in ihrem
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