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Schwein gehabt

Schwein gehabt

Titel: Schwein gehabt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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macht man einfach. Soll ich vielleicht die Asche von Ihrer Zigarette streichen ?«
    »Das wäre sehr nett .« Allmählich wurde ich wütend. »Außerdem würde ich empfehlen, den Gürtel Ihres Bademantels strammer zu ziehen, sonst kann ich meine lüsternen Gedanken nur schwerlich im Zaum halten .«
    Augenblicklich nahm ihr Gesicht die Farbe ihrer Haare an. Offenbar unfähig, etwas zu erwidern, huschte sie ins Nachbarzimmer.
    »Bringen Sie ein Bier mit, wenn Sie am Kühlschrank vorbeikommen«, rief ich ihr nach.
    Ein Schlüssel wurde in der Haustür herumgedreht und Martin Zollner betrat den Ort des Geschehens.
    »Guten Tag, Herr Nannen. Ich komme gerade vom Direktor. Schlimme Sache mit Barbara. Sind Sie weiter an dem Fall dran ?«
    »Das ist der Grund meines Besuchs. Ich wollte Sie bitten, keinem zu erzählen, dass ich in Sachen Rudolph ermittle .«
    »Ich hatte Sie gestern auch um etwas gebeten, wissen Sie noch ?«
    »Okay, vergessen wir es. Bis dann.«
    »Halt, nicht so eilig! Andererseits hat Dr. Rudolph keine Anzeige gegen mich erstattet. Das habe ich wahrscheinlich Ihnen zu verdanken. Gut, ich werde kein Sterbenswörtchen verlauten lassen. Außerdem bin ich natürlich an der Aufklärung dieses entsetzlichen Verbrechens interessiert .«
    Es war zwar nicht mein Verdienst, dass Gernot keine Anzeige erstattet hatte — er würde es bestimmt nachholen — , aber das musste ich ihm ja nicht erzählen.
    »Sie haben sich mit Sicherheit auch schon Gedanken gemacht. Wen verdächtigen Sie ?«
    »Das Gleiche hat mich der Direktor gefragt. Mir ist niemand eingefallen. Barbara war bei ihren Klassenkameraden sehr beliebt. An Ihrer Stelle würde ich mich an Jens Kofler wenden, der kennt sie besser als ich .«
    »Ist Ihnen keine Veränderung an Barbara aufgefallen ?«
    Er überlegte angestrengt oder tat zumindest so. Die Antwort stand jedoch in keinem Verhältnis zum Aufwand: »Nein«, er räusperte sich, »tut mir Leid, dass ich nicht weiterhelfen kann, aber so häufig habe ich Barbara auch nicht gesehen, und...«
    »Nicht mehr gesehen? Nicht mehr gevögelt, meinst du wohl ?«
    Wie aus dem Nichts war seine Frau aufgetaucht. Sie hatte ihren Bademantel gegen ein kariertes Männerhemd und rote Jeans eingetauscht. Zum Glück hatte sie Turnschuhe über die rosafarbenen Fußnägel gestülpt.
    »Inge, reiß dich zusammen !« , fuhr er sie an, »wir haben einen Gast im Haus.«
    »Gast? Dass ich nicht lache. Er hat mich permanent beleidigt, dieser sexistische Mistkerl. Außerdem weiß er sowieso von deiner Rumbumserei .«
    »Das musst du gerade sagen, Miss Alice Schwarzer !«
    Ich hatte mir in der Zwischenzeit ein Buch aus dem Regal gezogen und mich in einen Sessel geworfen. Ich schlug eine Seite auf. »Die Frau hat sich seit Anbeginn der Menschheit immer dem Mann unterwerfen müssen. Damit muss Schluss sein. Frauen aller Welt: Vereinigt euch! Kämpft gegen eure Peiniger...«.
    »Was soll das denn heißen ?«
    »Meinst du, ich weiß nicht, was du an deinen Weiberabenden treibst? In letzter Zeit haben sich die Frauentreffs fast verdoppelt. Deshalb habe ich gestern, als du angeblich mit deinen Freundinnen über die Unterdrückung der Frau diskutiert hast, bei Petra angerufen, und weißt du, was sie gesagt hat? >Nein, die Inge ist nicht hier, wir waren doch für heute gar nicht verabredet< .«
    »Halt den Mund !« , unterbrach sie ihn. »Ich habe keine Lust, unsere Streitigkeiten vor diesem Schnüffler auszutragen .«
    Sie wandte sich an mich. »Haben Sie weitere Fragen an meinen Mann? Wenn nicht, würde ich empfehlen, draußen nachzuschauen, ob andere Autobesitzer nicht auch vergessen haben, das Licht auszuschalten .«
    Ich legte das Buch auf den Couchtisch und stand auf. Zollner begleitete mich zur Tür.
    »Auf Wiedersehen und mein herzliches Beileid.«
    »Wofür?«
    »Wenn ich mit einer Frau wie Inge verheiratet wäre würde ich nichts unversucht lassen, schwul zu werden .«
    »Vergreifen Sie sich da nicht im Ton ?«
    »Gehört zu meinen Lieblingsbeschäftigungen .«

14

    W ährend sich der Golf durch verkehrsberuhigte Zonen und Spielstraßen Richtung Droste-Hülshoff-Straße schob, versuchte ich die Unterredung mit den Zollners auf ihre Relevanz in Bezug auf den Mordfall abzutasten. Die Beziehung der beiden war angespannt. Für Inge war es bestimmt nicht angenehm gewesen, ihren Martin zwischen den Beinen einer Schülerin vorzufinden. Zollner hatte doppelten Grund zur Sorge: Zum einen war denkbar, dass seine Frau die Scheidung

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