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- Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken

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Titel: - Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Radloff
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BVG-Sicherheit. Er trägt gelb, die Farbe der Verkehrsbetriebe. Da unten laufen so viele Leute in Gelb herum, dass er leicht untertauchen kann. Scheiße.«
    Und während er sämtlichen Agenten in Reichweite den sofortigen Zugriffsbefehl erteilte, ahnte Stephans zum ersten Mal, dass er sein Blatt überreizt hatte.
    Von seinem Feldherrenhügel aus entspann sich die Jagd wie ein vieldutzendfacher Stummfilm, aus verschiedenen Perspektiven gefilmt, die dennoch alle das gleiche Geschehen wiedergaben.
    Die Ritter-Agenten stürmten Rolltreppen hinab und Bahnsteige entlang, stießen Passanten zur Seite und trampelten über Gestürzte hinweg. Wenn Sie jemanden in einer gelben Jacke entdeckten, rissen sie ihn mit gezücktem Taser herum, um ihn nach kurzem Blick wieder wegzustoßen. Hier und da begannen Passanten zu rennen. Panik lag in der Luft. Stephans begann, sich Sorgen um Verletzte zu machen.
    Dann klingelte sein Pad. »Ja?«
    »Wissen Sie, wo Effenberger in diesem Moment ist?«, fragte Westphal kalt.
    »Herr Minister, bitte geben Sie mir …«
    »Ja oder nein?«
    Stephans seufzte. »Nein.«
    »Übergeben Sie Littek das Kommando.« Westphal unterbrach die Verbindung.
    Am anderen Ende des Raumes stand Littek mit verschränkten Armen und Triumph im Blick. »Von nun an gelten meine Befehle«, rief er in die Runde. »Stephans, Sie verschwinden. Gehen Sie mir aus den Augen, und beten Sie, dass Effenberger nicht endgültig entwischt ist.«
    Der Kommissar legte die Hände hinter den Rücken. Unsichtbar für Littek wackelte er mit seinem Pad hin und her. »Herr Littek, wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich gerne …«
    »Es macht mir etwas aus. Raus!«
    Stephans senkte den Blick. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Celik nickte und ihm so bedeutete, dass er ihn auf dem Laufenden halten würde.
    Während der Kommissar den Raum verließ, gab Littek die ersten Befehle. »Ich will, dass der gesamte Bahnhof abgeriegelt wird. Unterbrechen Sie den Verkehr auf sämtlichen Bahnlinien. Die sollen keine Ratte mehr rein oder raus lassen. Legen Sie die ganze Stadt lahm, wenn es sein muss, aber schnappen Sie diesen Mistkerl!«
    Die Brandschutztür war so massiv, dass Meph sich mit der Schulter dagegen stemmen musste, um sie zu schließen. Atemlos sank er dagegen. Gedämpft konnte er das Chaos hören, das auf der anderen Seite herrschte. Die IKM-Leute drängelten sich rücksichtslos durch die Menge auf dem Bahnsteig. Meph hatte das Summen von Tasern gehört und gesehen, wie Passagiere auf die U-Bahn-Gleise stürzten. Dann rüttelte jemand von der anderen Seite an der Tür. Meph schrak zurück, doch die Tür blieb geschlossen. Für ihn hatte sie hingegen einen Spaltbreit offen gestanden hatte, genau wie David gesagt hatte.
    Nach einem Augenblick erstarb das Rütteln. Entweder hatten die Leute vom IKM keinen Zugangscode oder sie suchten ihn nur in den öffentlich zugänglichen Bereichen der Station.
    Meph stellte sein Pad auf Taschenlampenmodus. Nach ein paar Metern verlor sich der Lichtschein in der Schwärze. Der Gang musste früher einmal Wartungszwecken gedient haben, aber er war seit Langem nicht mehr in Benutzung. Die Wände sahen fleckig aus, und ein modriger Geruch hing in der Luft. Spinnweben strichen über Mephs Wangen.
    Das Padlicht enthüllte die Umgebung nur spärlich, und Meph musste sich Schritt für Schritt vorarbeiten. An einigen Stellen war die Gangdecke mit Holzbalken abgestützt, und einmal passierte er eine Abzweigung, hinter der der Gang eingestürzt war. Meph begriff, dass er sich unter dem Ground Zero befand. Bei dem Anschlag war der Bahnhof Alexanderplatz so stark beschädigt worden, dass es billiger gewesen war, einen neuen zu bauen.
    Meph hatte das Gefühl, seit Stunden durch die Unterwelt zu wandern, als vor ihm etwas aufblitzte. Es handelte sich um eine weitere Tür, die das Licht reflektierte. Er legte die letzten Meter zurück und drückte den Griff herunter. Die Tür bewegte sich nicht. Meph hämmerte dagegen und rief Davids Namen, aber nichts regte sich.
    Hatte er eine von Davids Anweisungen nicht befolgt? In Gedanken ging Meph noch einmal durch, was er ihm aufgetragen hatte. Zuerst glaubte er, an alles gedacht zu haben, aber dann fiel ihm ein, dass er vergessen hatte, sein Pad auszuschalten, nachdem er die Sicherheitsschleuse am Bahnhofseingang passiert hatte. Es war ihm nicht wohl dabei, seine einzige Lichtquelle zu verlieren, aber er konnte nicht mehr zurück. So tat er etwas, was er höchst selten machte – er

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