- Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken
wenn er Kommissar Stephans nicht wiedererkannt hätte, hätte er gewusst, dass der Mann vom IKM war. Nur Kruppstahls Leute waren mutig genug, ihren Wagen nicht abzuschließen.
»Was ist?«, fragte Rebekka.
»Jemand kommt«, sagte Meph. Er erhob sich und legte eine Hand auf ihr Pad. »IKM.«
Verwirrt sah sie ihn an. »Was? Woher wissen sie …«
»Ganz einfach. Weil du es ihnen gesagt hast.«
Er packte das Pad mit beiden Händen und schlug zu.
Rebekkas Kopf dröhnte wie bei dreifacher Erdbeschleunigung ohne G-Hose. Ihr Kopf pochte bei jeder Bewegung. Sie konnte nicht lange bewusstlos gewesen sein, einige Sekunden vielleicht. Sie spuckte aus und stemmte sich in die Höhe. Unter ihrem Fuß knirschten die Mikrochips aus dem zerbrochenen Pad. »Meph?«, nuschelte sie. Ihre Stimme klang fremd in ihren eigenen Ohren.
Er war nicht in der Küche und auch nicht im Flur. Rebekka taumelte und musste sich an der Wand abstützen. Mephs Jacke hing noch an der Garderobe, aber Rebekka hatte Mühe, diese Tatsache als gut oder schlecht einzuordnen. Wieder das Pochen. Sie griff sich an den Schädel, doch an ihren Fingern blieb kein Blut zurück. Das Klopfen erklang zum dritten Mal, und endlich begriff Rebekka, dass es aus dem Hausflur kam. Sie riss die Wohnungstür auf und wäre beinahe gestürzt, als diese aufschwang, ohne von Sicherheitsriegel oder Ketten aufgehalten zu werden.
»Meph?«
Es war nicht Meph, auch wenn der Mann vor ihr genauso übernächtigt aussah. Er war groß und bullig, aber seine Augen wirkten wachsam, und der Soldatin in Rebekka entging nicht, dass er eine Hand in der Tasche verbarg. Als er sie sah, nahm sein Gesicht einen bestürzten Ausdruck an. »Frau Meyer! Was ist passiert?«
»Ich bin gestürzt«, entgegnete sie, ohne nachzudenken. »Wer sind Sie?«
»Mein Name ist Stephans. Ich bin hier, um Ihnen zu helfen. Ihnen beiden«, sagte er eindringlich. »Darf ich eintreten?« Er wartete nicht auf eine Antwort. Höflich, aber bestimmt drängte er sich in den Flur und drückte die Tür von innen ins Schloss. Als er Rebekka das Profil zuwandte, fiel ihr ein, woher sie ihn kannte. Er war derjenige, der in Giannas Talkshow um sich geschossen hatte, nachdem er Mephs Plan durchschaut hatte.
Stephans sah sich um. »Wo ist er?«
»Wer? Ich weiß nicht, von wem Sie reden.«
Er ging an ihr vorbei und betrat die Küche. Rebekka folgte ihm, überrumpelt und verwirrt, wie sie war. Ihr fiel auf, wie wenig sie anhatte, und sie schlang sich die Arme um den Leib.
Stephans befeuchtete einen Lappen und drückte ihn ihr in die Hand. »Pressen Sie das gegen Ihre Schläfe. Worüber haben Sie sich gestritten?«
»Wir haben nicht …« Sie biss sich auf die Zunge, aber da war sie schon in die Falle getappt.
»Rebekka, Sie können mir vertrauen. Ich bin alleine gekommen. Ich weiß, dass Meph kein Verbrecher ist. Ich will ihm helfen, genau wie Sie.«
Sie presste die Lippen aufeinander. Ihr war kalt. Stephans zog seinen Mantel aus und legte ihn ihr um die Schultern. Als er zurücktrat, knirschten die Überreste ihres Pads unter seinem Schuh. »Bitte erzählen Sie mir, was geschehen ist«, bat er sie eindringlich.
Rebekkas Widerstand schmolz. »Er … Er hat Sie gesehen. Er wusste, wer Sie sind. Er dachte, ich habe ihn verraten.« Sie hüllte sich enger in den Mantel.
»Und dann hat er Sie niedergeschlagen? Das tut mir leid.«
Sie verzog das Gesicht. »Wie sind Sie überhaupt auf mich gekommen?«
»Sie haben mir geschrieben.«
Sie riss die Augen auf. »Sie sind anonyme_quelle ?«
Stephans lächelte, aber nur kurz. »Bitte sagen Sie es nicht weiter.«
»Und warum nicht?«
Anstelle einer Antwort krempelte er seinen linken Ärmel hoch und hielt den Arm ins Licht. Er war vom Handgelenk bis zur Ellenbeuge mit Handschrift bedeckt. Rebekka erkannte, dass es sich dabei nicht um eine Tätowierung handelte, sondern dass er mit einem Stift auf seine Haut geschrieben hatte. Die Buchstaben waren verblasst, viele bereits zur Gänze verwischt, aber an einer Stelle konnte sie das Wort »Ephraim« lesen.
»Sie veruntreuen geheime Dokumente!«
»Nur deren Wortlaut.« Sorgfältig bedeckte Stephans wieder seinen Arm. »Darum konnte ich das Zitat aus dem Kommissionsmemo nicht belegen. Aber man wird mich trotzdem einsperren, wenn es herauskommt. Jetzt wissen Sie, welches Risiko ich eingehe, also sagen Sie mir bitte, wo Meph ist.«
»Ich weiß es nicht«, gestand sie. »Als ich wieder zu mir kam, standen Sie vor der Tür. Er ist Ihnen
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