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Schwarztee - Tatort-Salzkammergut Krimi

Titel: Schwarztee - Tatort-Salzkammergut Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Buerkl
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wachsen und die Welt kennenlernen. Sie sah
überrascht auf, als die Türklingel ging. Ihr stockte der Atem, als sie im
Spiegel erkannte, wer das sein musste.

5
    Ausseer Mischung
    Berenikes
Blick flog zum Fenster. Ein weißes Auto, blau-rote Streifen. Die neuen Farben
der Polizei. Sie stopfte die Informationen über spezielle Kräuter, die sie
kürzlich zu Recherchezwecken ausgedruckt hatte, in die unterste Schublade.
    »Grüß Gott, Fräulein Berenike!«
    »Sie schon wieder, Herr Inspektor. Guten Tag.« Sie würde das
hier übliche ›Griaß di‹ sowieso nie herausbringen. »Und Ihren Kollegen haben Sie
auch wieder dabei.« Inspektor Gerbl kam neugierigen Blickes herein.
    »Sind wir so unwillkommen?« Inspektor Kains Mundwinkel
verzogen sich zu einem komischen Lächeln, das Berenike nicht zu erwidern
imstande war.
    Sie machte holprige Schritte zum CD-Regal und legte
Meditationsmusik auf. Chandara, ihre Yogalehrerin, hatte das Album wärmstens
empfohlen. ›Damit kannst du dich in die tiefsten Tiefen deiner Existenz
versenken!‹ Die Musik war in der Tat mystisch. Hoffentlich würde der Inspektor
darüber nicht einschlafen, oder, schlimmer noch, eine unwillkommene Eingebung
haben.
    »Ich bin gleich wieder da!« Sie stürzte in ihr Büro, schlug
die Tür zu. Ich muss mich zentrieren, dachte sie. Und an Madame Montegos Worte
dachte sie auch. Jetzt standen die Polizisten wieder hier herum. Als ob sie zum
rechtmäßigen Inventar ihres Lokals gehörten!
    Zurück im Salon konzentrierte sie sich auf die Flötentöne.
Die Eingangstür flog auf. Ausgerechnet jetzt. Ein älteres Paar, Typ
Frühpensionisten, sehr dynamisch, Nordic-Walking-Stöcke in den Händen. »Hamm Se
ne ordentliche Jause?«
    »Bitte nehmen Sie Platz, ich bringe Ihnen die Karte. –
Ich bin gleich bei Ihnen!«, rief sie den Polizisten zu.
    Sie sauste um die Speisekarten, hübsch gestaltet in Lindgrün
und Rot. Leider fehlte bei den Öffnungszeiten der Sonntag. Sie musste die
Karten neu drucken lassen. Maja, ihre Grafikerin, hatte bereits die Werbung für
Chandaras Yogastudio entworfen, modern und trotzdem tiefgründig. Wenn sie nur
mehr Geld hätte, dann würde sie sich von dem Seminar ›Quellen des Reichtums‹
inspirieren lassen. 320 Euro für ein Wochenende waren jedoch
ausgeschlossen …
    Sie richtete den Sari, der sich zu lösen drohte, bevor sie
sich zu Kain und Gerbl setzte. Kain beugte sich näher zu ihr. Sie verbarg ihr
Gesicht in den Händen. Sie wollte nicht davon sprechen, wie sehr der tote
Journalist sie an jemand anderen erinnerte. Kains Anwesenheit hätte gutgetan,
wenn – ja, wenn sie privat gewesen wäre. Am liebsten hätte Berenike sich
versteckt. Aber man kannte sie, hier auf dem Land wusste jeder, was sie gerade
machte und wo sie war. Sie strich sich die Ponyfransen aus dem Gesicht. »Was
kann ich für Sie tun, meine Herren?«
    »Fräulein Berenike«, Kain streckte seinen großen muskulösen
Körper. Er ging auf die 50 zu, ein fescher Mann. Noch. Wenn er sich weiter so
gehen ließ, dazu die ständigen negativen Vibes seines Jobs … Fix vergeben
sollte er sein, hatte sie von Ragnhild gehört. Die hatte es angeblich von einem
Stubenmädchen aus dem Hotel Seebrise.
    »Bitte?« Sei auf der Hut, warnte etwas in ihr. Sei immer auf
der Hut! Sie sprang auf und füllte Wasser in eine Kanne. »Auch eine Tasse Tee?«
    »Ja, gern.«
    »Sie auch?« Der junge Polizist nickte.
    Der Nordic-Walking-Typ winkte. »Ich komm gleich zu Ihnen!«
Berenike wandte sich an Kain. »Ich mach uns Kräutertee, ist Ihnen das recht?
Für das nasskalte Wetter genau das Richtige.« Sie kramte zwischen den Teedosen.
Wie langsam alles zu gehen schien. Ihre Bewegungen, als müsste sie gegen
Wattewolken ankämpfen.
    Das Paar stand auf. »Ich war gerade auf dem Weg zu Ihnen!«
Berenike eilte zu ihrem Tisch.
    »Äh, wir wollten lieber was Deftiges. Ne echte Gebirgsjause,
wenn Sie verstehen. Nicht so’n Gesundheitskram.« Die Tür flog hinter den beiden
zu. Berenike hörte das Klappern ihrer Stöcke auf dem Asphalt. Sie sah zu den Polizisten
hinüber.
    »Piefkes«, Kain zuckte mit den Achseln.
    Endlich kochte das Wasser. »In Hamburg gibt es einen
Schietwettertee.« Beim Aufgießen verbrannte sich Berenike die Haut am Daumen.
Sich nur nichts anmerken lassen! »Also Scheißwettertee. Passt ins Ausseerland.
Ich habe die Kräuter selbst gesammelt und Ausseer Mischung getauft. Der Tee
besteht aus Hollerblüten,

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