Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
- Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken

- Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken

Titel: - Schwarzspeicher - Du kannst dich nicht verstecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Radloff
Vom Netzwerk:
irgendwann ans Licht kam. Das absolut sichere Geheimnis war wie das perfekte Verbrechen, ein Mythos, eine Legende ohne wahren Kern. Wann immer ein Mensch etwas verheimlichte, kam ein anderer dahinter. Das war keine Frage des Ob, sondern des Wann. Mit Glück und kriminellem Geschick konnte der Geheimniskrämer den Zeitpunkt verzögern, an dem alles aufflog, manchmal um Jahrhunderte, aber irgendwann kam die Wahrheit heraus. Das war so sicher wie der Tod und die Onlinerechnung. Weil er dies wusste, würde Stephans immer ein treuer Ehemann sein. Und aus demselben Grund zweifelte er nicht daran, dass er Meph finden würde.
    Auf der Glienicker Brücke war es Meph schon einmal gelungen, das IKM zu überlisten. Stephans hatte nicht geglaubt, dass es ihm ein zweites Mal gelingen würde; er hatte die Angst in Mephs Augen gesehen und war auch jetzt noch der Überzeugung, dass er keinem abgebrühten Verbrecher gegenübergesessen hatte. Leider hatte sich diese Einschätzung bislang nicht bezahlt gemacht. Dennoch gab sie ihm die Gewissheit, dass Meph früher oder später einen Fehler machen würde. Stephans musste nur im rechten Moment zur Stelle sein, um die Fährte wieder aufzunehmen.
    Leider teilte Littek seinen Optimismus nicht im Geringsten. »Sind Sie völlig unfähig?«, brüllte er Stephans an. »Sie können ja nicht mal auf den Dreck unter Ihren Fingernägeln aufpassen! Das wird Sie teuer zu stehen kommen!«
    »Verzeihen Sie, aber ich habe im Moment wirklich …«, versuchte Stephans, ihn abzuwimmeln.
    »Sie stehen mir jetzt Rede und Antwort, Stephans. Als Ihr Vorgesetzter verlange ich …«
    »Jetzt halten Sie mal die Luft an! Ich leite Effenbergers Überwachung, nicht Sie. Also lassen Sie mich meinen Job erledigen – wenn Sie erlauben.« Stephans sprach nicht lauter als Littek, aber so scharf, dass es dem Staatssekretär für einen Moment die Stimme verschlug. Er wusste, dass er ein gefährliches Spiel spielte. Doch wenn er seine Chance bewahren wollte, Meph zu schnappen, durfte er keine Zeit verlieren.
    »Celik, Sie suchen Effenberger auf den Kamerafeeds. Wenn Sie ihn gefunden haben, lassen Sie ihn nicht mehr aus den Augen. Strauß, sobald Celik ihn hat, isolieren Sie seine Kennung. Ich will wissen, als wer er sich ausgibt. Und Perlinger, Sie nehmen sich seinen Pod vor. Finden Sie heraus, wohin er will und was er dort vorhat.«
    »Und wie soll ich das anstellen?«, fragte die Operateurin.
    »Keine Ahnung. Analysieren Sie sein Verhaltensprofil, verfolgen Sie seine Bewegungen zurück … Lassen Sie sich was einfallen.«
    Perlinger warf ihm einen skeptischen Blick zu. Stephans ignorierte sie.
    In seinem Rücken telefonierte Littek mit aufgebrachter Stimme. Immerhin ließ er ihn in der Zeit in Ruhe.
    Der Kommissar stellte sich hinter Celik und half ihm dabei, die Bilder der unzähligen Kameras nach Meph abzusuchen. Eigentlich war das eine Aufgabe für die automatische Gesichtserkennung, doch in den dunklen Korridoren des Erinnerungszentrums dürfte es Meph nicht schwergefallen sein, die Sensoren in die Irre zu führen, und mittlerweile musste er den Platz des 16. Oktober erreicht haben. Mit der Menge an Gesichtern, die es zu analysieren galt, waren die Gesichtserkennungsalgorithmen hoffnungslos überfordert. Das kam dabei heraus, wenn man sich auf Software verließ.
    Stephans trat an die rückwärtige Wand des Kommandoraums und betrachtete die Datenwand aus größerem Abstand. Es dauerte eine Weile, aber schließlich entdeckte er Meph auf dem Satellitenbild. Er lief in Richtung S-Bahn. Sein Fehler war, dass er sich vordrängelte. Wäre er im Strom der Passanten mitgeschwommen, hätte Stephans ihn nicht entdeckt.
    Er wies Celik auf Effenbergers Standort hin. Am Rande seines Bewusstseins registrierte er, dass der Ohrstecker des Operateurs keinen Totenkopf darstellte, sondern ein Playboy-Häschen.
    Celik zog einen Rahmen um den Flüchtenden, und die Datenwand übertrug die Markierung auf die anderen Fenster. Sämtliche Kameras im Umkreis schwenkten automatisch in Mephs Richtung. Auf dem Satellitenbild konnte Stephans beobachten, wie die Markierungen seiner Agenten im Feld implosionsartig auf Mephs Position zustrebten.
    »Strauß, was ist mit der Kennung?«
    »Das geht nicht so schnell«, klagte der Operateur. »Da sind Hunderte von Pads auf dem Platz. Ich habe keine Ahnung, wie ich seins isolieren soll.«
    »Was machen Sie denn? Effenberger muss das Zentrum durch den nördlichen Ausgang verlassen haben. Gleichen Sie die

Weitere Kostenlose Bücher