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Schwein gehabt

Schwein gehabt

Titel: Schwein gehabt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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Weibergeschichten. Er ist wirklich tot, sagten Sie ?«
    »Wenn ich es sage, Chef .«
    »Wie kommen Sie dazu, mich Chef zu nennen, ich muss doch sehr bitten, wer spricht...«
    Ich drückte das Gespräch weg. Andreas hatte sich eine Zigarette angesteckt, eine Ultraleichte, wie ich an der Schachtel erkennen konnte. Diese Leute waren mir sympathisch. Auf der einen Seite wollten sie cool aussehen mit der Fluppe in der Hand, andererseits auf keinen Fall ihrer Gesundheit schaden oder gelbe Finger kriegen.
    Ich öffnete mein Portemonnaie, blickte Stegemann verschwörerisch an und zückte einen Zwanziger.
    »Was ist das ?«
    »Ein Zwanzigeuroschein.«
    »Das sehe ich, aber wofür ?«
    »Kleiner Vorschuss. Wie du vielleicht mitbekommen hast, habe ich soeben mit dem Chefredakteur telefoniert. Er ist der Ansicht, dass die Geschichte das Zeug zum Knüller hat. Andreas, da steckt für uns beide eine Menge Geld drin. Vorausgesetzt, die Story ist wirklich heiß .«
    »Das ist sie, das ist sie .«
    »Dann schieß mal los .«
    Stegemann berichtete in allen Einzelheiten über die gestrigen Ereignisse, die ich aber alle schon kannte. Ich machte eifrig Notizen und fragte öfter nach, schließlich musste ich den interessierten Reporter markieren.
    »Hat man bereits Verdächtige festgenommen ?«
    »Ich glaube nicht, aber ich kann mir denken, wer es getan hat .«
    »Wirklich?«
    »Entweder war es unser Stufenleiter Martin Zollner oder seine Frau Inge .«
    »Wie kommst du denn darauf ?«
    »Zollner hatte ein Verhältnis mit Barbara, das wusste jeder. Wir vermuten, dass sie Schluss machen wollte .«
    »Was sagst du da? Eine klassische Lehrer-Schüler-Liebe?«
    »Natürlich«, sagte er mit einem triumphierenden Lächeln, »oder glaubst du, ich würde mir so was aus den Fingern saugen ?«
    »Nein, natürlich nicht. Aber wieso verdächtigst du euren Lehrer ?«
    »Ob du es glaubst oder nicht. Er war verknallt in sie. Beide haben zwar versucht, ihr Verhältnis geheim zu halten, aber selbst ein Blinder mit Krückstock konnte erkennen, dass Liebe im Spiel war. Zumindest auf Zollners Seite.«
    »Und du bist der Ansicht, dass Barbara Schluss gemacht und er sie deswegen umgebracht hat ?«
    »Genau!«
    Ich wusste es besser und lenkte deshalb das Gespräch auf Zollners Frau: »Das mit dem Lehrer leuchtet mir ein, aber wieso soll seine Frau das Mädchen getötet haben ?«
    »Ich habe gehört, dass sie die beiden im Bett erwischt hat, in flagranti sozusagen .«
    »Also Mord aus Eifersucht.«
    »Du hast es erfasst .«
    Endlich eine heiße Spur. An Inge Zollner-Knittel hatte ich bisher nicht gedacht. Der Zwanziger hatte sich bereits bezahlt gemacht. Der Junge schien eine ganze Menge zu wissen; vorausgesetzt, dass er nicht alles nur erfunden hatte. Es konnte bestimmt nicht schaden, weiterzubohren.
    »Fallen dir noch mehr Verdächtige ein ?«
    »Höchstens Jens Kofler, Barbaras Freund. In der letzten Zeit hat er sich seltsam benommen. Lief dauernd geistesabwesend durch die Schule. Wahrscheinlich hat er Wind von der Sache mit Zollner bekommen. Aber ich glaube nicht, dass er es war. Für mich ist unser Stufenleiter der Hauptverdächtige .«
    Ich bemerkte, dass Stegemann seinen Cappuccino ausgetrunken hatte, und fragte, ob er Nachschub wolle.
    »Nein danke, ich muss los .«
    »Soll ich dich nach Hause fahren ?«
    »Ich wohne gleich um die Ecke, es sind nur ein paar Schritte .«
    Wir erhoben uns. Ich bezahlte die Getränke, legte ein angemessenes Trinkgeld dazu und wir verließen das Café.
    »Wie ist deine Adresse ?«
    »Marienstraße neununddreißig.«
    »Wir telefonieren. Halt die Ohren steif .«
    »Nicht nur die Ohren. Und vergiss nicht, mich im Artikel zu erwähnen .«
    »Darauf kannst du dich verlassen. Bis dann.« Ich klopfte ihm auf die Schulter und ging zum Auto.
    Jetzt gab es zwei triftige Gründe, bei den Zollners vorbeizufahren.

13

    U nterwegs passierte ich den Dülmener Bahnhof. Es war ein schönes Gefühl, nicht mehr auf die Deutsche Bahn angewiesen zu sein. Ich fuhr jetzt VW Golf und brauchte nicht mal Steuer und Versicherung zu bezahlen.
    Vor dem Zollner’schen Anwesen rangierte ich den Wagen zwischen einen dicken Mercedes und einen alten Renault, der nur vom Rost zusammengehalten wurde. Klassenunterschiede schien es auch auf dem Land zu geben. Der Golf gab als Bindeglied zwischen Arm und Reich eine gute Figur ab.
    Auf der gegenüberliegenden Straßenseite erkannte ich den schwarzen Sportwagen, in dem Zollner-Knittel gestern losgebraust war. Das

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