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Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition)

Titel: Schweigende Mauern: Historischer Kriminalroman aus Trier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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Angelegenheiten der Kirche und fällt damit in deinen Aufgabenbereich.«
    »Oder?«, kam es gedehnt.
    »Jemand hat schon alles erfahren und will nicht, dass dies auch anderen bekannt wird.«
    »Damit meinst du bestimmt ...«
    Nikolaus nickte nur.
    »Hatte der Dompropst mit seinen ... mmh ... Überredungskünsten bei dem Gefangenen denn Glück?«
    »Das wollte er nur dem Kurfürsten verraten.«
    »Dann muss ich mit ihm noch ein ernstes Wort reden. Denn wenn es erst euer Kurfürst weiß, weiß es auch bald der Kaiser. Und das käme meinem Herrn äußerst ungelegen.«
    »Das kann ich mir nur zu gut vorstellen.«
    Giuliano setzte sich noch ein wenig gemütlicher hin. »Dann erzähl schon! Ich will endlich die Einzelheiten erfahren.«
    Nikolaus füllte die Gläser noch einmal mit dem vortrefflichen Wein und begann dann seinen Bericht.

Der Sturz des Meisters
    Es war kurz vor Mittag. Nikolaus Krebs hatte den ganzen Morgen in den Archiven des Domkapitels von Trier in alten Urkunden gestöbert. Er sollte nach längst vergessenen Verträgen suchen, die dem Kurfürsten und Erzbischof einen Vorteil gegen die Amtskollegen von Köln und von Mainz verschaffen sollten. Es ging mal wieder um Politik. Wer mit wem wann was vereinbart hatte, das man nun als Druckmittel bei Verhandlungen gebrauchen konnte, um seinen Einfluss zu sichern oder besser noch zu erweitern, oder um unsichere Verbündete auf Linie zu bringen. Da sich niemand die Mühe gemacht hatte, alle Vereinbarungen zu protokollieren – nur die wichtigsten blieben über Jahrzehnte im Bewusstsein hängen –, waren einige scheinbar unbedeutende leider in Vergessenheit geraten.
    Nikolaus liebte die Arbeit in den Bibliotheken und Urkundensammlungen: das akribische Suchen, das eingehende Studieren, das genaue Vergleichen und letztendlich das Ziehen von Schlüssen. Man konnte so viel über die Geschichte an sich lernen und darüber, wie sich das Recht in den letzten Jahrhunderten entwickelt hatte – nicht immer zu dessen Vorteil.
    Aber jetzt hatte sich der Staub der unzähligen Rollen und Einbände und der Schimmel auf einigen zu feucht gelagerten Pergamenten in seiner Lunge gesammelt, sodass er schließlich immer wieder von Hustenanfällen unterbrochen wurde und sich wegen des unangenehmen Kratzens im Hals kaum noch konzentrieren konnte. Er musste an die frische Luft und seiner strapazierten Lunge eine Verschnaufpause gönnen.
    Tief durchatmend verließ er den Dombezirk durch das Tor und betrat den Marktplatz. Pulsierendes Leben empfing ihn. Es war ein Rennen und Rufen, ein Handeln und Feilschen. Ein Tragen und Schleppen. Dies war der weltliche Mittelpunkt Triers, den religiösen mit dem jahrhundertealten Dom hatte Nikolaus gerade hinter sich gelassen. Mitten auf dem Platz stand das von Erzbischof Heinrich I. 8 errichtete Marktkreuz. Dieses Symbol der Macht stand auf einer alten römischen Säule, die auch als Pranger diente. Man erkannte deutlich die vier Löcher, an denen die Ketten für die Verurteilten befestigt wurden. Ringsherum standen große, prachtvolle Häuser, die die zunehmende Macht der Stadt symbolisierten. Kein Wunder, dass es in letzter Zeit immer öfter Reibereien zwischen dem Kurfürsten und dem Rat der Stadt gab. Und um Otto von Ziegenhain 9 noch mehr zu provozieren, sollte genau gegenüber dem Tor zum Dombezirk ein neues, größeres Rathaus errichtet werden – das bisherige, das sogenannte Kaufhaus, stand an der Fleischstraße. Vor wenigen Jahren hatte die St. Jakobsbruderschaft, die einflussreichste Gruppe innerhalb des Rates, an der Ecke, wo es zur Dietrichstraße ging, das Haus des verstorbenen Goldschmieds Heinz von Vierscheid gekauft. Dort sollte bald der prunkvolle Rathausneubau errichtet werden. Wenn der Kurfürst dann aus seinem Dom trat, würde er sofort auf diese dreiste Herausforderung blicken.
    Nikolaus musste lächeln, auch wenn er diese Provokation eigentlich verurteilen sollte. Er schritt über den offenen Weberbach, der von links kommend über den Markt und dann die Simeonstraße entlangfloss bis zur Simeonskirche, die in das alte römische Stadttor hineingebaut worden war. Entspannt schlenderte Nikolaus an den Ständen der Höker vorbei und versuchte, an nichts mehr zu denken. Sein angespannter Geist musste zur Ruhe kommen. Es war genauso, wie wenn man zu lange in eine helle Flamme oder die Sonne gesehen hatte. Man konnte für eine gewisse Zeit nichts mehr sehen – alles erschien gleißend hell. Erst nach und nach konnte man die

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