Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzes Verlangen

Schwarzes Verlangen

Titel: Schwarzes Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gena Showalter
Vom Netzwerk:
hätte führen können. Sie waren irgendwo da draußen, möglicherweise sogar verletzt.
    Er hatte keine Ahnung, über welche Art von Verteidigungskünsten Viola verfügte. Cameo dagegen war durch und durch Kriegerin und konnte auf sich aufpassen. Das wusste er, denn er hatte sie schon oft mit eigenen Augen kämpfen sehen. Das Mädel hatte die teuflische Angewohnheit, seinen Gegnern die Kehle aufzuschlitzen. Doch sie war nicht unfehlbar.
    Ein ungewohntes Geräusch weckte seine Aufmerksamkeit, und er fuhr auf seinem Drehstuhl herum, die Waffe im Anschlag, die er jederzeit im Schoß bereithielt.
    Vor ihm stand ein junges Mädchen, mit erhobenen Händen, die Unschuld in Person. „Bitte“, brachte sie in einem angestrengten Flüsterton heraus. Aus ihren Wangen wich jegliche Farbe.
    „Wer bist du, und wie bist du hier reingekommen?“, herrschte er sie an, während er sie eingehend musterte.
    Ihr Haar war schmutzig, irgendwann mochte es blond gewesen sein. Verklebt und verknotet hing es ihr in schlaffen Strähnen bis zur Taille. Um ihren viel zu dünnen Körper beulte sich ein fleckiges und zerrissenes Nachthemd, das bis auf den Boden reichte.
    „Du bist Torin, richtig?“
    „Ich bin der Tod persönlich, wenn du nicht auf der Stelle meine Fragen beantwortest.“
    „Ich bin nicht bereit, meinen Namen preiszugeben, und ich habe mich hergebeamt.“ Immer noch flüsterte sie. Warum?
    „Okay, dann nenne ich dich Gaga, denn nur eine Geistesgestörte würde hier ohne Einladung auftauchen.“
    Sie nickte, ohne dass auch nur der Hauch einer Emotion ihre Züge verändert hätte. „Du kannst mich nennen, wie immer es dir gefällt.“
    Na, wenn das nicht zuvorkommend war. „Warum bist du hier, Weib?“
    Ohne darauf zu reagieren, fragte sie: „Bitte, darf ich meine Hände runternehmen?“
    „Nein.“
    „Meine Arme zittern, und ich kann nicht … Ich bin nicht stark genug …“ Langsam ließ sie die Arme heruntersinken, als zerrten schwere Gewichte an ihren Handgelenken. „Es tut mir leid. Bitte erschieß mich nicht. So will ich nicht sterben.“
    „Du hast echt Glück, dass ich nicht gern Blut in meinem Zimmer habe.“ Er ließ die Waffe sinken und legte sie auf seinem Oberschenkel ab, achtete jedoch penibel darauf, den Lauf weiterhin auf den Bauch des Mädchens gerichtet zu halten. „Ich hab’s nicht gern – aber im Zweifelsfall komme ich damit klar. Ich frage dich das jetzt zum letzten Mal: Warum bist du hier?“
    Nervös knetete sie den Stoff ihres Nachthemds zwischen den Fingern. „Vor einigen Wochen ist Cronus zu mir gekommen und hat mir befohlen, dir vierundzwanzig Stunden meiner Zeit zur Verfügung zu stellen.“
    Und immer noch dieses Flüstern. Das gefiel ihm nicht. Es erinnerte ihn an all die Nächte, die er mit seinen Freunden verbracht hatte, wenn sie unterwegs gewesen waren. All die Male, als sie sich Frauen gesucht und mit ins Zelt genommen hatten – während ihm das verwehrt geblieben war. Natürlich hatten die Paare sich bemüht, leise zu sein, aber es war ihnen nie gelungen.
    Ich will dich , hatten die Frauen geflüstert. Ich brauche dich.
    Dieses Mädchen …
    Dann endlich sickerte zu ihm durch, was sie gesagt hatte. Cronus war der ehemalige König der Titanen. Sienna, Paris’ Mädchen, hatte ihn umgebracht und die Herrschaft über das Reich der Titanen im Himmel übernommen. Doch kurz vor seinem Tod hatte Cronus noch einen Handel mit Torin geschlossen. Als Gegenleistung dafür, dass Torin den Allschlüssel bewachte – ein Artefakt der Anderswelt, das es seinem Besitzer erlaubte, jedes Schloss zu sprengen –, sollte Torin ein voller Tag mit einer Frau gewährt werden, die er berühren könnte, ohne eine Seuche auszulösen.
    Obgleich der König tot war, musste die Vereinbarung weiterhin Bestand haben.
    Und das könnte auch erklären, warum die Rute ihn nicht verschlungen hatte. Wegen des Allschlüssels konnte sie ihn nicht gefangen halten. Eine schockierende Erkenntnis – die plötzlich unbedeutend wurde im Vergleich zu dem Wissen, dass er … sie berühren könnte …
    Sein Mund wurde vor Aufregung ganz trocken, während er sie genauer ansah, kleinere Details wahrnahm. Trotz ihrer derangierten Erscheinung war sie auf subtile, unaufdringliche Weise hübsch. Ihre Augen waren groß und braun … und wirkten gehetzt. In ihr lagen Geheimnisse verborgen. Finstere Geheimnisse. Ihre Nase war klein und hatte eine niedliche Rundung an der Spitze. Ihre Oberlippe war voller als ihre Unterlippe und verlieh

Weitere Kostenlose Bücher