- Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken
Bilder der Türkamera mit den Kennungen ab, die den Sensor ausgelöst haben. Und beeilen Sie sich!« Stephans machte sich eine gedankliche Notiz, Strauß bei nächster Gelegenheit gegen eine kompetente Datendrohne auszutauschen. Falls er dann noch irgendetwas zu sagen hatte, fügte er mit einem Blick auf Littek hinzu.
In diesem Moment rief ihn Perlinger zu sich. »Herr Kommissar, ich habe eine Verhaltensmusterabweichung entdeckt. Effenberger hat Orangen und Zitronen gekauft, aber sein letzter registrierter Obstkauf liegt über fünf Jahre zurück.«
»Was hat er noch gekauft?«
Artikelbilder und -beschreibungen flimmerten über Perlingers Bildschirme. »Zahnbürsten, Schmerztabletten, Antibiotika, eine Jacke, Unterwäsche …«
»Halt! Zeigen Sie mir die Jacke.«
Sie rief die Daten ab. »Eine schwarze Funktionsjacke von Jack Wolfskin. Der Preis liegt beim Zweieinhalbfachen dessen, was Effenberger im Schnitt für Jacken ausgibt.«
Etwas an der Abbildung weckte Stephans Aufmerksamkeit. Nach ein paar Sekunden wusste er, was es war. »Das Futter ist gelb. Es ist eine Wendejacke, man kann sie beidseitig tragen. Celik, das Satellitenbild. Maximaler Zoom!«
Wie eine Gewehrkugel raste der Ausschnitt auf Meph zu und verharrte dicht über seinem Kopf. Auf dem elektronisch aufbereiteten Bild leuchteten Effenbergers Arme und Schultern in hellem Gelb.
»Sein Ziel ist der S-Bahnhof«, erkannte Celik. »Ankunft in unter zehn Sekunden. Soll ich die Sicherheitsleute anweisen, ihn festzunehmen?«
Stephans verneinte.
Celik sah auf. »Sind Sie sicher?«
»Ja. In Spandau oder Glienicke gibt es lauter blinde Flecken, wo er untertauchen könnte. Aber er ist hier, auf dem Ground Zero, wo die Kameradichte so hoch ist wie nirgendwo sonst. Was er sucht, muss sich ganz in der Nähe befinden, und ich will wissen, was es ist. Darum sollen sie ihn durchlassen.«
»Ich widerrufe den Befehl«, warf Littek ein. »Kommissar Stephans, Sie haben genug Schaden angerichtet. Ich entbinde Sie von der Einsatzleitung. Und Sie da«, Littek deutete auf Celik, »geben Sie den Befehl, den Gefährder festzusetzen.«
Celiks Hand schwebte über der Tastatur, aber er zögerte. Stephans startete einen letzten Versuch: »Herr Staatssekretär, wenn Sie Effenberger jetzt aufhalten lassen, kriegen wir nie heraus, bei wem er Zuflucht sucht. Sie sind im Begriff, die einmalige Gelegenheit zunichtezumachen, dass er uns geradewegs zu seiner Quelle führt.«
»Sie haben schon mehrfach Ihre Unfähigkeit bewiesen, den Gefährder richtig einzuschätzen. Die Sache ist zu groß für Sie. Ich entziehe Ihnen den Fall.«
»Mit Verlaub, das liegt nicht in Ihrer Macht. Minister Westphal hat mir den Fall persönlich übertragen. Solange er ihn mir nicht wegnimmt, weiche ich keinen Zentimeter.«
Littek maß ihn mit einem feindseligen Blick. Stephans erwiderte ihn mit der Gelassenheit des Stärkeren. Es war pure Gewohnheit. In seiner derzeitigen Situation war ihm körperliche Überlegenheit keine Hilfe.
»Halten Sie Ihr Pad bereit.« An Litteks Zähneblecken erkannte Stephans, dass er sich einen Feind geschaffen hatte.
Er ignorierte das Grummeln in seinem Magen und wandte sich wieder den Operateuren zu. Diese senkten gleichzeitig die Köpfe und widmeten sich wieder ihren Pads.
»Celik, Statusbericht.«
»Effenberger hat die Sicherheitsschleuse passiert. Er befindet sich im Inneren des Bahnhofs. Leider ist es darin so voll, dass die Gesichtserkennung nicht mitkommt.«
»Dann verfolgen Sie ihn mit Ihren eigenen Augen. Strauß?«
Endlich hatte auch der Springer ein Ergebnis vorzuweisen. »Seine Kennung lautet auf den Namen Konrad Gerber, geboren am 21.8.1966. Wie ist das möglich? Ich dachte, unsere Benutzerkennungen sind fälschungssicher.«
»Darum kümmern wir uns später. Geben Sie mir jetzt alles über Gerber, was die Datenbanken hergeben.«
»Das ist es ja – ich kann nichts über ihn finden.«
»Warten Sie«, unterbrach ihn Celik. »Seine Kennung hat sich geändert. Am Eingang zum Bahnhof war er Katharina Stolte, 16.6.1995.«
»Das A-Modul wechselt alle paar Minuten die Kennung, damit wir es nicht aufspüren können«, vermutete Stephans. »Wo ist er jetzt?«
»Auf der westlichen Treppe zu Gleis 3. Moment … Nein, das müsste er sein. Oder der hier?« Celiks Finger wanderte unsicher über den Monitor. Der Rahmen um Meph flackerte und verschwand. Und endlich begriff Stephans, warum Effenberger sich eine neue Jacke gekauft hatte.
»Der Kerl da ist von der
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