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Schwarzwaldstrand

Schwarzwaldstrand

Titel: Schwarzwaldstrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Alexander · Ummenhofer Rieckhoff
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noch ein Bier, das zusammen mit der Torte nach Hummels Empfinden eine ungute Kombination ergab.
    Â»Italienisch isch aber irgendwie nit meine Sprache.« Er deutete mit dem Flaschenöffner auf Hummel. »Ich hätt’ Sie als Verstärkung brauche könne …«
    Meinte er das ernst? Da Winterhalter das Stilmittel der Ironie nicht völlig fremd war, beschloss Hubertus, einen möglichst diplomatischen Blick aufzusetzen.
    Â»Salut, Wolfi«, grüßte Winterhalter derweil einen vorbeilaufenden Bekannten. Ȇbrigens«, meinte er dann. »Kanntet Sie die Dote?«
    Hummel schüttelte den Kopf. »Wir sind ja erst gestern Abend hier angekommen.«
    In der Zeit war er zwar schon rund zwanzig bekannten Schwarzwäldern begegnet, hatte aber außer Dietmar, Harald und dessen Familie niemanden neu kennengelernt. Den Bagnino vielleicht noch – und diesen Marco. Wobei »kennengelernt« sicher das falsche Wort war …
    Â»Nit von hier«, schüttelte Winterhalter den Kopf. »Ob Sie die Frau von daheim kenne?«
    Â»Von daheim?«, fragte Hummel verblüfft.
    Â»Ich hab mich noch mol mit dem Campingplatzchef unterhalte«, fuhr Winterhalter gemütlich fort, während er einem weiteren Bekannten zuwinkte. Dann beugte er sich wieder zu Hummel vor. »Die Dame war allein hier auf dem Campingplatz – seit vier Dag. Wohnhaft war sie zuletscht in Unterkirnach. Also in unserem schöne Schwarzwald …«
    Hummel war baff. Er griff zum nächsten Bier – noch bevor es ihm angeboten worden war, und obwohl er noch immer das halbe Stück Schwarzwälder Kirschtorte vor sich auf dem Teller hatte.
    Es war kurz vor sechs, und das Kuckucksuhr-Thermometer der Winterhalters zeigte einunddreißig Grad.

7. Sommerloch
    Auf mindestens dreißig Grad schätzte Klaus Riesle die Temperatur.
    In der Redaktion des Schwarzwälder Kurier gab es kein Thermometer. Es war offenbar ebenso wegrationalisiert worden wie die Klimaanlage.
    Es kamen harte Zeiten auf die Tageszeitungen zu. Die Jungen bevorzugten das Internet, die Verleger profilierten sich als Sparkönige, und der Druck auf die Redakteure stieg weiter.
    Während Riesles bester Freund Hubertus Hummel die Stunden zählte, bis er wieder nach Hause in den Schwarzwald konnte, waren es bei Riesle die Jahre zum Ruhestand. Vierzehn musste er noch durchhalten, dann ging es in Rente. Wenigstens hatte er noch einen alten Tarifvertrag, der ihm Konditionen garantierte, von denen die jüngeren Kollegen nicht einmal zu träumen wagten.
    Riesle fiel auf, dass er zum ersten Mal in seiner Berufslaufbahn an die Rente dachte. Das war ein beunruhigendes Zeichen. Er war immer liebend gern Journalist gewesen, doch die Rahmenbedingungen setzten nun auch ihm zu.
    Gedankenverloren musterte er das Bild auf seinem Schreibtisch, das ihn mit Hubertus und dem Schwenninger Eishockeystar Kirk Willy zeigte.
    Apropos Eishockey: Man könnte doch gerade jetzt nach dem Aufstieg in die Deutsche Eishockey Liga eine Sommergeschichte über die »Wild Wings« machen … Riesle verwarf die eigentlich ausgezeichnet abkühlende Idee aber gleich wieder – die Kanadier waren alle während der Sommerpause in ihrer Heimat, zudem war trainingsfrei, das Eis abgetaut.
    Â»Aufmacher?«, riss ihn der Chef des Lokalteils aus seinen Gedanken. Riesle fuhr auf den Rollen seines Bürostuhls herum. Auch der Chef stand unter Druck. Die Auflagenentwicklung war eine Rolltreppe abwärts, die sich kaum stoppen ließ. Das Anzeigenaufkommen fuhr in die gleiche Richtung mit.
    Der Chef redete seit einiger Zeit nur noch stakkatohaft. So wie der Kurier die Kosten aufs absolut Notwendigste reduzierte, machte der Chef es mit seinen Worten.
    Â»17   Uhr   30. Immer noch keine guten Themen?«, fragte er.
    Einige Wochen hatte Riesle sich mit der spektakulären Insolvenz eines ehemals hoch angesehenen Villinger Familienunternehmens publizistisch über Wasser gehalten, hatte die Bilanztricks recherchiert, Mitarbeiter unter Schwüren der Geheimhaltung befragt und schließlich noch das Privatleben des entlassenen Firmenchefs auf den Kopf gestellt. Jetzt war die Sache ausgelutscht.
    Â»Kriminalität?«, kam als Stichwort vom Lokalchef.
    Riesle schüttelte den Kopf.
    Â»Stadtverwaltung – gar kein Skandal?«
    Â»Alle im Urlaub«, rapportierte Riesle ebenso knapp.
    Â»Dann Riedsee!

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