Schwarzes Verlangen
Festung im Reich der Blutigen Schatten.“
Eine Zweitausendfünfhundert-Quadratmeter-Monstrosität im Tausch gegen ein paar Worte? In seinen Augen ein fairer Deal. Allerdings war er sich nicht sicher, ob seine Freunde das genauso sehen würden. „Es gibt da nur ein Problem. Das Ding gehört mir nicht, ich kann es nicht einfach verschenken.“
Mit einer Grazie, an die nur wenige herankamen, leerte Taliyah die Flasche. „So ein Pech aber auch. Wär nett gewesen, mit dir Geschäfte zu machen, Kane. Bis dann.“ Ohne ein weiteres Wort ging sie einfach.
Kaltherzig. Wie immer.
Kane sprang auf, zog sie zurück zur Bar – und sie ließ es sich gefallen. Es musste also mehr auf dem Spiel stehen, als sie preisgeben wollte. „Sie gehört dir“, sagte er. „Die Festung gehört dir. Wann willst du sie haben?“
Winterblaue Augen funkelten ihn triumphierend an. „In drei Monaten und zwei Tagen. Nicht früher und nicht später.“
„Okay. Ich schmeiß meine Freunde selbst raus.“
„Auch meine Schwestern?“
„Nein“, versicherte er ihr im Glauben, dass es das war, was sie hören wollte. „Die können …“
„Der Deal ist geplatzt. Tut mir leid.“ Wieder wandte sie sich ab, und ein weiteres Mal musste er sie zurückzerren.
„Meinetwegen“, beeilte er sich zu erklären. „Die schmeiß ich auch raus.“ Sie würden sowieso bei ihren Ehemännern bleiben wollen.
Zufrieden nickte sie.
„Warum kannst du nicht einfach mit allen anderen da wohnen?“, grummelte er. Das hatte sie schließlich schon mal getan.
„Du wirst niemandem verraten, dass ich dort bin. Tust du es doch, werde ich dich aufspüren. Und die Unsterblichen werden noch jahrhundertelang über die Dinge reden, die ich mit deinen Eingeweiden angestellt hab.“
Harpyien, Mann. Die besaßen definitiv die Kraft und die Eier, um ihren Worten Taten folgen zu lassen, und das war verdammt deprimierend, wenn sie nicht auf deiner Seite waren. „Wozu brauchst du die Festung?“
„Geht dich nichts an. Also, willst du jetzt die Informationen, die ich habe, oder nicht?“
„Ja.“
„Okay. Also, anscheinend ist vor ein paar Wochen ein Gesandter – ich glaube, er hieß Thane – in einem der Phönix-Lager aufgetaucht und hat viele der Krieger dort abgeschlachtet. Einer davon war der König. Letzten Endes haben sie den Gesandten unter Kontrolle gebracht, und ein neuer König hat den Thron bestiegen. Dieser neue König konnte damit endlich die Frau für sich beanspruchen, nach der er sich schon seit Jahrhunderten verzehrte – die Ehefrau des toten Königs.“
„Was hat das alles mit mir zu tun?“
„Kommt gleich. Der neue König hat sich die Witwe als Konkubine genommen, aber bloß ein paar Tage später hat diese Petra sie umgebracht. Zur Strafe wurde sieins Endlose geworfen. Und jetzt, da sie wieder auf freiem Fuß ist, will der neue König sie zurückhaben. Und zwar ziemlich dringend. Oh Mann, was der mit ihr anstellen wird, wenn er sie aufspürt … Das wird legen… warte kurz …där. Ach ja, die Konkubine war übrigens Petras Schwester. Womit klar wäre: Es gibt nichts, wovor diese Schlampe zurückschreckt. Wenn sie es auf deine Fae abgesehen hat, steckt die echt in Schwierigkeiten.“
Vorher würde er sie finden.
Das Glas in seiner Hand zersplitterte und schnitt ihm die Handfläche auf.
Blöder Dämon.
Mit einer Serviette tupfte er die blutenden Schnitte ab.
Er wartete, doch Taliyah sprach nicht weiter. „Ist das alles, was du für mich hast?“
„Als wäre Neeka solch eine armselige Spionin. Ich wollte dich das nur kurz verdauen lassen. Also, hör zu: Petra wurde gesehen, wie sie einen Schlüssel nach Séduire gekauft hat.“
Séduire. Das Königreich der Fae, auch wenn viele Menschen dort lebten, in einem Reich zwischen den Welten. Manche Unsterbliche konnten sich durch bloße Gedankenkraft dorthin teleportieren. Den meisten blieb das jedoch verwehrt. Zu Letzteren gehörte auch Kane, und Leute wie er brauchten einen speziellen Schlüssel, um eines der unsichtbaren Portale zu öffnen.
„Wenn diese Petra Tinkerbell auf der Fährte ist und einen Schlüssel gekauft hat, dann muss Tinkerbell nach Séduire zurückgekehrt sein“, schlussfolgerte Kane laut. Endlich hatte er ein Ziel.
„Tinkerbell?“
Katastrophe knurrte.
In diesem Moment schob sich William auf den Hocker neben Kane und rettete ihn vor einer Antwort. Der Krieger hatte nicht wie üblich eine Frau (oder sechs) im Arm und blickte finster drein. „Was machst du hier,
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