Schweineblut
eine
weitere Trophäe für seine Pornosammlung gesehen hat. Sie haben ihn umgebracht,
weil er Ihre Liebe nicht erwidert hat.«
»Nein, nein, nein!«
»Dann sagen Sie uns, wie es wirklich war.«
Melanie Mestrom suchte in ihrer Jeans vergeblich nach einem
Taschentuch. Deshalb wischte sie sich nun mit beiden Händen die Tränen aus dem
Gesicht.
»Ich habe nur Spaß haben wollen.«
»Aber aus dem Spaß wurde mehr. Ihre Gefühle haben Ihnen einen
Streich gespielt. Und weil Ihre Liebe nicht auf Gegenliebe gestoßen ist, musste
Michael Voogt sterben. So war es doch, oder?«
»Nein! So war es nicht! Fragen Sie doch die Pesch. Die war doch
selbst scharf auf Voogt.«
»Frau Mestrom, es macht keinen Sinn, wenn Sie hier ziemlich
fadenscheinige Behauptungen aufstellen, nur um sich zu entlasten.« Franks Ton
wurde schärfer.
»So kommen wir nicht weiter.« Ecki schüttelte den Kopf. »Die Wochen
zwischen der Nacht in dem Hotel und dem Tattag müssen für Sie die Hölle gewesen
sein.«
»Warum?«
»Jeder Tag, jede Stunde im selben Raum mit Michael Voogt muss für
Sie die Hölle gewesen sein. Sie haben so lange versucht, mit Ihren Gefühlen
allein fertig zu werden, bis Sie keinen anderen Ausweg mehr wussten. Dann sind
Sie nach Bracht gefahren und haben Voogt aufgelauert. Sie haben ihn zur Rede
gestellt, aber er hat nur gelacht, und dann haben Sie die Kontrolle über sich verloren
und zugestochen. Anschließend sind Sie in Panik weggerannt. Das Messer haben
Sie unterwegs weggeworfen. Sie müssen schrecklich gelitten haben, als Ihnen
bewusst wurde, was Sie getan hatten.«
Melanie Mestrom sah Frank verzweifelt an. »Nein. So war es nicht.«
»Wie dann?«
»Ich habe ihn nicht umgebracht. Ich war nicht in Bracht. Ich war in
meinem ganzen Leben noch nicht in Bracht.«
»Sondern?«
»Wir haben nach dem Wochenende in Kleve kaum mehr miteinander
gesprochen. Ich habe ihm gesagt, dass ich sein Verhalten scheiße fand und dass
er sich ja nicht trauen soll, irgendjemand die Bilder zu zeigen. Und dass ich
die Sache einfach nur vergessen wollte.«
»Und dann?«
»Er hat es mir versprochen. Und damit war die Sache auch erledigt.
Michael war niemand, dem man lange böse sein konnte. Er hatte so eine Art … Ich
weiß nicht.«
»Und das sollen wir Ihnen glauben?«
»Fragen Sie Dana.«
»Dana ist Ihre Freundin?«
»Dana ist meine beste Freundin.«
»Und der erzählen Sie alles.«
»Sie ist meine beste Freundin.«
»Wir werden sie fragen.«
Frank sah Ecki an. Dessen Mimik verriet nicht, was er dachte.
»Darf ich jetzt gehen? Bitte.«
»Wir können Sie nicht einfach so gehen lassen, Frau Mestrom. Sie
sind im Augenblick unsere Haupttatverdächtige. Ihre Geschichte klingt
keineswegs plausibel.«
Ecki nickte. »Sie werden hierbleiben müssen. Aber Sie können gleich
Ihre Angehörigen informieren, dass Sie bei uns sind.«
»Aber ich habe doch nichts getan!« Melanie Mestrom schlug die Hände
vors Gesicht. »Ich habe Michael nicht getötet. Er war nur nett zu mir. Und ich
wollte ein bisschen nett zu ihm sein. Mehr war da nicht. Dass die Sache in
Kleve passiert ist, das war nicht so schlimm.«
»Uns fehlen die Beweise für Ihre Unschuld, Frau Mestrom.« Ecki
seufzte. »Ich bedaure das sehr. Aber uns bleibt keine andere Wahl.«
Frank sah seinen Freund an und deutete mit dem Kopf in Richtung Tür.
»Kommst du bitte mal?«
Die beiden Ermittler verließen den Raum.
»Das ist ein junges Ding mit einer großen Klappe. Einen Mord begeht
die nicht. Die hat ein bisschen Spaß gesucht und ist dabei an den Falschen
geraten.«
»Vielleicht.«
»Was sollen wir deiner Meinung nach jetzt tun?«
»Sie muss hierbleiben, bis wir mit ihrer Freundin gesprochen haben.
Wir müssen ihr Umfeld abklären, ihren PC sicherstellen, das Handy überprüfen.
Das ganze Programm eben, wie immer.«
»Es besteht aber keine Fluchtgefahr.«
»Wie kannst du dir da so sicher sein?«
»Ich weiß es einfach.«
»Die Kleine ist unberechenbar.«
»Ich glaube eher, dass sie so schockiert ist, dass sie sich keinen
Zentimeter aus Mönchengladbach wegbewegen wird.«
»Ich möchte trotzdem erst mit dem Staatsanwalt sprechen. Ich denke,
dass er sich selbst ein Bild machen will.«
»Dann ruf Böllmann an. Ich bleibe so lange bei ihr.«
»Bis gleich.« Ecki verschwand Richtung Büro.
Frank kehrte in den Vernehmungsraum zurück und setzte sich wieder an
den Tisch. Melanie Mestrom hatte die Zeit genutzt, um sich, so gut es ging, die
Reste ihrer Schminke aus dem
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