Schwarzes Verlangen
Mutter.“ Sie warf ihm ein trauriges kleines Lächeln zu. „Bevor sie mir die Fähigkeit ganz vermacht hat, habe ich sie ihr ein paarmal aus Versehen abgenommen.“
Neugierig fragte er: „Warum benutzt du sie denn nicht noch anderen gegenüber?“
„In diesem Reich gibt es niemandem, mit dem ich reden will, und auch niemanden, der mit mir reden will.“
Und immer wieder bricht sie mir das Herz. „Na ja, ich will jedenfalls nicht, dass du noch mit jemand anderem auf diese Weise sprichst.“ Die Vorstellung, sie könnte eine so intime Verbindung noch mit jemandem außer ihm eingehen, gefiel ihm nicht.
Sie streckte ihm die Zunge heraus. „Was immer du sagst, Dad.“
„Ts, ts.“ Er setzte sich auf. „Sei bloß vorsichtig. Für einen Kerl wie mich ist das eine Einladung.“
„Was? Die Geste oder die Beleidigung?“
„Beides.“
Sie öffnete den Mund, und er hatte den Verdacht – die Hoffnung –, sie wollte eine verbale Einladung hinterherschicken. Doch alles, was sie sagte, war: „Kane?“
Er spürte seine Bauchmuskeln zucken, als hätte sie ihn dort gestreichelt. „Ja.“ Er schwang die Beine aus dem Bett.
„Es gibt da etwas, das ich dich schon länger fragen wollte.“ Nervös begann sie auf und ab zu gehen. „Ist aber eine ziemlich persönliche Frage.“
Furcht keimte in ihm auf. „Ich hab dir doch gesagt, du kannst mich alles fragen.“
Sie blieb stehen und deutete auf seine Hüfte. „Warum gerade ein Schmetterling?“
Okay, das war leicht. Er stand auf – und ließ irgendwie seinen Körper zurück.
Verwirrt runzelte er die Stirn. „“Was passiert hier gerade?“
„Äh, ich glaube, du hast dein Abbild projiziert. Genau wie ich.“
„Aber wie?“
„“Ich weiß es nicht.“
Waren sie auf irgendeiner grundsätzlichen, ursprünglichen Ebene miteinander verbunden? Sodass ihre Fähigkeiten auch die seinen wurden? Oder hatte sie ein Stück von sich in ihm gelassen, als sie Katastrophe in sich aufgenommen hatte?
Sie streckte die Hand aus, zog mit den Fingern den Bogen des Flügels nach, der sich über seinen Hosenbund hinwegstreckte. „Ich kann dich fühlen .“
Augenblicklich spannte er die Muskeln an. „Und ich kann dich fühlen“, krächzte er.
„Der Schmetterling …“, erinnerte sie ihn und erschauerte.
Richtig. „Meine Freunde und ich haben da so unsere Theorien, aber die sind alle unterschiedlich.“
„Ich will deine hören.“ Ihre Knöchel streiften seinen Bauchnabel, und er musste gegen den Drang ankämpfen, ihre Hand zu packen … und sie weiter nach unten zu schieben.
„In einem Kokon zersetzt sich eine Raupe zu einer undifferenzierten Zellmasse. Diese Zellen fügen sich zu einer neuen Gestalt zusammen, und die Kreatur geht als Schmetterling daraus hervor. Ich war einmal ein Krieger. Dann kam der Dämon, undich wurde zerstört und zu etwas Neuem geformt. Etwas Finsterem, Verdorbenem.“
Sie suchte seinen Blick, hielt ihn fest. „Aber du und der Dämon seid nicht ein und dasselbe Wesen. Ihr seid voneinander getrennt.“
„Noch nicht, aber irgendwann werden wir das tatsächlich sein“, erklärte er, und es gelang ihm nicht, seine Entschlossenheit zu verbergen. Bevor sie ihn noch weiter ausfragen konnte, streckte er ihr seine Hand hin.
„Was?“, fragte sie verwirrt.
„Nimm meine Hand.“
Es verging ein Moment, bevor sie ihre Finger mit seinen verschränkte.
Schweigend begann er, mit ihr langsam durch die Suite zu spazieren. Sie blieb an seiner Seite, und ununterbrochen wogte und wirbelte der Nebel um sie herum. Er genoss den Frieden und die Ruhe. „Wie funktioniert diese Fähigkeit? Du hast dein Abbild in meine Gedanken projiziert, kontrollierst du also auch alles, was ich sehe?“
„Größtenteils, ja.“
„Zeig es mir.“
„Was möchtest du sehen?“
„Das Beste, was du zu bieten hast.“
Sie schenkte ihm einen Blick voll begeisterter Entschlossenheit. „Mach dich bereit, dich von meiner Erstaunlichkeit erstaunen zu lassen.“ Händereibend schloss sie die Augen. Im nächsten Moment trat ein dichter grüner Wald an die Stelle des Schlafzimmers. Auf einem Ast erschien eine mutierte Mischung aus Hund und Affe, die auf ihn zuschwang und ihm einen Apfel an den Kopf warf.
Er wich aus, war jedoch nicht schnell genug. Die rote Frucht traf ihn an der Schulter und entlockte Tink ein leises Lachen.
„Jetzt steckst du in Schwierigkeiten“, warnte er sie.
„Ach du meine Güte, oh nein. Kriege ich jetzt doch noch den Hintern versohlt?“,
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