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- Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken

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Titel: - Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Radloff
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ungezielten Signal-Scan für mich durchführen. Maximale Leistung in einem Radius von 500 Metern um den Bahnhof.«
    »Das IKM nutzt derzeit sämtliche Antennen in Mitte bis zum Anschlag aus. Und in dieser Situation soll ich einen Quadratkilometer mit maximaler Leistung scannen?«
    »Ich werde die volle Verantwortung übernehmen. Vertrau mir einfach.«
    »Was versprichst du dir überhaupt davon? Ich werde sämtliche Pads orten, die sich auf dem Platz befinden. Mein Projektor wird aufleuchten wie ein Weihnachtsbaum. In dieser Punktwolke findest du deinen Gefährder nie.«
    »Ich denke schon. Heute Vormittag hat Effenberger eine kleine Reiseapotheke zusammengekauft. Aber wenn er abhauen will, was macht er dann in der Stadtmitte? Ich glaube, sein Ziel liegt irgendwo hier, unter dem Ground Zero. Darum brauche ich die maximale Leistung. Der Scan muss so tief wie möglich unter die Erde kommen. Also, was ist?«
    »Ist ja gut, ich helfe dir. Mal wieder«, brummte Fenninger. »Aber mach dir eins klar: Wenn du danebenliegst, rammt Littek dich ungespitzt in den Boden.«
    »Ich irre mich nicht«, erklärte Stephans im Brustton einer Überzeugung, die er nicht empfand.
    Zeit verstrich. Je näher er dem Bahnhof kam, desto dichter drängten sich die Menschen. Bald musste er sich mit den Ellenbogen einen Weg durch das Gewühl bahnen.
    Er erhielt einen kurzen Statusbericht von Celik: Littek hatte den Zugriff auf die U- und S-Bahnlinien im Umkreis von zwei Kilometern ausgedehnt und alle Taxis aus dem Verkehr gezogen. Wenn er so weitermachte, legte er Berlin bald völlig lahm. Stephans Unruhe wuchs.
    »Matze, bist du schon fertig?«
    »Was glaubst du wohl?«, antwortete Fenninger. »Ich wühle mich hier durch Unmengen von Ortungssignalen.«
    »Vergiss die in der Masse. Such nach geografischen Ausreißern im Untergrund.«
    »Mach ich ja, aber da ist …« Fenninger stockte.
    »Was?«
    »Nichts. Ich dachte, da wäre ein einzelner Blip unter Bodenniveau, aber er ist weg.«
    »Weg? Was heißt das?«
    »Erst war er da, dann war er nicht mehr da. Wahrscheinlich eine Anomalie.«
    »Oder er hat vergessen, sein Pad auszuschalten. Konntest du seine genaue Position orten?«
    »Nein. Irgendwo unter dem nordöstlichen Bereich des Platzes. Genauer habe ich es nicht.«
    Stephans fluchte. Allmählich gingen ihm die Ideen aus. In Ermangelung eines besseren Einfalls wies er Fenninger an, alle aktiven Netzknotenpunkte in dem betreffenden Bereich zu untersuchen. Vielleicht gelang es ihm, den Router zu isolieren, über den das betreffende Pad mit dem Netz verbunden gewesen war, falls es sich nicht doch um eine Anomalie gehandelt hatte.
    Diesmal meldete sich Fenninger nach kurzer Zeit zurück. »Hanno, ich habe da etwas Seltsames geortet. Einen unterirdischen Netzknoten, der laut Kennung zu einer alten Kontrollstelle des Bahnhofs Alexanderplatz gehört.«
    »Des alten Bahnhofs? Da wurde doch vor drei Jahren alles abgeschaltet.«
    »Offenbar nicht. Dieser Knoten ist jedenfalls noch aktiv.«
    Stephans war plötzlich hellwach. »Kannst du herausfinden, wo sich der Knoten befindet?«
    »Ja, ich …«
    »Melde dich, wenn du den Standort hast. Ich muss mit Littek sprechen.«
    In der Vorstellung, die Meph sich von ihm gemacht hatte, sah David – Cassandro – ein bisschen wie er selbst aus, wie ein typischer Vertreter der digitalen Generation: jung, blass, gekleidet in T-Shirt und Jeans, mit agilen Fingern und einem Blick, der nie lange auf anderen Menschen verweilte, sondern stets nach etwas Neuem, Interessanterem Ausschau hielt.
    Teilweise traf dieses Bild sogar zu. Cassandros Gesichtsfarbe war bleich, fast kränklich, und sein zerschlissenes T-Shirt wurde von einem Pac-Man geziert, unter dem »Eat me!« stand. Seine schwarzen Haare standen in alle Richtungen ab, was ihm eine gewisse Ähnlichkeit mit japanischen Videospielfiguren verlieh, wenngleich Cassandros Frisur nicht das Ergebnis kunstvollen Grafikdesigns, sondern der Tatsache geschuldet war, dass sie seit Längerem weder Wasser noch Shampoo gesehen hatten.
    Der Rest seiner Erscheinung widersprach Mephs Vorstellung entschieden. Wo er schmächtig war, hatte Cassandro breite Schultern und ein kräftiges Kinn. Seine Fingerknöchel waren mit einzelnen Buchstaben tätowiert, und der wüste Bart hätte einem Motorradrocker zur Ehre gereicht. Sein Anblick erinnerte Meph an amerikanische Gefängnisfilme. Wenn er je in eine körperliche Auseinandersetzung geraten sollte, dachte er, dann bitte mit Cassandro an

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