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Schwarzwaldstrand

Schwarzwaldstrand

Titel: Schwarzwaldstrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Alexander · Ummenhofer Rieckhoff
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Sommergeschichte, Nacktbader!«, entschied der Chef.
    Riesle schaute pikiert. Auch wenn es sinnvoll war, aus diesem Redaktions-Brutkasten herauszukommen – solche Storys waren unter seiner Würde. »Wäre das nicht eher was für den Volontär?«, setzte er an.
    Â»Abkommandiert. Muss in Rottweil aushelfen«, antwortete der Chef. Riesle fiel ein, dass der einmal erzählt hatte, er sei früher Zeitsoldat gewesen.
    Fluchend und ohne wirkliche Eile verließ Riesle die Redaktion. Um seinen Hals baumelte eine Digitalkamera – selbst den Fotografen hatten sie inzwischen eingespart.
    Er fuhr über die B  33 in die Nähe von Donaueschingen, wo sich besagter See befand. Dort tummelten sich immer wieder Nacktbader, auch galt eine Ecke des Sees in einschlägigen Internetforen als Geheimtipp hierfür. Andere Badegäste nahmen Anstoß an den Nackten.
    Keine allzu neue Geschichte, aber vielleicht gab es ja wenigstens ein bisschen was zu sehen.
    Am See angekommen, schloss Riesle die Fenster seines klapprigen Kadetts, die er während der Fahrt heruntergekurbelt hatte, griff sich die Kamera und ging los.
    Da klingelte sein Handy.
    Â»Huby H.«, las er auf dem Display.
    Die Verbindung war, gelinde gesagt, mies.
    Nach den Begrüßungsfloskeln und Hubertus’ Schwur, nie mehr campen zu gehen, war Riesle schon wieder besserer Laune und brachte seine Kamera in Stellung. Bald änderte sich sein Gesichtsausdruck jedoch.
    Â»Eine Tote?«
    Â»â€¦Â aus Unterkirnach …«
    Â»Aus unserem Unterkirnach? Bei euch in Italien?«
    Riesle lief hin und her und versuchte, eine bessere Verbindung zu bekommen, was kaum gelang.
    Er verstand, dass Hubertus die Frau tot am Strand gefunden habe. Als er auch noch etwas von »Mord« zu hören glaubte, war er endgültig elektrisiert und ignorierte zwei Nacktbader, die ihn misstrauisch darauf hinwiesen, dass er das Fotografieren hier gefälligst zu unterlassen habe.
    Â»Moment, Huby. Verstehe ich das richtig? Es gibt bei euch einen Mord an einer Frau aus Unterkirnach? Und du hast die Tote gefunden? Ich versteh dich kaum, sag nur Ja oder Nein!«
    Es klang wie »Ra«, aber Riesle reagierte euphorisch: »Ich liebe dich, Hubertus!«
    Die Nacktbader – es waren zwei Männer – warfen ihm interessierte Blicke zu.
    Zwei Minuten später hatte Klaus alles gemanagt. Da die Verbindung so schlecht war, würde man um Punkt 19   Uhr   30 skypen. Dass Hubertus nicht wusste, wie das ging, besorgte Riesle nicht weiter. Schließlich waren Hubertus’ Tochter Martina und offenbar auch deren Tablet- PC mit im Urlaub. Außerdem würde es ja wohl auf diesem Campingplatz jemanden geben, der eine Skype-Verbindung einrichten konnte.
    Vielleicht konnte Huby ihm sogar ein Bild der Toten schicken!
    So oder so: Der Aufmacher war gerettet. Ein guter Aufmacher. Ein exklusiver.
    Jetzt galt es nur noch, sich der Nacktbader zu erwehren …

8. Urlaubsfotos
    Karl-Heinz Winterhalter hatte seinen Schlapphut tief ins Gesicht gezogen. Er lag auf der Klappliege vor seinem Wohnwagen und blinzelte durch den schmalen Spalt zwischen Wangenknochen und Hutkrempe hindurch. Die Abendsonne tauchte den Campingplatz in ein rötliches Licht. Es war kurz nach halb sieben.
    Â»Ruhe jetzt endlich!«, brüllte der Familienvater von gegenüber gerade seine drei Kinder an. »Könnt ihr nicht einmal ohne Lärm spielen? Wollt ihr etwa, dass wir vom Campingplatz fliegen? Wenn ihr so weitermacht, geht’s ohne Essen ins Bett!«
    Dass er bei seinen Ordnungsrufen selbst einen Dezibelwert erreichte, der weit über dem Grenzwert lag, bemerkte er nicht. Und einen Nutzen hatten seine Brüllattacken ohnehin nicht. Je lauter er wurde, umso lauter schrien auch die Kinder.
    Wenn das so weiterging, würde tatsächlich gleich jemand vom Personal vorbeikommen und eine Ermahnung, wenn nicht sogar einen strengen Verweis, aussprechen.
    Zum Glück für die Familie hatte sich noch keiner der umliegenden Camper beschwert. Wenn es um die Einhaltung von Ruhe und Ordnung ging, verstand das Management des Campingplatzes nämlich keinen Spaß. Auch, was die Mittagspause anbelangte: Die Poolanlage schloss auf die Sekunde genau um 12   Uhr   30 die Pforten, öffnete erst wieder spätnachmittags.
    Selbst Geschirrspülen war zwischen dreizehn und fünfzehn Uhr unter Androhung eines Platzverweises strikt

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