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Schwein gehabt

Schwein gehabt

Titel: Schwein gehabt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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Abblendlicht brannte. Ich erklomm die sechs Treppenstufen bis zur Eingangstür und klingelte. Nach dem dritten Läuten wurde geöffnet und Inge stand vor mir, nur mit einem Bademantel bekleidet. Sie rubbelte sich gerade mit einem Handtuch die rot gefärbten Haare trocken.
    Es schien mein Schicksal zu sein, dass Frauen sich stets duschen mussten, bevor sie mich empfingen. War dies bei Karin Schumann durchaus reizvoll gewesen, so hätte Inge liebend gern darauf verzichten können. Allein die hellrosa lackierten Zehennägeln beleidigten mein ästhetisches Empfinden zutiefst. Ich musste dringend auf meiner Homepage ein Duschverbot für unattraktive Frauen propagieren, zumindest kurz vor einem Treffen mit mir. Wenn ich irgendwann eine Homepage hatte.
    »An Ihrem Wagen brennt Licht. Deswegen bin ich zwar nicht gekommen, aber...«
    »Oh, das habe ich ganz vergessen. Wären Sie so nett, es auszuschalten? Ich darf im Moment keine Schuhe anziehen, da die Nägel noch nicht trocken sind .«
    »Wo ist der Schlüssel ?«
    Sie nahm den Autoschlüssel, der neben dem Telefon lag, und gab ihn mir. »Hier bitte. Ich föne mir in der Zeit die Haare .«
    Ich nickte ihr zu und stiefelte Richtung Angeberauto. Das war eine gute Gelegenheit. Wenn Inge tatsächlich die Mörderin war, konnte ich vielleicht im Wagen Hinweise entdecken. An der Karosserie war erkennbar, dass der Wagen durch Schlamm gefahren sein musste, denn die Seiten waren von einer Dreckkruste überzogen. Ich stieg ei n. Ein Blick aus dem Seitenfenster zeigte mir, dass die Luft rein war.
    Ich öffnete das Handschuhfach. Viel gab es nicht zu sehen: Kopien von Führerschein und Fahrzeugpapieren, ein Ledertuch, ein Türschlossenteiser, der im Innern eines Autos die größte Effektivität entfaltete, ein Schreibblock und etwas Kleingeld. Der Block zog mein Interesse auf sich, ich blätterte ihn durch. Nur die erste Seite war beschrieben: 4567, anscheinend eine Telefonnummer. Ich traute mir zu, diese Nummer im Kopf zu behalten, und legte den Block an seinen Platz zurück. Nun war die Mittelkonsole an der Reihe. Die Ausbeute war noch spärlicher: weder ein blutverschmiertes Messer noch ein abgetrenntes Ohr von Barbara, sondern nur eine Sonnenbrille Marke Carrera und Musikkassetten. Gefrustet durchwühlte ich die Bänder. Es handelte sich ausnahmslos um Klassik und deutsches Liedgut der unerfreulichen Art. Doch halt! Die Mitleid erregende Sammlung bestand durchweg aus Kaufkassetten, bis auf eine, die ziemlich ramponiert aussah. Sie war unbeschriftet und das Band war gerissen. Ich wägte Pro und Contra ab; Pro siegte. Die Kassette verschwand in der Jackentasche. Danach warf ich einen kurzen Blick auf die Rückbank, auf der sich nur eine Straßenkarte und ein buntes Kissen befanden. Ich schaltete das Licht aus und verließ das Auto.
    An der unverschlossenen Eingangstür angekommen, klingelte ich erneut, um auf mich aufmerksam zu machen, und betrat den Flur. Den Schlüssel deponierte ich neben dem Telefon und wartete. An der gegenüberliegenden Wand war ein Spiegel angebracht. Als ich meine Frisur richtete, betrat Inge die Diele. Ihre Haare waren jetzt trocken, sahen aber nicht besser aus.
    »Sie waren lange draußen .«
    »Ich habe Ihr Auto bewundert. Schließlich hat man nicht alle Tage die Möglichkeit, in einem Jaguar zu sitzen .«
    »Was führt Sie zu mir ?«
    »Eigentlich will ich Ihren Mann sprechen. Wie Sie vielleicht wissen, ist Barbara Rudolph, eine seiner Schülerinnen, gestern ermordet worden .«
    »Eine schreckliche Geschichte. Ich habe davon in der Zeitung gelesen. Aber welche Rolle spielen Sie dabei ?«
    »Ich ermittle im Auftrag von Herrn Dr. Rudolph. Ich soll Barbaras Mörder finden .«
    »Dann sind Sie Privatdetektiv ?«
    »Ja, wie im Krimi.«
    »Ich hasse Kriminalromane. Immer diese Schnüffler mit ihrem Machogehabe. Ist Ihnen nicht aufgefallen, dass die Frauen dort immer wie ein Stück Fleisch behandelt werden ?«
    Ich steckte eine Camel an und fragte Inge nach ihrem Mann.
    »Sie scheinen dem Bild des Frauen verachtenden Schnüfflers voll und ganz zu entsprechen. Sie kommen gar nicht auf die Idee, mich zu fragen, ob Sie rauchen dürfen. Wahrscheinlich drücken Sie die Zigarette gleich auf meinem Arm aus .«
    »Frau Zollner-Knittel. Ich sehe drei Aschenbecher in diesem Raum, und in jedem liegen mindestens zehn Zigarettenstummel...«
    »Wenn mein Mann hier gewesen wäre, hätten Sie trotzdem um Erlaubnis gefragt. Aber bei einer Frau braucht man nicht zu fragen, da

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