Schwarzes Verlangen
die Frau losgehen würde, ließ sie ihn los und wollte aufs Spielfeld gehen, um ihren Platz einzunehmen.
Diesmal packte er sie am Arm und hielt sie zurück. „Das wird sie nicht tun.“
Empört plusterte die Königin sich auf, und Josephina hörte zu, wie die beiden eine hitzige Diskussion darüber begannen, was genau ihre Aufgabe bei diesem Spiel war.
„Ich gehe und hole den König, damit er das klären kann“, sagte Kane schließlich. „Das Mädchen gehört mir, und ich entscheide, was sie tut und was nicht.“
Penelopes Blick huschte zu William.
„Diese Meinungsverschiedenheit ist Zeitverschwendung. Gib ihm, was er will“, meinte der Krieger. „Und später werde ich für dich dasselbe tun.“
In seinem Tonfall lag eine seltsame Mischung aus Langeweile und Lüsternheit.
„Also gut“, murrte die Königin. Entweder aus Angst, sich gegen den König aufzulehnen, oder einfach nur, weil sie scharf auf Williams Versprechen war. „Wir spielen ohne die Magd – ich meine, ohne das Mädchen.“
„Schon besser.“ Kane gab Josephina einen Klaps, bevor er sich zu der Gruppe auf der Lichtung gesellte. Sie musste die Lippen zusammenpressen, um nicht loszulachen.
Nächstes Mal werde ich selbst für mich einstehen . Kane hatte sie einmal tapfer genannt, und er war kein Lügner. Also wurde es Zeit, sich auch so zu benehmen. Es würde Konsequenzen geben, Konsequenzen, die sie einst mehr gefürchtet hatte als alles andere. Doch sie war keine Sklavin, das war nicht ihr Los, und sie würde es nicht länger tolerieren.
Entscheidungen. Sie musste sie treffen. Sie musste danach handeln.
Die Sonne strahlte heller als sonst, warf ihr goldenes Licht über die bunte Blütenpracht und die Alabasterstatuen, die Tiberius einmal von sich, Synda, Königin Penelope und Leopold hatte anfertigen lassen. Wobei die von Leopold mittlerweile verwitterte, jedoch nie repariert wurde. Die Luft war warm, und das war auch gut so. Ihr Kleid war nach Kanes Wäsche noch immer nicht ganz trocken.
Synda tänzelte zu ihrem Ball, sah zu Kane hinüber und knabberte an ihrer Unterlippe. „Kommst du rüber und hilfst mir, Lord Kane? Ich bin viel zu schwach, um meinen Ball so weit zu schlagen.“
Versuchte sie etwa … zu flirten?
Kane zögerte nur einen Moment, bevor er zu ihr hinüberstapfte.
Oh ja. Sie flirtete.
Synda klimperte mit den Wimpern und grinste stolz, als Kane ihre Hände am Schläger positionierte. In Josephina regte sich die Wut, begann bedrohlich zu brodeln. Sie hasste es, den Krieger – ihren Krieger – auch nur in der Nähe der Prinzessin zu sehen.
„Das ist immer noch langweilig“, wandte sich William mit einem deutlich hörbaren Flüstern an die Königin. „Warum gehst du nicht nach oben und wartest dort auf mich? In ein paar Minuten komme ich nach, damit niemand den Verdacht hegt, wirkönnten zusammen sein, und dann spielen wir ein ganz anderes Spiel.“
„Nun ja …“ Königin Penelope schielte zu ihrer Tochter hinüber, und man sah förmlich, wie in ihrem Kopf die Rädchen surrten. Dann nickte sie.
„Braves Mädchen.“
Und schon eilte sie davon, ohne sich auch nur zu verabschieden, und lief schnurstracks auf den Palast zu, als stünden ihre Schuhe in Flammen.
Die hatten was miteinander?
Natürlich wusste Josephina, dass die Königin sich Liebhaber in ihr Bett geholt hatte. Liebhaber, die der König umgebracht hatte, auch wenn Tiberius nie eingestanden hatte, dass das der Grund war.
Armer William. Er würde genauso wenig überleben.
Jetzt kam er zu ihr herüberspaziert, als könnte er kein Wässerchen trüben.
„Dass Ihr mit Kane befreundet seid, wird Euch nicht retten“, warnte sie ihn. „Wenn der König herausfindet, was Ihr da mit der Königin treibt, und das wird er, dann …“
„Versuchst du gerade wirklich, mich zu retten, Kleines?“ Er warf ihr ein perfektes weißes Lächeln zu. „Wie süß ist das denn? Aber du verschwendest deine Zeit. Dein Vater ist nichts als ein lästiges Insekt. Ach, und spar dir die Förmlichkeiten. Gehörst ja jetzt praktisch zur Familie.“
„Warum forderst du ihn dann nicht heraus?“
„Damit ich Kane die Show stehle, oder was?“
Sie verdrehte die Augen. „Alles Ausreden.“
Daraufhin zuckte er nur mit den Schultern. „Übrigens, deine Stiefmutter ist echt ’ne Niete im Bett. Ernsthaft, ich hab mit Toten geschlafen, die lebhafter waren.“
Okay. Zu viel Information. Sie hielt sich die Ohren zu.
Unbeeindruckt zog William ihr die Hände vom Kopf.
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