Schwarzkittel
schicken.«
›Becker‹ war das vereinbarte Kennwort. Doch nichts tat sich. Ich wartete und wartete, die Stille war unerträglich und vor allem hochverdächtig. War der Plan schiefgegangen? Dann würde es jetzt in den nächsten Minuten sehr eng und unbequem für mich werden. Ich musste mir spontan etwas einfallen lassen, um das Gespräch nicht verstummen zu lassen. Doch eine Stimme aus dem Off, beziehungsweise von der Thekenanlage, kam mir zu Hilfe.
»Guten Morgen, Herr Palzki. Warum haben Sie die ganze Beleuchtung eingeschaltet? Das ist wirklich zu viel Ehre für mich. Warum sollte ich Sie überhaupt hier so geheimnisvoll treffen? Ein kurzes Gespräch im Café hätte es doch genauso gut getan. Ich habe übrigens ein paar tolle Neuigkeiten für Sie. Ich habe die Beweise endlich zusammen und sogar dabei.«
Dietmar Becker lief unbeirrt auf mich zu, direkt in die Schusslinie von Professor Zynanski. Zu spät erkannte er ihn und seine Nichte.
»Volltreffer«, grölte Zynanski. »Der Kommissar und sein Informant auf einem Fleck. Besser konnte es gar nicht laufen.«
Becker schluckte, als er den Professor erkannte. Doch diesmal war er nicht um eine Antwort verlegen. Die Waffe schien ihn nicht zu beeindrucken.
»Aha, der Herr Professor Zynanski ist auch zugegen. Wen haben Sie da als Überraschungsgast mitgebracht?«
Zynanski ging auf die Frage nicht ein. »Das hätte ich mir gleich denken können, dass der Journalist Ihr Hintermann ist, Palzki. Jetzt verstehe ich endlich, warum er sich so oft in der Kinderklinik herumgetrieben hat. Bei Mayer war er ebenfalls, wie mir dieser berichtet hat.«
Alessia hatte nach wie vor stillschweigend neben ihrem Onkel gestanden. Erst zum jetzigen Zeitpunkt herrschte sie selbigen fast im Befehlston an: »Jetzt weißt du ja, wer der Informant ist. Leg die beiden um, und lass uns verschwinden.«
»Langsam, Alessia«, besänftigte sie der Professor. »Zuerst will ich von diesem Journalisten, dessen Namen ich mir nicht mal gemerkt habe, wissen, was er für Informationen für unseren Kommissar hat.«
»Dietmar Becker«, stellte sich der Student vor.
»Kriminalhauptkommissar«, sagte ich zeitgleich. »So viel Zeit muss sein.«
»Wollt ihr mich veräppeln?«, schrie er wütend. »Es ist mir scheißegal, welchen Titel Sie haben, Palzki. Und Sie, Becker, seien Sie nicht so frech, oder haben Sie noch nicht bemerkt, was ich in der Hand halte?«
Becker war nicht wiederzuerkennen. »Ich bin schließlich nicht blind. Die Waffe passt übrigens zu dem Bild, das ich während meiner Recherche über Sie gewonnen habe.«
»Sie sich über mich informiert?«, höhnte Zynanski in fast neugierigem Ton. »Da bin ich mal gespannt, was Sie zu berichten haben.«
Dietmar Becker zierte sich nicht. »Eigentlich nicht viel – aber etwas sehr Entscheidendes. Kommissar Palzkis, ich meine natürlich, Herr Kriminalhauptkommissar Reiner Palzkis innere Stimme sagte ihm, dass Fürchtegott Mayer nicht für die Morde an Elli Dipper und Sebastian Windeisen verantwortlich war. Dass seine Intuition berechtigt war, hatte er schnell herausgefunden. Kommissar Palzki und ich wissen, dass Sie, mein lieber Professor Zynanski, die beiden ermordet haben. Doch nur ich kenne inzwischen den Grund dafür.«
Zynanski schien noch neugieriger zu werden. »Dann schießen Sie mal los, Herr Informant.« Er schaute kurz an seiner Waffe herunter, ehe er ergänzte: »Bevor ich losschieße.«
Selbst dies schien den Studenten nicht im Geringsten zu beeindrucken. »Aber Herr Professor, lassen Sie es mich doch ein bisschen spannend machen. Fangen wir mit einem kleinen Grundkurs in Betriebswirtschaftslehre an. Wir wissen, dass Doktor Fürchtegott Mayer der Geschäftsführer der ›Neomedi AG‹ war. Darüber sind wir uns doch einig, nicht wahr?«
Zynanski nickte zustimmend.
»Gut, weiter im Thema. Viele Menschen denken, dass ein Geschäftsführer gleichbedeutend ist mit dem Eigentümer eines Unternehmens. Das kann zwar sein, muss aber nicht. Da die ›Neomedi‹ eine Aktiengesellschaft ist, gehört das Unternehmen natürlich seinen Aktionären. Ich konnte leicht feststellen, dass nicht Fürchtegott Mayer Hauptaktionär ist, sondern zu 100 % die ›Neomedi Schweiz AG‹. Wie der Name schon sagt, handelt es sich um ein Unternehmen in unserem schönen Nachbarland.« Becker machte eine kurze rhetorische Pause.
»Weiter!«, befahl Zynanski.
»Sie haben es aber eilig. Gut, ich nahm mir die ›Neomedi Schweiz AG‹ vor. Schnell fand ich heraus,
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