Schweineblut
kommen Sie damit ausgerechnet zu mir?«
Die Tür wurde von einer schlanken Blondine geöffnet, die auf einem
Tablett geschickt Designergeschirr, Designergläser und Designerwasserflaschen
balancierte. Lächelnd stellte sie alles auf Boshovens Schreibtisch und
entfernte sich wieder.
Boshoven nickte. »Bitte, meine Herren, bedienen Sie sich.«
»Herr Böhling war so freundlich, uns darüber zu informieren, dass
Sie intensiv mit seinem Mitarbeiter zusammengearbeitet haben.«
»Ja, sicher. Herr Voogt war der Mittelsmann zwischen den Lieferanten
und uns. Wir haben die Proben auf Rückstände und auf ihre Qualität geprüft.
Routineaufgaben, aber nichtsdestoweniger sehr verantwortungsvoll.«
»Keine Frage. Keine Frage.« Ecki rührte in seinem Kaffee.
»Aber was hat der Mord an Herrn Voogt mit meinem Unternehmen zu
tun?«
»Dann will ich Sie mal nicht länger im Unklaren lassen.« Frank trank
einen Schluck. »Voogt hat offenbar zu Unrecht Analysen abrechnen lassen und das
Geld für sich behalten. Die Laborleistungen wurden offensichtlich nie erbracht.
Herr Böhling geht davon aus, dass Voogt Helfer in Ihrem Labor gehabt haben
muss.«
»Wie kommen Sie darauf?« Auf Boshovens Stirn erschienen kleine
Schweißperlen. »Ich … wir … ich hatte mit Herrn Böhling vereinbart, dass er
nicht die Polizei einschaltet. Ich dachte, dass wir die Sache bereits einvernehmlich
geregelt hätten.«
Ecki nickte. »Sie haben die 30 000 Euro
gezahlt.«
»Das wissen Sie auch schon?« Boshoven lockerte den Knoten seiner
Krawatte.
»Ich glaube, Böhling war froh, von der Sache erzählen zu können. Wir
fragen uns jetzt, warum haben Sie gezahlt?« Frank beobachtete die Veränderung,
die in Boshoven vorging. Das Image des unbestechlichen und kühl denkenden
Laborbesitzers war dem Bild eines zutiefst verunsicherten Managers gewichen,
der nicht mehr in seinen maßgeschneiderten Anzug zu passen schien.
»Hören Sie, ich habe nichts mit der Sache zu tun. Sie können
jederzeit meine Bücher prüfen. Unser Haus ist sauber. Wir können uns weder
Fehler noch unkorrektes Verhalten leisten.«
»Warum haben Sie dann gezahlt? Das kommt doch einem
Schuldeingeständnis gleich«, setzte Ecki nach.
»Um Gottes willen, nein. Das sehen Sie völlig falsch. Ich habe die 30 000 Euro gezahlt, um größeren Schaden von meinem Haus
abzuwenden. Ich habe vermeiden wollen, dass der Fall an die große Glocke
gehängt wird. Ich wollte auf keinen Fall die Polizei im Haus haben. Das ist
mehr als schlecht für mein Geschäft. Aber das hat ja nun nicht funktioniert.«
Boshoven sah Ecki resigniert an.
»Es gibt also niemanden, der mit Voogt unter einer Decke gesteckt
hat?«
Boshoven nickte.
»Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Wie soll das
gehen, dass Voogt Ihre Rechnungen manipuliert und das Geld in die eigene Tasche
steckt?«
Boshoven schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Ich habe alles auf
den Kopf stellen lassen, die komplette Buchhaltung. Ich habe sogar externe
Prüfer im Haus gehabt. Nichts. Ich weiß nicht, wie Voogt das geschafft haben
soll.«
»Aber die Brauerei hat das Geld doch überwiesen.«
»Was weiß denn ich?«
»Wir werden ermitteln. Bei Ihnen und bei Böhling.«
»Muss das sein? Sie ruinieren mit einer Polizeiaktion nur meinen Ruf
und meine Existenz. Ich kann das Labor schließen, wenn herauskommt, dass die
Polizei im Haus war. Ich habe die 30 000 Euro
doch bezahlt. Damit ist die Sache für mich erledigt. Ich möchte nur in Ruhe
weiterarbeiten können. Haben Sie denn dafür kein Verständnis?«
»Hören Sie«, Ecki schlug das Notizbuch zu, »es geht hier nicht nur
um Betrug. Es geht um Mord.«
Boshoven lehnte sich zurück und lockerte den Knoten der Krawatte
vollends. »Ich bin am Ende.«
Frank sah ihn verständnisvoll an. »Wir werden sensibel vorgehen. Es
geht doch darum, dass wir den Kontakt finden müssen, den Voogt gehabt hat, um den
Betrug abwickeln zu können. Und dieser ›Kontakt‹ führt uns dann möglicherweise
zum Mörder.«
Boshoven war verzweifelt. »Ich habe nichts mit dem Mord zu tun. Und
meine Firma auch nicht.«
»Es hilft nichts, Herr Boshoven.«
Nachdem die beiden Fahnder gegangen waren, stand Clemens Boshoven
noch lange an dem großen Panoramafenster und sah auf den Neusser Hafen.
Schließlich ging er zu dem schmalen Schrank, der an der kurzen Wand seines
Büros stand. Er öffnete den flachen schwarzen Holzkasten und schlug den öligen
Lappen zur Seite. Dann legte er eine Hand auf die
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